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Homosexuellen-Umzug
Ultraorthodoxer Jude sticht sechs Menschen nieder

Ein ultraorthodoxer Jude hat bei einer Lesben- und Schwulenparade in Jerusalem sechs Menschen niedergestochen. Zwei verletzte er dabei schwer, wie die Polizei mitteilte. Der Mann war bereits in der Vergangenheit wegen eines ähnlichen Angriffs zehn Jahre im Gefängnis.

30.07.2015
    Bei dem Angriff eines ultraorthodoxen Juden auf einen Umzug von Schwulen und Lesben sind sechs Menschen verletzt worden.
    Bei dem Angriff eines ultraorthodoxen Juden auf einen Umzug von Schwulen und Lesben sind sechs Menschen verletzt worden. (picture alliance / EPA / Atef Safadi)
    Dem 40 Jahre alten Mann war es trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen gelungen, zu dem Umzug vorzudringen. Augenzeugen sagten dem Sender Kanal Zwei, der Mann sei in die Menge gestürmt und habe auf Teilnehmer der Parade eingestochen. Die Polizei überwältigte ihn und nahm ihn fest. Der Umzug wurde fortgesetzt.
    Der Mann ist ein Wiederholungstäter: Er hatte vor zehn Jahren bereits die Parade in Jerusalem angegriffen und dabei drei Menschen verletzt. Dafür wurde er zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Er war nach Verbüßung von zehn Jahren dieser Strafe vor rund drei Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Polizei habe "keine Informationen über die Absichten des Mannes" gehabt, sagte ein Sprecher.
    Netanjahu verurteilt Angriff
    Ultraorthodoxe Gruppen haben gegen den Umzug protestiert und ihn als widerwärtig bezeichnet. Zum Schutz der mehreren tausend Teilnehmer waren Hunderte Polizisten und freiwillige Helfer im Einsatz. Die Umzugsroute war bewusst kurz und weit entfernt von den bedeutenden religiösen Zentren für Christen, Muslime und Juden in Jerusalem gehalten.
    Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte den Angriff. Der Staat Israel respektiere die persönliche Freiheit jedes Einzelnen und jede Frau und jeder Mann dürfe in dem Land in Sicherheit so leben, wie er es für richtig halte, sagte er. Israel verfolgt eine liberale Homosexuellen-Politik. Ultraorthodoxe Juden stehen gleichgeschlechtlichen Beziehungen zutiefst kritisch gegenüber.
    (hba/ach)