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Ibbotson: "Ich brauche ein glückliches Ende"

Die Schriftstellerin Eva Ibbotson, 1925 in Wien geboren, 1933 nach England ausgewandert, studierte zunächst Naturwissenschaften und machte als Psychologin Karriere. Ihre Mutter, die Schriftstellerin Anna Gmeyner war ihr großes Vorbild. Heute ist Eva Ibbotson, Mutter von vier Kindern und Großmutter von sieben Enkeln, selbst eine hochgeschätzte Schriftstellerin.

Moderation: Ute Wegmann | 11.02.2006
    Die beiden bekanntesten Romane "Die Morgengabe" und "Journey to the River Sea", im Deutschen "Maia oder als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf", machten sie zur Bestsellerin. Ihre Bücher werden in 80 Sprachen übersetzt und ihre Fantasy-Romane aus den 70er und 80er Jahren wurden neu aufgelegt.

    Wegmann: Eva Ibbotson, 1933 haben Sie Wien verlassen, aber man weiß eigentlich sehr wenig über Ihr Leben. Möchten Sie keine öffentliche Person sein?

    Ibbotson: Nein, ich habe nicht bewusst die Öffentlichkeit gescheut. Ich wurde erst nach und nach zur Schriftstellerin, sehr langsam. Denn ich fing an zu schreiben als meine ersten Kinder auf der Welt waren und ich schrieb recht bescheiden, Kurzgeschichten für Frauenmagazine, das passte gut neben dem Haushalt. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass ich eine öffentliche Person sein könnte. Aber es war auch eine andere Zeit, ganz besonders im Kinderbuchbereich. Man schrieb mit weitaus weniger Aufmerksamkeit und Anerkennung. All das hat sich in den letzten Jahren durch Leute wie J.K. Rowling und Philip Pullman stark verändert. Wie soll ich das sagen: Sie haben den Status angehoben, besonders im Kinderbuchbereich. Erst viel später kamen Menschen aus Deutschland, um mich zu interviewen.

    Ich habe nicht bewusst vermieden, eine öffentliche Person zu sein. Es war eben so. Und jetzt bin ich eine alte Dame und bin glücklich, nicht allzu zu sehr im Rampenlicht zu stehen.

    Wegmann: Sie sind 1933 mit Ihrem Vater nach England gegangen? Oder mit Ihrer Familie?

    Ibbotson: Also, zuerst muss ich Sie korrigieren wegen des Familienkonzepts. Ich denke, ich hatte keine Familie, ich gründete eine Familie, als ich meinen Mann heiratete und für ihn war es genauso, er war ein Einzelkind. Ich kam damals nach England zu meinem Vater, er war bereits in Edinburgh. Er hatte etwas wirklich Kluges getan: Er hatte die Stelle an der Universität angenommen, vor der deutschen Übernahme, also, bevor Hitler an die Macht kam.

    Und obwohl wir Österreicher waren, wäre es eine gefährliche Zeit geworden. Ich ging also von Österreich, wo ich in einer Art Kinderheim wohnte, nach England. Meine Großeltern lebten noch in Wien, meine Mutter war zu der Zeit in Berlin und Paris. Es existierte also keine Familie: Es gab meine Mutter, es gab meinen Vater und sie waren wunderbare Menschen, aber getrennt und ich kann mich nicht daran erinnern, sie als Paar erlebt zu haben.

    Meine Mutter hatte dann in der Zwischenzeit einen Russen geheiratet und zog 1934/5 ebenfalls nach England. Und ich fuhr also immer zwischen meinen Eltern hin und her. Ich glaube, das ist auch ein Thema in meinen Büchern, dieses Hin und Her, dieses Vor und Zurück. Immer auf halber Strecke wurde ich eine andere Person: Mit dem Vater wollte ich rationaler sein, aber auch lustig und witzig, mit der Mutter gefühlvoller...mit viel Seele!

    Ich versuchte immer, meine Persönlichkeit ein bisschen umzustellen. Es ist einfach, zurückzuschauen und zu sagen: Oh, oh, arme Eva, du hattest nie ein Zuhause. Aber ich hatte eine Menge interessanter Erfahrungen. Und es war ja nicht nur meine Familie, die auseinandergefallen war, es war ganz Europa. Europa war einfach zersplittert und ich war ein Teil davon.

