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Hochschulpolitik
Protest gegen Sparpläne

Seit zwei Jahren wird im Saarland über die künftige Ausrichtung der saarländischen Hochschulen diskutiert. Vor allem eine Forderung an die Hochschulen steht im Raum: Sie sollen mehr Leistung mit weniger Geld erbringen. Dagegen regt sich Widerstand von Professoren und Studierenden.

Von Tonia Koch | 03.02.2015
    Studenten sitzen in einem Hörsaal bei der Erstsemesterbegrüßung der Universität Koblenz-Landau im April 2014 im Hörsaal.
    Auch wenn die Zahl der Studierenden gleich bleiben soll, soll gespart werden. (dpa / picture-alliance / Thomas Frey)
    6.000 Studierende und Professoren haben vor zwei Wochen gegen die Sparpläne der Landesregierung protestiert. Konstantin Klein war dabei. Er ist von Konstanz an die Saar-Uni gewechselt, um hier seinen Master in Physik zu machen.
    "Saarbrücken hat eine super Lehre, also ich bin ziemlich zufrieden mit meinem Studium hier. Wir haben engagierte Professoren, interessante Forschungsschwerpunkte und ich hab' einfach Angst und viele meiner Kommilitonen haben Angst, dass alles kaputt gespart wird, was aufgebaut wurde und was die Universität auszeichnet."
    Die einzelnen Fakultäten sollen unterschiedliche Sparbeiträge erbringen. Die Physik trifft es besonders hart. Sie soll jährlich mit etwa 25 Prozent weniger Geld auskommen. Die Doktoranden bangen um ihre Jobs. Viele trügen sich mit dem Gedanken, der Universität den Rücken zu kehren, sagt Daniel Flormann, der in wenigen Wochen seine Promotion abschließt.
    "Das ist Thema, dann macht man halt den Bachelor hier fertig und dann schaut man, dass man an eine andere Universität kommt, um sicher seinen Abschluss machen zu können und eine vernünftige Forschung zu haben."
    Sparen ohne Qualitätsverlust gefordert
    Die Landesregierung will die Mittel für die Universität auf dem bisherigen Niveau von 178 Millionen Euro jährlich einfrieren. Das heißt, sämtliche Tarif- und Preissteigerungen muss sie bis 2020 aus eigener Kraft abfedern. Daraus ergibt sich nach Berechnungen der Universität ein jährliches Einsparvolumen von etwa 20 Prozent. Weil jedoch die Zahl der Studierenden gleich bleiben soll und die Qualität von Forschung und Lehre nicht beeinträchtigt werden darf, sieht sich die Universität vor eine unlösbare Aufgabe gestellt. Die Hochschule sei eben kein Wirtschaftskonzern, argumentiert Christian Wagner, Professor für Experimentalphysik und Mitglied im Senat.
    "Zum anderen ist es natürlich so, dass wir nicht Autos oder Fahrräder produzieren, wo man irgendwo billiger einkaufen kann, sondern wir haben junge Menschen, denen wir das Beste mitgeben können, was Deutschland zu bieten hat, nämlich Bildung und Wissen und das gibt es nicht zum Billigtarif."
    Das Land ziehe sich aus seiner bildungspolitischen Verantwortung zurück, findet der Senator.
    "Was sehr schade ist, ist, dass die Politik nicht von sich aus den Wert von Wissenschaft und Bildung erkennt, sondern uns nunmehr seit zwei Jahren auf Trab hält und letztlich auch von der eigentlichen Arbeit abhält. Wir werden in höchstem Maße politisiert und sollen doch Wissenschaft und Forschung machen."
    Mehr Bundesmittel ja, mehr Landesmittel nein
    In den aktuell diskutierten Finanzplänen sind die vom Bund bereit gestellten Hochschulpaktmittel noch nicht eingestellt, weil ihre exakte Höhe nicht bekannt ist. Des Weiteren muss noch politisch ausdiskutiert werden, zu welchen Teilen die frei werdenden BAföG-Mittel den Hochschulen zufließen. Die SPD stünde dabei nicht auf der Bremse, sagt die stellvertretende Ministerpräsidentin Anke Rehlinger.
    "Es gibt Hoffnung auf mehr Geld, das was der Bund gibt, wird den Universitäten und Hochschulen sicherlich zu Gute kommen."
    Mehr Bundesmittel ja, mehr Landesmittel nein. Da bleibt CDU-Landesmutter Annegret Kramp-Karrenbauer hart.
    "Was nicht geht, ist, dass zusätzliches Geld aus dem Landeshaushalt zur Verfügung steht."
    Sie ist nicht nur Ministerpräsidentin und damit oberster Sparkommissar im Saarland, sondern auch Wissenschaftsministerin. In der Debatte um die Hochschulen war von der Wissenschaftsministerin jedoch bislang nichts zu sehen.
    "Lieber lasse ich mich ausbuhen, als dass ich den Menschen irgendetwas verspreche, was ich nicht halten kann."
    Physikstudent Konstantin Klein ist enttäuscht.
    "Es ärgert mich, dass in den Sonntagsreden die Bildung hochgehalten wird, dass der Fachkräftemangel beklagt wird und andererseits wird bei der Bildung gespart. Was mich besonders aufregt, ist, dass dann auch noch ausgerechnet bei den Mint-Fächern gespart wird, bei Physik, bei der Mechatronik, grad die Fächer, die so zukunftsträchtig sind, das stört mich."