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Hockey
Abenteuer Indien

Der ehemalige deutsche Hockey-Nationalmannschaftskapitän Moritz Fürste spielt zum bereits vierten Mal in der Hockey India League. Für seinen Trainer und seine Mitspieler ist der Hamburger ein Idol. Auf den Straßen Indiens wird er oft erkannt - aber nicht wegen seiner sportlichen Erfolge.

Von Jürgen Webermann | 02.02.2017
    Deutschlands ehemaliger Hockey-Nationalmannschaftskapitän Moritz Fürste während der Nationalhymne
    Deutschlands ehemaliger Hockey-Nationalmannschaftskapitän Moritz Fürste während der Nationalhymne (dpa / picture alliance / Friso Gentsch)
    So hört sich ein Hockysieg in Indien an: Zehntausend Fans auf den Rängen, ein Feuerwerk, und die Vereinshymne.
    Die Kalinga Lancers, das ist ein Team aus der in Deutschland eher unbekannten Millionenstadt Bubaneshwar in Ostindien. Kapitän und Gesicht der Mannschaft: Moritz Fürste aus Hamburg. "Es gibt nicht viele Möglichkeiten für die Leute dort, ihrer Heimat zuzujubeln. Da gibt’s dann halt immer im Januar und Februar die Hockey India League, und da drehen die Leute dann durch."
    Atemberaubendes, extremes Indien
    Die Hockey India Liga, das ist eine sechswöchige Tour, mit Weltklassespielern aus aller Welt, eine Show, die live im Fernsehen gezeigt wird, zur besten Sendezeit. Für Moritz Fürste ist es das vierte Indien-Abenteuer.
    Er kennt das atemberaubende, extreme Indien bereits, ist aber immer noch beeindruckt. "Ich hab Spieler in der Mannschaft, die aus dem Slum kommen, die 16 Jahre lang mit ihrer Familie keine Elektrizität und Wasser hatten. Aber ich weiß, was mich erwartet, wenn man schon mal was gesehen hat, wird man nicht mehr so oft überrascht wie jetzt vielleicht noch im ersten Jahr."
    Vorbild Fürste
    Für junge indische Mitspieler ist Moritz Fürste vor allem: ein Vorbild. Die Kalinga Lancers haben für ihn die Rekordsumme von 105.000 US-Dollar ausgegeben.
    "Man merkt dass Respekt da ist. Vor allem vor den internationalen Leistungen, die wir mit Deutschland erbracht haben in den vergangenen zehn Jahren. Das hört man in jeder Besprechung, da erwähnt jemand, dass wir es so machen sollen wie die Deutschen. Aber ansonsten bin ich auf dem Platz ein ganz normaler Mitspieler."
    Fürstes Trainer schwärmt von seinem Schützling
    Nein, sagt sein Trainer, der Australier Mark Hager, Fürste ist mehr als ein normaler Spieler: "Naja, er hat zwei olympische Goldmedaillen und eine Bronzemedaille, das kann nicht jeder von sich behaupten. Die Spieler schauen zu ihm auf. Aber abgesehen davon ist er ein toller Typ. Er ist nicht arrogant, er behandelt alle gleich. Er macht meinen Job viel einfacher. Im vergangenen Jahr wurden wir vor allem dank seiner Leistung Zweiter."
    Drei Siege, zwei Niederlagen, das ist Fürstes Bilanz mit den Lancers bisher. Am Dienstag, beim Auswärtssieg in Mumbai, traf er zwei Mal. Kapitän des Gegners, ein alter Bekannter aus der deutschen Nationalmannschaft: Florian Fuchs. Auch gegen den dritten deutschen Profi in Indien, Christopher Rühr, hat Fürste bereits gespielt.
    Auf den Straßen Indiens wird er erkannt
    "Wir haben eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe zu dritt, in der wir uns austauschen. Das macht Spaß gegeneinander zu spielen. Wir haben im Spiel gelacht, als der Schiedsrichter eine Nickligkeit von ihm nicht gesehen hat - also das ist eher lustig."
    Jetzt hat Fürste ein paar Tage Spielpause, das Team ist nach Bubaneshwar zurück gekehrt. Dort, in den Straßen, fällt Moritz Fürste auf. So oder so.
    "Die Leute erkennen mich und wollen Fotos machen, aber ich kann nicht einschätzen, ob das ist, weil ich Hockey spiele oder weil sie es spannend finden, dass jemand, der blond und 1,90 Meter groß ist, durch ihre Straßen läuft. Ich glaube, eher Zweiteres."
    Eigentlich soll diese Saison Fürstes letztes Indien-Abenteuer sein. Eigentlich. So ganz festlegen will er sich da noch nicht.