    Wegmann: Ihre Mutter, Eva Ibbotson, war auch Schriftstellerin, ihr Vater war Physiologe. Was hat Ihre Mutter geschrieben? War Ihre Mutter auch eine Art Vorbild für Sie?

    Ibbotson: Ja, ich bewunderte meine Mutter sehr. Sie war eine sehr talentierte Schriftstellerin, viel talentierter als ich es bin. Ihr Name war Anna Gmeyner. Ihr Roman "Manja" wurde beim persona-Verlag mit Erfolg neu aufgelegt. Sie arbeitete in Berlin mit vielen angesehenen Menschen: Brecht, Piscator, Kurt Weill, sie schrieb Texte für Hans Eisler. Sie bewegte sich in den Kreisen der Weimarer Republik.

    Ich war unglaublich beeinflusst durch sie. Beeinflusst nicht so sehr durch die Erinnerung an Wien, sondern vielmehr durch die Geschichten, die sie mir erzählt hat. Doch letztlich beschloss ich, wie mein Vater zu werden und wurde Physiologin und das war ein großer Fehler.

    Wegmann: Was sind Ihre Erinnerungen an die Kindheit in Österreich?

    Ibbotson: Ich weiß nicht genau, woran ich mich erinnere. Ich erinnere mich an die Indianerkrapfen, eine Art Eclairs, die man mit Schokolade füllen konnte... Gurkensalat und an mein Lieblingsgericht Kartoffel mit Butter und Salz... ganz einfach. Ich erinnere mich vor allem an das Essen, die Küche und die Wohnung der Großeltern, an die Wurstelprater. Aber alles ist sehr unscharf, Ute, weil ich nicht sicher weiß, woran ich mich selber erinnere oder was mir erzählt wurde.

    Wegmann: In Annika und der Stern von Kazan beschreiben Sie viele dieser Dinge. Ich hatte das Gefühl, Sie erinnern sich sehr gerne daran?

    Ibbotson: Wenn man alt wird, erinnert man sich anders an die Dinge. Ich sehe, dass Manches einfach passiert ist und niemand die Schuld daran trägt.

    Ich habe ein liebevolles Gefühl für diese Umgebung, aber ich weiß nicht, wie präzise meine Liebe ist, denn Liebe ist kein präzises Gefühl. Ich erfinde viele Sachen.

    Einiges, von dem was ich erinnere, ist wahr, anderes stammt aus Erzählungen von meiner Mutter, aber das meiste erinnere ich tatsächlich so, wie es gewesen sein muss.

    Wegmann: Man fragt sich natürlich, wenn man liest, 1933 haben Sie Wien verlassen, ob Sie jüdischen Ursprungs sind, ob Ihre Familie jüdisch war.

    Ibbotson: Dass wir Österreich verlassen haben, hatte absolut nichts damit zu tun, dass wir Juden waren. Ich wusste nicht, dass ich Jüdin bin. Meine Großmutter war Christin und ging zur Kirche, mein Großvater war ein sehr nörgliger Atheist, meine Mutter sprach nie über Religion, meine Tante war Anthroposophin. Ich kann mich nicht daran erinnern, das Wort "jüdisch" in Wien gehört zu haben.

    Mein Vater allerdings war nach Hitlers Definition Jude, und ich weiß bis heute nicht, ob er deswegen Wien verlassen hat. Ich habe das in meinem Roman "Die Morgengabe" beschrieben, dass alle Österreicher und Deutschen, die ich kannte, alle, ohne Ausnahme, sie waren verblüfft, überrascht, teilweise erschüttert, dass sie plötzlich als Juden bezeichnet wurden. Dieses große Erstaunen der Menschen: Sie kommen aus dem Stephansdom und sind plötzlich Juden.

    Die Ghettos zum Beispiel, wir wussten gar nicht, das so etwas existierte. Natürlich spreche ich jetzt nur für mich und meine engen Verwandten. Ich glaube, wir waren ziemlich jüdisch, aber nicht auf diese Art wie man denken würde.

