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Holpriger Start

Raumfahrt. - Das Nasa-Marsfahrzeug "Curiosity" steht seit gut einem Monat auf dem Mars. Nach und nach haben Ingenieure die Instrumente im schwersten jemals gelandeten Rover in Betrieb genommen. Jetzt sind Zweifel an der Sterilität des Bohrers und des Probenbehälters aufgetaucht. Die Raumfahrtagentur ist überzeugt, die Probleme in den Griff zu bekommen.

Von Karl Urban | 13.09.2012
    Der Bohrer ist ein wichtiges Werkzeug auf dem Mars. Curiosity soll mit ihm Gesteinsproben gewinnen, aus bis zu fünf Zentimeter Tiefe, um sie dann weiter zu untersuchen. An Bord befinden sich diverse Analysegeräte, die einem Chemielabor alle Ehre machen würden. Sie sitzen allerdings tief im Innern des Rovers und sind auf das draußen gewonnene Gesteinsmehl angewiesen. Könnte nun gerade der Bohrer durch Unachtsamkeit irdische Mikroben eingeführt haben?

    Immer neue Medienberichte lassen das vermuten, die bereits auf die Zeit des Starts im November 2011 zurückgehen. Das Büro für Planetaren Schutz der Nasa hatte damals Vorwürfe gegen das Missionsteam erhoben. Die Ingenieure sollen zuvor genau abgestimmte Prozeduren im Reinraum nicht eingehalten haben. Dabei wurde eine von drei Bohrspitzen Curiositys aus einer verschlossenen Box herausgenommen und bereits am Bohrgerät montiert: Zur Sicherheit, um den Bohrer während der rauen Landung stabiler befestigen zu können. Ein Problem durch eingeschleppte Keime entsteht dadurch laut David Lavery aber nicht.

    "Wir haben mit dem Rover an keiner Stelle die Anforderungen für Planetaren Schutz übertreten. Die Mission erfüllt voll die nötige Reinheit an der Landestelle im Galekrater."

    Der Beamte leitet die Abteilung Sonnensystemforschung im Nasa-Hauptquartier in Washington, DC. Und er geht noch einen Schritt weiter:

    "Curiosity ist sogar der sauberste Rover, den die Nasa jemals zum Mars geschickt hat. Wir werden nach allem, was wir heute wissen, an keiner Stelle irgendwelche geplanten Bohrarbeiten verbieten müssen."

    Dass der Rover tatsächlich keinen Grund zur Beanstandung gibt, bestätigt auch Gerhard Kminek aus dem europäischen Raumfahrtzentrum Estec in den Niederlanden. Er ist wie seine Nasa-Kollegen dafür verantwortlich, dass potentiell lebensfreundliche Orte im Sonnensystem nicht von irdischen Keimen besiedelt werden. Laut Kminek sei die biologische Reinheit des Bohrers und der kompletten Mission vollkommen ausreichend. Denn der Landeort liegt in der wasserarmen Äquatorzone, in der – wenn überhaupt – vor Jahrmilliarden Wasser geflossen ist. Deshalb seien auch die hygienischen Anforderungen an den Rover gar nicht so streng.

    Doch bis das Bohrgerät von Curiosity wirklich zum Einsatz kommt, werden aus ganz anderen Gründen wohl noch einige Wochen vergehen. Erst kurz vor der Landung auf dem Mars entdeckten Ingenieure ein schwerwiegendes Problem mit einer Isolationsschicht aus Teflon. Sie verschließt in einem Auffangbehälter jenes Gesteinsmehl, das später im hochgenauen Chemielabor des Rovers untersucht werden soll. Diese chemischen Analysen könnten durch den Abrieb winziger Spuren von Teflon verfälscht werden.

    Längst arbeitet die Nasa an der Behebung dieses Problems. Doch die Lösung ist offenbar noch nicht so weit gediehen, um sie der Öffentlichkeit preiszugeben. Lavery:

    "Die Sache entwickelt sich ausgesprochen gut. Wir haben uns während der Überprüfung des Bohrsystems einige Maßnahmen überlegt, die alle Bedenken ausräumen dürften."