Donnerstag, 28. März 2024

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ICE-Strecke Kassel-Hannover
Fahrzeitverlängerung von bis zu einer Stunde

Zwischen dem 23. April und dem 8. Mai sperrt die Deutsche Bahn für Sanierungsarbeiten eine ihrer wichtigsten ICE-Strecken - zwischen Kassel und Hannover. Das ist nicht nur für Pendler ärgerlich. Auch die Hannover Messe befürchtet Nachteile. Doch es gibt auch welche, die von der Sperrung profitieren könnten.

Von Ludger Fittkau | 31.03.2016
    Ein rotes Signal leuchtet vor einer Weiche.
    Zwischen dem 23. April und dem 8. Mai fahren zwischen Hannover und Kassel keine ICEs aufgrund von Bauarbeiten. (picture alliance / Bernd Thissen)
    Onuora Ogbukagu zeigt sich überrascht von der angekündigten Sperrung der wichtigen Schnellbahnstrecke zwischen Kassel und Hannover in der Zeit vom 23. April bis zum 8. Mai. Der Pressesprecher der Hannover-Messe sorgt sich um die Verkehrs- Anbindung der international bedeutenden Industriemesse, die in diesem Jahr vom 25. Bis 29.April stattfindet - also mitten im Zeitraum der geplanten Streckensperrung für Sanierungsmaßnahmen.
    Ein Drittel der Besucher der Hannover-Messe kommt aus dem Ausland. Viele reisen über den Flughafen Frankfurt am Main und andere Flughäfen ein. Von dort aus geht es dann normalerweise mit dem ICE zum Messebahnhof Hannover-Laatzen.
    Wir erreichen Onuora Ogbukagu, den Sprecher der Hannover-Messe, bezeichnenderweise in einem Zug:
    "Richtig ist, dass der Messebahnhof – der Messebahnhof Laatzen in diesem Fall – ein wichtiger Bahnhof ist, gerade in Zeiten der Hannover-Messe. Ob und wie fern dort dann Einschränkungen bestehen, im Zeitraum vom 23. April bis 8. Mai, das ist der Zeitraum, der genannt ist, das ist für uns zum jetzigen Zeitraum noch unklar. Und wir hoffen, dass wir jetzt möglichst schnell dort Klarheit gewinnen können."
    Verspätungen und Umleitungen
    Die Bahn AG will dem Deutschlandfunk zur geplanten Sperrung der ICE-Strecke zwischen Kassel und Hannover Ende April Anfang Mai kein Interview geben. In der Internet-Auskunft bahn.de wird jedoch bereits für den betreffenden Zeitraum mit folgender Formulierung gewarnt:
    "Es kommt zu deutlichen Fahrzeitverlängerungen und Umleitungen. Bitte überprüfen Sie Ihre Verbindung daher noch einmal kurz vor der Reise."
    Fachleute rechnen mit einer Fahrzeitverlängerung auf dem Abschnitt Kassel-Hannover von bis zu einer Stunde. Kai Lorenz Wittrock ist Diplom-Geograf und Geschäftsführer der kommunalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Region Kassel. Normalerweise wirbt man mit der guten ICE-Anbindung der Stadt. Doch nun geht der Wirtschaftsförderer davon aus, dass sich die vielen Pendler der Region alternative Verkehrswege suchen:
    "Vermutlich werden Berufspendler Fahrgemeinschaften gründen. Wichtig ist natürlich, dass zum Beispiel Messebesucher und andere Beteiligte, die zwischen Hannover und Kassel normalerweise mit der Bahn reisen, dass sie keine Einschränkung haben, indem sie eben alternative Verkehrswege für diesen Zeitraum der Schließung finden."
    Auftrieb für die Fernbusse erwartet
    Das könnte auch den Fernbussen weiteren Auftrieb geben, die der Bahn AG ja ohnehin als Konkurrenz zusetzen. Die Vollsperrung einer der wichtigsten deutschen Schnellbahnstrecken war überdies bisher noch nicht Teil des umfangreichen Sanierungspaketes, das die Bahn AG zu Jahresbeginn für 2016 angekündigt hatte.
    Geplant waren nach Angaben des Unternehmens für dieses Jahr rund 850 Bau-Vorhaben. Das sind so viele wie noch nie in der Bahn-Geschichte. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden rund 500 Baustellen gezählt. Verbaut werden sollen bis 2019 rund 28 Milliarden Euro – das Geld fließt insbesondere in Sanierungsmaßnahmen.
    Die überraschende 14-tägige Vollsperrung der Schnellbahnstrecke Kassel-Hannover könnte auch die Hoffnung der Bahn trüben, die Unpünktlichkeit der Züge in diesem Jahr vermindern zu können.
    Etwa ein Viertel der Fernzüge kommt bisher mehr als 5 Minuten verspätet an, die Bahn wollte diesen Wert auf 20 Prozent senken.
    Ein Ziel, das mit der Streckensperrung an zentraler Stelle im Bahnnetz nun wieder weiter in die Ferne rückt.