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Honduras im WM-Fieber

Die Schlagzeilen beherrschte Honduras zuletzt wegen des Militär-Putsches gegen Präsident Zelaya. Die Bevölkerung des krisengeschüttelten Landes ist dankbar für jede Ablenkung - umso mehr wenn es um die zweite WM-Teilnahme ihres Landes geht.

Von Johanna Herzing | 16.06.2010
    Für Honduras kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Seit der Qualifikation für die WM-Teilnahme im vergangenen Herbst durch einen 1:0-Sieg über El Salvador herrscht in dem Land Hochstimmung. Ausschreitungen wie 1969, als ein WM-Qualifikationsspiel gegen eben diesen Gegner den sogenannten Fußballkrieg auslöste, blieben glücklicherweise aus. Dabei kam der Erfolg der honduranischen Nationalelf, der Selecion, auch 2009 in einem politisch heiklen Moment. Mannschafts-Kapitän Amado Guevara:

    "Zu dieser Zeit war das Land geteilt und es gab große Konflikte unter uns Honduranern. Das gab es noch nie vorher. Der Fußball bekam eine wichtige Rolle. Durch uns konnten die Menschen vergessen, einfach vergessen. Für mich und meine Familie war es eine dieser magischen erfolgreichen Nächte, die man niemals vergisst."

    Vergessen wollten viele Honduraner die Ereignisse, die seit Juni das Land erschüttert haben. Nach dem Militär-Putsch gegen Präsident Manuel Zelaya war die WM-Qualifikation Hoffnungsschimmer und willkommene Ablenkung zugleich. Für Honduras ist es erst die zweite WM-Teilnahme seit 1982. Die politische Klasse hat die Wirkung des Sports längst für sich entdeckt und versucht von dessen positivem Image zu profitieren. Der seit Januar amtierende Präsident Porfirio Lobo will beim Vorrundenspiel gegen Chile jedenfalls unbedingt dabei sein.