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Hostel in Warnemünde
Urlaub im Überseecontainer

Wer das Meer liebt und coole Unterkünfte schätzt, für den gibt es jetzt eine neue Adresse in Rostock-Warnemünde. Das Hostel "Docks Inn" hat ein deutschlandweit einmaliges Konzept: Die 64 Zimmer sind aus Überseecontainern gebaut worden. Früher mit verschiedenen Frachten auf den Weltmeeren unterwegs, haben sie nun in Warnemünde direkt am Wasser angedockt.

Von Silke Hasselmann | 02.06.2017
    Das Hostel Dock Inn in Rostock-Warnemünde besteht aus ehemaligen Überseecontainern
    Das Hostel Dock Inn in Rostock-Warnemünde besteht aus ehemaligen Überseecontainern (Deutschlandradio / Silke Hasselmann)
    Rot, blau, orange – die frischbemalten Überseecontainer stapeln sich leicht versetzt in vier Etagen über dem Erdgeschoss. Gerade hat sich dieser ehemalige Werftarbeiter die Zimmer angeschaut.
    "Ja, das ist was Modernes, was Neues. Gewöhnungsbedürftig, ne. Für junge Leute, die werden dat schon annehmen, ne."
    Und Sie selbst?
    "Oma und Opa werden schon auch mal herkommen. Die bringen die Enkel dann mit, ne (lacht)".
    Urlauber statt Bananen
    In der hallenhohen Lobby treffe ich Petra Cavet. Die Koordinatorin für Kunst, Kultur und Gruppenreisen erklärt mir, was es mit den Überseecontainern auf sich hat, von denen zwei auch als Lounge in der Lobby stehen.
    "Wir haben die Container in Hamburg gekauft. Die wären sonst weggeschmissen, verschrottet worden. Dann haben wir die aufgearbeitet, Rostschutz draufgestrichen und dann oben, wo die Hotelzimmer drin sind – die sind natürlich auch noch isoliert. Aber sind schon echte Überseecontainer, die unterwegs waren und Bananen transportiert haben, Fische - wir wissen's nicht genau."
    Am Geruch bekommt man es nicht heraus – Gott sei Dank, denke ich. Und sonst? Gibt es hier unten eine Bar, ein Restaurant und eine "Kombüse", also eine Selbstversorgerküche:
    "Wo man dann für sich selber kochen kann, sein Frühstück mitbringen kann, auch Sitzplätze hat."
    Petra Cavet nennt sich nicht Rezeptionistin oder Hotelchefin des Dock Inns - sie ist Koordinatorin für Kunst, Kultur und Gruppenreisen
    Petra Cavet nennt sich nicht Rezeptionistin oder Hotelchefin des Dock Inns - sie ist Koordinatorin für Kunst, Kultur und Gruppenreisen (Deutschlandradio / Silke Hasselmann)
    Gut, jetzt ab in die Zimmer.
    "Dann fahren wir mal mit dem Aufzug hoch. In der zweiten Etage haben wir die Mehrbett-Zimmer, Vierer- und Achterdorms. Oben drüber die 42 Doppelzimmer, und ganz, ganz oben neben der Sauna haben wir auch noch zwei Suiten. Und jetzt das Untypische: Wir gehen erstmal wieder raus auf unseren offenen Laubengang. Und von da kommt man erst in die Zimmer rein."
    Dann beschreiben wir erst mal ganz kurz den Blick, der sich uns bietet. Also: Geradeaus geschaut, direkt auf die Warnow-Werft, wir schauen auf die Werfthallen, Kräne.
    "Und hinten, was ja schon fast wirkt wie eine Ostsee oder kleiner See, das ist der Breitling, die Stelle, wo sich die Warnow richtig schön breit zieht."
    Gerade fährt übrigens auch eine Regionbahn ein. Das ist natürlich sehr günstig, dass genau hier eine Haltestelle existiert.
    "Genau. Man kommt vom Hauptbahnhof mit der S-Bahn direkt bis zu uns Haltestelle Warnemünde Werft. Außerdem hält der Flix-Bus direkt vor der Tür, der von Berlin kommt. Und eine Station mit der S-Bahn - dann ist man direkt in Warnemünde am Strand oder ein paar Stationen mit dem Bus."
    Schmuggelgut für die Atmosphäre
    Petra Cavet öffnet die gläserne Tür von Zimmer 501. Sorfort stehen wir im Wohnbereich: Kleine Couch, riesiger Fernseher, Schiebetür. Die ähnelt einer Schultafel mit Kreidezeichnungen:
    "Auf der Schiebetür sieht man Schmuggelgut, was wir uns gedacht haben, was früher vielleicht in den Containern geschmuggelt wurde."
    Ich erkenne einen Turnschuh. Munchs Gemälde "Der Schrei". Eine Schlange. Die Innenwände übrigens: kein Metall, sondern glatte Rigips-Platten und helles Holz. So sind auch das Bad und der hintere Schlafbereich gestaltet. Als ich die Arme ausbreite, kann ich mit den Fingerspitzen fast die Seitenwände berühren. Zimmerbreite: 2,40 Meter, sagt Petra Cavet. Länge?
    "Da haben wir 12 Meter, ganz normale Größe von den größten Überseecontainern, die es gibt. Und vorn und hinten haben wir jeweils die typischen Türen rausgenommen, wie man sie bei uns im Empfangsbereich gesehen hat, und haben dafür zimmerhohe Fenster eingebaut, damit es wirklich schön hell ist. Und wir sind ja gerade in einem roten Container. Von außen ist er rot, und dann ist er von innen auch komplett rot, damit man nicht vergisst, dass man in einem Container schläft. Sonst hätten wir ja auch ganz normale Zimmer bauen können."
    Nachholbedarf bei jungen Touristen
    Kurzurlaub oder Klassenfahrt im Überseecontainer – das findet auch Tobias Woidendorf vom Tourismusverband gut. Denn Mecklenburg-Vorpommern sei zwar der Deutschen liebstes Binnenreiseziel. Das gelte aber nicht unbedingt für junge Leute.
    "Genau genommen kommt nur jeder 25. aus der Altersgruppe 20 bis 30 nach Mecklenburg-Vorpommern bzw. ist einer unserer Gäste. Damit können wir uns nicht zufrieden geben. Wir liegen zwischen den beiden größten deutschen Städten, zwischen Hamburg und Berlin mit einer großen Jugendkultur und einem starken Einzugsgebiet. Daraus müssen wir mehr machen in den kommenden Jahren. Dafür brauchen wir Angebote wie dieses hier, das zuerst auf junge Leute zielt, aber was letztlich auch Kreuzfahrttouristen, Kurzurlauber und andere auch noch verlocken kann, nach Rostock, nach Warnemünde, nach Mecklenburg-Vorpommern zu reisen."
    Für Pfingsten ist das "Dock Inn" mit Preisen ab 19 Euro pro Bett und Nacht schon ausgebucht.