Hörspiel

Die alte Tochter spricht mit ihrem jungen Vater

Soldatenfriedhof in der Stadt Berjosa im Westen Weißrusslands. Dort wurden die Gebeine von 1025 deutschen und ungarischen Soldaten umgebettet. Angehörige der Toten aus Deutschland waren dabei.
Soldatenfriedhof in der Stadt Berjosa im Westen Weißrusslands. Dort wurden die Gebeine von 1025 deutschen und ungarischen Soldaten umgebettet. Angehörige der Toten aus Deutschland waren dabei. © Deutschlandradio / Philipp Gessler
Hörspiel von Gabriele Bigott · 19.05.2018
Als ihre Mutter hochbetagt stirbt, findet die im letzten Kriegswinter geborene Autorin im Wäscheschrank unter den Küchenhandtüchern die Briefe, die ihr Vater nach seiner Einberufung zur Wehrmacht an seine Braut geschrieben hat. Sie selbst hat ihn nie kennengelernt.
Seit Sommer 1944 ist er, so die amtliche Auskunft, bei Minsk vermisst. Eine Liebesgeschichte im Krieg, zerstört wie so viele. Nur, dass es diesmal die ihrer Eltern ist, in der sich die Berichte des jungen Vaters vom ungeliebten Soldatenleben, seine Liebesbeteuerungen und seine Hoffnungen auf ein glückliches Leben danach mit Erzählungen der Mutter und ihren eigenen Erinnerungen vermischen. Und sie die Stimme ihres Vaters sich aus dem brüchigen Papier erheben hört, der Fragen nicht beantworten, aber gestellt bekommen kann. Der nun erfahren soll, wie das Leben von Frau und Tochter weiterging, an dem teilzuhaben ihm verwehrt worden ist. Und ein nie geführtes Gespräch endlich stattfindet.
Komposition: Tobias Morgenstern
Regie: Gabriele Bigott
Mit Christian Friedel, Cornelia Lippert

Produktion: MDR 2016
Länge: 55'