Hörspiel: Die Einsamkeit des Meeresgrunds

Die Durchquerung der Tiefe in dreizehn dunklen Kapiteln

Unterwasserwelt: viele, viele Fische und Unterwasser-Pflanzen und ein einsamer Taucher.
Collage-Virtuose Ror Wolf gerät als unfreiwilliger Tiefsinns-Forscher in eine merkwürdige Unterwelt. © Alex Rose / unsplash
Von Ror Wolf · 09.03.2024
Wenn sich ein Collage-Virtuose wie Ror Wolf auf die Reise durchs Material begibt, so ist weniger Verlass auf tiefsinnige psychologische Bedeutungen als auf sinnliche Eindrücke und freischwingende Rhythmen des Erzählens.
Wenn sich ein Collage-Virtuose wie Ror Wolf auf die Reise durchs Material begibt, so ist weniger Verlass auf tiefsinnige psychologische Bedeutungen als auf sinnliche Eindrücke und freischwingende Rhythmen des Erzählens. „Eine Radio-Reise" hat er sein neues Hörspiel betitelt, dessen unerschrockener Protagonist Doktor Collunder dem Tiefsinn eher mit dem Tastsinn begegnet, als er - eines Abends aus seiner Wohnung hinaus auf die Straße tretend - unaufhaltsam in die Tiefe stürzt und, unten angekommen, auf andere stößt, denen es ähnlich gegangen ist.
Was der unfreiwillige Tiefsinns-Forscher in dieser merkwürdigen Unterwelt erlebt, steht der Phantastik eines Jules Verne in nichts nach. Denn auf dem Grund der Dinge ist alles im unablässigen Wandel. Und nicht allen dort unten, unter denen sich alte Bekannte aus Ror Wolfs Büchern finden, geht es dabei wie dem einsamen Forscher Lemm: Kultur, wie wir sie auf der Welt zu ertragen haben, gibt es hier unten so gut wie nicht. Auch keine Natur ... Der Mangel an Licht hat eine Besiedlung unmöglich gemacht. In einer solchen Umgebung kann man es aushalten.
Der Schriftsteller Ror Wolf, aufgenommen 2008 in seiner Wohnung
Der Schriftsteller Ror Wolf, aufgenommen 2008 in seiner Wohnung© picture alliance / dpa / Uwe Anspach

Die Durchquerung der Tiefe in dreizehn dunklen Kapiteln
Von Ror Wolf
Regie: Hermann Naber
Produktion: SWF/Deutschlandfunk/HR 1997
Eine Wiederholung vom 10.01.1998

Ror Wolf (1932–2020), Schriftsteller und Grafiker, ist vor allem für seine Radio-Collagen aus Fußball-Konferenzschaltungen bekannt (z.B. „Córdoba Juni 13.45 Uhr“, HR 1979). Unter dem Pseudonym Raoul Tranchirer veröffentlichte er u.a. die makabre „Enzyklopädie für unerschrockene Leser“ (2009). „Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nordamerika“ wurde 1988 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet und ist eins der meistgespielten Stücke der ARD. „Die überzeugenden Vorteile des Abends“ ist mit „Der Chinese am Fenster“ (WDR/HR 1971) und „Reise in die Luft in 67 Minuten und 15 Sekunden“ (HR/WDR 1976) Teil der Hörspiel-Trilogie „Auf der Suche nach Doktor Q.“