    Wegmann: Waisenkinder sind ihre Lieblingsfiguren. Unglückliche Kinder, die versehentlich in falsche Hände geraten (zum Beispiel in: "Das Geheimnis von Bahnsteig 13" / "Das Geheimnis des wandernden Schlosses"), sind egoistischen oder geldgierigen Müttern ausgeliefert, deren hervorstechendes Merkmal Herzenskälte ist. Diese Kinder sind immer starke Persönlichkeiten, meistern ihre Situation.

    Ibbotson: Es gibt zwei Aspekte: Das eine ist, eine Geschichte zu schreiben, die Kinder gerne lesen, das ist ein Handwerk. Das muss man lernen und dort gibt es gewisse technische Dinge zu beachten. Du kannst nicht mit Zahnbürste in den Dschungel gehen und mit Mama und Papa. Wo ist dabei das Abenteuer? Deshalb muss man das machen, was alle Schriftsteller machen: Ich schaffe Situationen für ein spannendes Abenteuer. Und dafür eignen sich Waisenkinder perfekt, denn nichts steht dem kindlichen Abenteuer im Weg.

    Ich beschäftige mich nicht mit den tragischen Themen von zerstörter Kindheit und Auschwitz und ähnlichem. Ich kann das nicht. Ich habe als Entertainerin begonnen und habe für Frauenmagazine geschrieben und dann schrieb ich romantische Romane. ... Ach, ist das schön. Jetzt bin ich nicht mehr so traurig...... Das war schön, und ich mochte das. Dann nach und nach reiften meine Romane und ich schrieb über andere Themen, die tiefgründiger waren.

    Das zweite ist: Ich brauche ein glückliches Ende. Wenn jemand mir eine Million Pfund bieten würde für einen unglücklichen Schluss, ich würde das Geld zurückgeben.

    Wegmann: Steht die Kälte der Mütter oder ihre Abwesenheit als Metapher für schmerzliche Abwesenheit der Heimat?

    Ibbotson: Ja, ich denke das ist so. Natürlich nicht bewusst. Meine Generation war verbannt, physisch verbannt, fern der Heimat. Wenn du mit acht Jahren die Muttersprache verlierst, dann hast du natürlich etwas sehr Wichtiges verloren. Manchmal werde ich zerfressen von Heimweh, aber Heimweh wohin?, Heimweh nach Heimat... Ich weiß es nicht.

    Ich möchte nicht in der Garnisongasse Nummer 4 in Wien leben. Ich weiß nicht, wo ich leben möchte, aber Heimat ist eine starke Metapher.

    Ich glaube, dass der Verlust von Heimat, von Muttersprache, von musikalischer Kultur immer präsent ist. Er ist immer allgegenwärtig und es wird auch noch schlimmer, wenn man älter wird.


    Wegmann: Ihre Hauptfiguren sind Hexen, Zauberer, Wesen, die in der Realität nicht existieren, aber es ist immer eine Verquickung von fantastischer Welt und Realität. Glauben Sie, dass ist das, was die Kinder so begeistert an ihren Büchern?

    Ibbotson: Das Komische ist, dass ich das Magische gar nicht mag. Ich mag keine Geister und ich glaub auch nicht daran und ich war wirklich überrascht, dass ich über so etwas schreibe. Ich betrachte sie als exzentrische Underdogs, sie werden immer verfolgt und ausgelacht. Die Hexen sind nie stark oder erfolgreich, sondern arme Verwandte, irgendetwas läuft immer schief bei denen.

    Ich mag diese Mischung aus so genannter Macht und Wichtigkeit, die sich letztlich als Schwindel herausstellt, denn sie sind alle wie wir.

    Wegmann: Eva Ibbotson, eine Sache, die ausgesprochen schön ist an Ihren Büchern, auffallend schön ist ihr Humor. Würden Sie sagen es ist ein typisch Englischer Humor oder kommt er dem Wienerischen, dem österreichischen Humor entgegen?

    Ibbotson: Schön, dass Sie das mögen: Humor ist für mich ungeheuer wichtig. Ich glaube, du kannst Dinge nur mit Humor immer wieder tun, ich meine nicht in Büchern, sondern im Leben. Wenn man lachen kann, ist das ein heilender Prozess. Es gibt ein jüdisches Sprichwort: Wenn du Hunger hast, sing, wenn du verletzt wirst, lache! Ich war schon verletzt durch die Ereignisse in meiner Kindheit und ich versuchte zu lachen.

