Freitag, 29. März 2024

Archiv

Hunde-TV
Fernsehen für Hundeaugen

Wer seinem Hund gerade keinen Kunsttrip ermöglichen kann, dem bieten sich andere Möglichkeiten der Unterhaltung. Denn neben Internet-Projekten wie "Gassi-TV" und "My social Petwork", die sich vor allem an die Herrchen und Frauchen richten, gibt es seit Mai 2012 einen Fernsehkanal speziell für Hunde.

Von Tanja Runow | 20.11.2014
    "Die Luzie ist ein Kurzhaardackel. Aber nicht so ein kleiner, sondern ein ordentlich großer, ein Standarddackel. Sie ist hellbraun, hat ein schwarzes Schnäuzchen, lange Ohren, eine Dackelin, wie sie im Buche steht."
    Ein Handicap hat Dackeldame Luzie allerdings auch, sie bleibt nicht gern allein. Genau für dieses Szenario hat sich eine israelische Produktionsfirma etwas ausgedacht: einen speziellen Fernsehkanal für Hunde. Während Herrchen oder Frauchen bei der Arbeit sind, soll ihr Vierbeiner zuhause artgerecht unterhalten werden. Für die artgerechten Inhalte und vor allem die artgerechte Präsentation, verbürgt sich der Tierarzt und Verhaltensforscher Dr. Nicholas Dodman von der Tufts University in Boston, der die Fernsehmacher beraten hat. In einem Internet-Video zeigt er Beispielbilder und erklärt die Besonderheiten des Hundekanals:
    Man sieht exotische Landschaften vorbeiziehen. Und man sieht Hunde aller Art - große und kleine - dösend, raufend über einen Strand tollend. Begleitet werden die Bilder von Musik, die über weite Strecken an das erinnert, was manchmal in der Sauna aus dem Lautsprecher kommt. Es geht aber auch anders. Das Hundeprogramm ist nämlich in drei Blöcke unterteilt, die jeweils zu bestimmten Uhrzeiten ausgestrahlt werden – angeblich passend zum Tagesrhythmus des Hundes.
    Es beginnt mit einem "Stimulationsprogramm". Wird dann abgelöst von einer Entspannungssequenz. Und geht über ins Modul "Exposure"; eine Art Hunde-Telekolleg, in dem der Hund etwas Sinnvolles lernen soll.
    "Luzie, komm, sitz!"
    Testhund Luzie macht es sich auf der Couch bequem. Und wir beginnen, wie vorgesehen, mit dem Stimulationsprogramm. Die Stimulations-Effekt ist unübersehbar. Lucie springt vom Sofa, schaut verwirrt, und lässt sich nur mit Mühe wieder beruhigen. Erst beim dritten Durchgang verfolgt Lucie das Geschehen auf dem Bildschirm. Zumindest teilweise. Beim fünften döst sie erschöpft in ihrem Körbchen ein.
    Dass sie zuvor von den artigen Fernseh-Hunden noch etwas gelernt haben soll, wie in der DogTV-Werbung versprochen, dass kann sich Juliane Bräuer nicht vorstellen. Sie ist Kognitionsforscherin am Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und eine der beiden Autorinnen des Buches "So klug ist Ihr Hund":
    "Was ich für vollkommen ausgeschlossen halte, ist, dass der Hund, dadurch dass er einen anderen Hund in der Straßenbahn sieht, lernt wie er sich in der Straßenbahn zu benehmen hat. Weil grade, was das soziale Lernen angeht, wir erstaunliche Ergebnisse haben, in die Richtung, dass Hunde das extrem schlecht können."
    Überhaupt kann die Wissenschaftlerin der Idee, Hunde vor dem Fernseher zu parken, wenig abgewinnen. Zumindest solange es noch kein Geruchsfernsehen gibt. Und solange es nicht interaktiv ist. Für uns einfach gestrickte Gemüter mag die Berieselung zur Unterhaltung genügen, den Hund wird sie auf Dauer einfach nur langweilen, prognostiziert Bräuer:
    "Ich find´s einfach wichtiger den Hund als Hund zu nehmen und was der Hund braucht, sind Sozialkontakte, und die würde ich ihm ermöglichen auf die eine oder andere Art."
    Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Jeder britische Hund sitzt bereits jetzt im Durchschnitt eine Stunde am Tag vor der Glotze - auch ohne Hunde-Programm. So das Ergebnis einer Studie Und besonders Labradore, Spaniels und Border Collies sind kaum noch vom Bildschirm wegzukriegen. Dass das auf Dauer nicht gesund sein kann, ist zu ahnen. Aber wieso sollten unsere vierbeinigen Freunde auch gesünder leben als wir selbst?
    "Ich fasse zusammen: kleine, dicke oder große lange Hunde. Und kleine, dünne, langhaarige oder dicke kurzhaarige, sollten nicht nach 21 Uhr - langohrige dicke, kurzohrige dünne und Hunde zwischen zwei und acht Jahren nur unter ärztlicher Aufsicht fernsehen!"