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Hoffnungsschimmer für Tasmanische Teufel
Resistent gegen tödlichen Gesichtskrebs?

Auf Tasmanien gibt es viele bizarre und einzigartige Tiere, dazu gehört auch der Tasmanische Teufel. Der größte lebende Vertreter der Raubbeutler ist in Gefahr: Sein Bestand ist in den letzten Jahren um etwa 80 Prozent eingebrochen. Der Hauptgrund ist ein aggressiver Gesichtstumor, der die Teufel tötet. Forscher versuchen dies mithilfe der Genetik zu ändern.

Von Jochen Steiner | 31.08.2016
    Ein Tasmanischer Teufel liegt auf einem Stein und schaut in die Kamera
    Der Tasmanische Teufel ist vom Aussterben bedroht (dpa)
    Das ist der Ruf des Teufels, des Tasmanischen Teufels.
    "Er sieht aus wie eine Mischung aus einem kleinen Bären und einem Hund. Mit einer langen Schnauze und recht großen Ohren. Die Tiere sind meist schwarz und haben oft einen weißen Streifen auf der Brust oder ihrem Schwanz. Ausgewachsene Tasmanische Teufel wiegen zwischen neun und 14 Kilogramm."
    Der Evolutionsgenetiker Andrew Storfer von der Washington State University hat selbst vor ein paar Jahren Tasmanische Teufel gesehen und gehört – in ihrer Heimat Tasmanien. Doch mittlerweile ist es sehr schwierig geworden, die Beuteltiere im Freiland zu finden.
    "Vor etwa 20 Jahren haben Wissenschaftler entdeckt, dass viele Tiere an einem Gesichtstumor leiden. Später haben wir dann herausgefunden, dass der Krebs von Teufel zu Teufel übertragbar ist. Dieser Gesichtskrebs hat mittlerweile an manchen Orten zu einem Populationsrückgang von bis zu 90 Prozent geführt. Auf ganz Tasmanien sind die Bestandszahlen insgesamt um 80 Prozent eingebrochen."
    Es steht gar nicht gut um die Beutelteufel. Der Tumor ist fast immer tödlich. Er wächst und wächst und kann so große Teile des Gesichts der Tasmanischen Teufel bedecken, dass sie nicht mehr richtig fressen oder atmen können. Doch noch ist die Art nicht ausgestorben, es gibt Hoffnung.
    "Einige Populationen, von denen man angenommen hatte, dass sie bald aussterben würden, existieren noch. Wir wollten nun herausfinden – warum? Eine naheliegende Annahme ist, dass sich entweder der Tumor weiterentwickelt hat, oder die Teufel, oder beide. Wir konnten glücklicherweise auf Gewebeproben von Tieren zurückgreifen, die vor dem Ausbruch der Krankheit und danach gesammelt wurden. So konnten wir die Häufigkeit bestimmter Gene vor und nach dem Auftreten des Krebses vergleichen und nach Veränderungen im Erbgut suchen."
    Ein Tasmanischer Teufel
    Ein Tasmanischer Teufel (picture-alliance/ dpa/dpaweb - AAP Image David Killick)
    Die Forscher um Andrew Storfer untersuchten Proben von knapp 250 Tasmanischen Teufeln aus drei unterschiedlichen Populationen. Sie verglichen nun etwa 20 Prozent des Erbguts vor und nach dem Krankheitsausbruch.
    "Wir haben große Veränderungen entdeckt. Bestimmte Varianten von sieben Genen kamen nun häufiger vor als noch vor dem Ausbruch des Gesichtskrebses. Von zwei dieser Gene kennen wir die Funktion nicht, aber fünf Gene stehen bei anderen Tieren und auch beim Menschen im Zusammenhang mit Immunreaktionen und Krebs."
    Es könnte also durchaus sein, dass der Tasmanische Teufel resistent gegen den Tumor wird. Die Wissenschaftler wollen dazu weiter forschen. Vielleicht können die Beutelteufel eines Tages den Krebs aus eigener Kraft besiegen. Bis dahin könnten die genetischen Befunde bestehende Schutzmaßnahmen unterstützen.
    "Wir könnten für die Zuchtprogramme, die es gibt, in Zukunft nur die Tiere auswählen, die die vorteilhaften Gene in sich tragen – also die Gene, die den Krebs besiegen könnten."
    In solchen Zuchtstationen wird den Tieren zusätzlich ein Impfstoff gespritzt, der sie vor dem aggressiven Krebs schützen soll. Doch erst in einigen Jahren wird sich zeigen, ob diese Maßnahmen helfen können, den Tasmanischen Teufel vor dem Aussterben zu bewahren.