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HRE-Nachfolger an der Börse
Start im Rahmen der Erwartungen

In der Finanzkrise war die Hypo Real Estate an den Rand des Abgrunds geraten und wurde mit staatlichen Milliardenhilfen gerettet. Die Altlasten wurden in eine Bad Bank ausgelagert und werden seither schrittweise abgearbeitet. Die Deutsche Pfandbriefbank kümmert sich um den profitablen Rest und notiert jetzt an der Börse.

Von Michael Braun | 16.07.2015
    Eine Filiale der Hypo Real Estate Bank 2009 in München.
    Die Hypo Real Estate Bank musste mit Milliarden gerettet werden. Der Nachfolger geht an die Börse. (Imago/Geisser)
    Es gab schon Interesse an den Aktien der Pfandbriefbank. Aber mehr als 10,75 Euro wollten die Investoren nicht zahlen. Das war der Mindestpreis, den sich der Bund vorgestellt hatte. Die Börse legte noch eine Schippe drauf. Der erste Kurs, den der Makler feststellte, lag 70 Cent höher: "Erster Kurs PBB Deutsche Pfandbriefbank." Es gab den üblichen Beifall der geladenen Gäste, und die beiden Co-Vorstandschefs der Bank durften die alte Börsenglocke läuten. So ist es Tradition an der Börse.
    Mit dem Emissionspreis von 10,75 Euro wird die PBB mit 1,45 Milliarden Euro bewertet. Das wollten Alteigentümer und Management mindestens erreichen. Denn die PBB ist der gesunde Kern der alten Hypo Real Estate. Die und vor allem ihre Tochter Depfa Bank hatten sich vor der Finanzkrise massiv verspekuliert. 9,5 Milliarden Euro hatte der Staat in die HRE gesteckt, um nicht den ganzen riesigen Pfandbriefmarkt ins Wanken zu bringen. Das hätte die Refinanzierung vieler Immobilienkredite gefährdet und zu einer massiven Krise auch im privaten Immobilienmarkt geführt.
    Unter dem Strich 1,3 Milliarden Euro der Staatshilfen für die HRE sind in die PBB gesteckt worden. Dieses Geld wollte der Staat wiederhaben. Das scheint gelungen. Der Chef der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA), Herbert Walter, gab sich entspannt:
    "Ja, der Wert, mit dem wir den Wert an die Börse gebracht haben, ist ja umgerechnet 1,45 Milliarden. Das halten wir für eine ordentliche, gute Bewertung. Damit sind wir auch zufrieden. Und ich glaube, damit kann auch der Steuerzahler zufrieden sein."
    Am Bein hat er aber noch die schlechten Reste der HRE und der Depfa. Die dort gebundenen gut sieben Rettungsmilliarden wird der Staat wohl nicht wiedersehen. Rettungsfonds-Manager Walter setzt immerhin auf Schadenbegrenzung: "Erstes Prinzip ist hier: wertschonender Abbau. Das heißt, darauf zu achten, dass nichts verschleudert wird, sondern dass alles für den Steuerzahler wertmaximal ausgeht. Und das ist eine Langfristaufgabe. Da sind wir mit Herzblut und Engagement dabei."
    Die PBB wird mit dem knapp 0,6-fachen ihres Buchwertes bewertet. Die konkurrierende Aareal-Bank erreicht das 0,9-fache. Kritiker sprechen deshalb davon, der Bund habe Vermögen über die Börse verschleudert. Doch an der Börse herrscht eher Skepsis über den neuen Wert auf dem Kurszettel. "Denn sie kommen jetzt an die Börse zu einem Zeitpunkt, wo man eigentlich von der Immobilienblase spricht. Und in dem Moment, wo die Zinsen wieder steigen - das wird sicherlich nicht heute und morgen sein -, wird dann natürlich die Marge der Deutschen Pfandbriefbank deutlich geringer werden", sagt Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Heute Vormittag notierte die PBB meist unter ihrem ersten Kurs.