Corona-Studie

Konzerte sind möglich

08:38 Minuten
Tim Bendzko
Ein Konzert von Popmusiker Tim Bendzko wurde zum Forschungsgegenstand. Ergebnis: "Wenn die Lüftung gut ist, kann man mit Hygienekonzepten wirklich viel erreichen." © Imago / xim.gs
Stefan Moritz im Gespräch mit Andreas Müller · 29.10.2020
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Pünktlich zum gerade beschlossenen Shutdown ab Montag liegen die Ergebnisse einer Studie über die Sicherheit von Konzerten vor – und sie sind überraschend gut. Es braucht nur das richtige Hygienekonzept.
Die Anti-Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und der Länder haben auch die Entertainment-Branche hart getroffen. Konzerte und ähnliche Veranstaltungen wurden in den letzten Monaten vielfach abgesagt.
Musste das sein? Geht es auch anders? Das wollte ein Forscherteam der Uni Halle herausfinden und hat im August das Projekt RESTART-19 gestartet. Bei einem Tim Bendzko-Konzert wurde getestet, wie Konzerte sicher veranstaltet werden können.

Konzerte sind möglich – selbst bei hoher Inzidenz

Konzerte seien mit bestimmten Einschränkungen durchaus möglich, sagt der Leiter der Studie, Stefan Moritz. Essenziell sei dabei ein gutes Belüftungskonzept für Indoor-Veranstaltungen. Gibt es das nicht, könne es zu einer Vielzahl von Ansteckungen kommen:
"Aber wenn die Lüftung gut ist, dann kann man mit Hygienekonzepten wirklich viel erreichen. Und dann kann man auch Veranstaltungen durchführen, selbst wenn die Zahlen sehr hoch sind."
Sehr hoch heißt: eine Inzidenz von 100 pro 100.000 Einwohnern pro Woche. Laut der Studie haben rund 90 % der Konzertbesucher kein Problem damit, die ganze Zeit eine Maske zu tragen.

Mehrere Szenarien wurden durchgespielt

Mehrere Szenarien wurden für RESTART-19 getestet, so Moritz:
"Die sitzen im sogenannten Schachbrettmuster, immer ein Sitz ist frei. Und da haben wir durchaus gesehen, dass man mit den Zahlen mit einer Maske und in dem Sitzmuster es bis zu einer Inzidenz von 50 pro 100.000 und Woche vertreten kann, und keine Effekte sieht durch die Veranstaltung, weil der Schutz so gut ist."
Ein weiterer Test war ein Sitzplatzkonzept, bei dem Paare nebeneinander sitzen durften, aber 1,50 Platz um sich herum hatten. Dabei sei es kaum zu Kontakten gekommen, sagt der Studienleiter.
Trotzdem unterstützt Moritz das erneute Herunterfahren des öffentlichen Lebens, beziehungsweise die Intention dahinter:
"Wenn ich das gestern richtig verstanden habe, ist ja die Idee, einen Impuls in die Bevölkerung zu setzen, dass wir alle dramatisch unsere Kontakte reduzieren müssen. Und das ist auch ja der richtige Weg, wenn Sie das Wachstum der Zahlen anschauen. Wir brauchen jetzt eine sofortige Veränderung."
Seine Studie sei dazu geeignet, mittelfristige Perspektiven zu eröffnen, meint Moritz. Schließlich gehöre die Veranstaltungsbranche nun zu einem der wenigen Bereiche, die tatsächlich Zahlen vorlegen könnten.
(hte)
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