    Sie haben gefragt, ob es Wienerischer oder Englischer Humor ist? Der jüdische Humor ist gut erkennbar. Aber auch die Wiener sind gut darin, das Schwere bei Seite zu schieben durch ihren Humor.
    Englisch, Wienerisch, Jüdisch – ich glaube, es ist eine Mischung von all dem. Ich kann die Wichtigkeit von Humor nicht genug betonen.
    Ich setze ihn allerdings nicht bewusst ein: Es ist die Art und Weise, wie man das Leben sieht, vielleicht manchmal verkehrt herum. Ich wollte das Leben nie zu ernst nehmen.

    Wegmann: In dem Moment, wo Sie verschiedene Gesellschaftsschichten präsentieren, gibt es immer einen Subtext, einen Ansatz der Kritik: Der Adel ist mal gern arrogant, faul und dusselig. Millionäre haben Magenbeschwerden und ein schweres Leben. Die einfachen Menschen wissen sich zu helfen, sind gutmütig, hilfsbereit und schlau. Sind Sie eine politische Person?

    Ibbotson: Ja, ich denke schon, dass ich eine politische Person bin. Weil ich in einem Umfeld groß geworden bin, mich mit den Benachteiligten zu beschäftigen. Meine Eltern hatten eine Menge mit der Arbeiterbewegung in Österreich zu tun.

    Ich verabscheue Macht, Habgier und Geld, wenn es zur Quelle des Handelns wird, ich mag keine Arroganz. Mir sind soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung wichtig und ich bin unglücklich über alle politischen Systeme, die das verhindern.

    Wegmann: "Maia oder als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf", "Annika und der Stern von Kazan" – alles Plädoyers für die Freiheit und den Versuch, sein Leben so zu gestalten und mit den Menschen zu verbringen, so dass man glücklich werden kann. Das ist eine Wende in Ihrem Kinderbuchoeuvre. Ernster sind Sie geworden, behandeln ähnliche Themen mehr in der Realität, auch wenn sie eine historische ist, aber die fantastische Ebene bleibt ganz außen vor. Was ist geschehen?

    Ibbotson: Mein letztes Buch nach "Annika und der Stern von Kazan" – der englische Titel ist: "The Beasts of Clawstone Castle" – ist ein völlig verrücktes und albernes Buch. Es hat Geister und alles was dazu gehört. Ich schreibe also schon noch wie früher. Ich habe eine Menge Kinderbücher dieser Art geschrieben, mit vielen Witzen und lustigen Passagen und ich mochte das sehr.

    Aber es passierten einige Dinge vor zehn Jahren: Mein Mann starb sehr plötzlich und ich wurde krank, etwas mit dem Immunsystem, das wirklich ziemlich schwächend ist. Ich habe mich nicht bewusst entschieden, realistischere Bücher zu schreiben. Es ist einfach passiert. So schrieb ich "Maia oder als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas" warf. Und es war das erste Buch nach dem Tod meines Mannes, und in irgendeiner Weise habe ich es ihm gewidmet, weil er den Dschungel liebte und die Natur.

    Wegmann: In "Annika und der Stern von Kazan", Ihrem neuen Roman, der im Frühjahr beim Dressler Verlag erscheinen wird, geht es um ein Waisenkind, die von zwei wunderbaren Haushälterinnen in einem Professorenhaushalt mit drei völlig unterschiedlichen Intellektuellen adoptiert wird, Freundschaft schließt mit einer netten alten Dame, die ihr aufregende Geschichten aus ihrer Jugend erzählt und ihr alles wertvoll erscheinende Hab und Gut vererbt, bis schließlich die vermeintlich echte Mutter auftaucht, um sich zu bereichern. Das ist in wenigen groben Zügen die Geschichte.

    Was war Auslöser für diesen Roman, der in der Stadt Wien zu Beginn des letzten Jahrhunderts spielt, einer Zeit vor dem Ersten Weltkrieg?

    Ibbotson: Ich wurde ja sehr durch meine Mutter beeinflusst, die Wien überhaupt nicht mochte, aber unglaublich lebhafte Geschichten darüber erzählte. Sie erschuf eine Welt, in die ich mich verliebte. Alle historischen Geschichten begannen mit dem Jahr ihrer Geburt 1902. So schrieb ich über die unglaublich reiche Vorkriegskultur, das Essen, den Luxus, über soziale Gefälle. Es war ein politischer Wunsch, eine Hommage an dieses Leben, das so reich war: von einer reichen Einfachheit.

    Die Geschichte von Annika ist sehr schlicht, es ist die Geschichte eines Waisenkindes, aber der Gehalt, der Reichtum liegt in der Ausstattung, im Essen, in der ganzen Umgebung.

    Das zweite Thema, dessen war ich mir gar nicht bewusst: Ich liebte die Dienerschaft meiner Umgebung. Damals war ein Erwachsener noch nicht mal in der Lage ein Ei zu kochen, die wären eher verhungert. Die Bediensteten machten das Leben möglich, sie machten alles, sie kochten, pflanzten Blumen, schnitten Weihnachtsbäume. Ich war oft in der Küche zu finden: Ich flüchtete zu Kartoffeln mit Butter und Salz.

    Ich wollte mit dem Roman diese Welt feiern und ein Zuhause finden für alle Geschichten, an die ich mich mehr oder weniger erinnerte.

    Wegmann: Waren es für sie wichtiger die Kinder zu unterhalten, als eine Botschaft zu vermitteln?

    Ibbotson: Um Menschen Botschaften zu vermitteln, muss man sehr sicher sein in allem und das bin ich nie gewesen. Es tut mir Leid, ich kann keine Botschaften vermitteln, ich möchte unterhalten, nicht auf dem flachen Haha-Niveau, ich möchte so gut wie ich kann eine wunderbare Geschichte erzählen. Nein: Keine Botschaften, sondern Unterhaltung und den anderen ein schönes Leben bieten.

    Wegmann: Gibt es ein neues Kinderbuchprojekt?

    Ibbotson: Ja! Ich will nicht aufhören zu schreiben. Es ist eine von diesen Krankheiten: Ich werde wohl auf dem Sterbebett liegen und immer noch Notizen machen, völlig unleserlich. Ich möchte über diese merkwürdige Schule schreiben, die ich besuchte, als ich nach England kam, mit alle den unterschiedlichen Nationalitäten. Eine sehr fortschrittliche Schule, die Lehrer wurden mit Vornamen angesprochen, man konnte nackt schwimmen, es war ein ganz schöner Gegensatz zu dem Kloster in Wien. Ein sehr wichtiger Ort für mich! Na ja, ich hoffe, ich werde es fertig schreiben, bevor ich im Grab liege. Wie auch immer: Ich bemühe mich jedenfalls!

    Wegmann: Wie ist das für Sie, Eva Ibbotson, wenn Sie auf einmal mit J.K.Rowling verglichen werden? Obwohl Sie eindeutig die Ideen zuerst hatten?

    Ibbotson: Es ist egal! Es ist wirklich egal. Jedenfalls ist klar, darüber bin ich mir bewusst, dass ich den Durchgang in Kingscross Station erfunden habe. Alles andere ist in der Welt, J.K. Rowling hat das auf ihre Art verarbeitet und ich benutzte die Dinge auf andere Weise. Ganz ehrlich, wie auch immer man es finden mag, mit jemandem verglichen zu werden: Sie hat so viel dafür getan, das Ansehen der Kinderliteratur zu erhöhen, den finanziellen Status zu heben, so dass jeder ihr dankbar sein könnte.

    Aber ich habe definitiv die Idee mit dem Bahnsteig zuerst gehabt und das würde sie genauso sagen.

    Wegmann: Herzlichen Dank für das Gespräch, Eva Ibbotson, herzlichen Dank, dass ich Ihr Gast sein durfte und Sie mein Gast in der Sendung waren. Wir freuen uns auf Ihren nächsten Roman:
    Annika und der Stern von Kazan, Dressler Verlag, für Jugendliche ab 11 Jahre.