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"Ich will eigentlich nur, dass die Jugendlichen genauer hinschauen"

Betrachtet man das Gesamtwerk von Tobias Elsäßer, so sind besonders die Themen Sex und Tod präsent. Ihm gehe es vor allem darum, dass die Jugendlichen untereinander ins Gespräch kommen, sagt der Kinder- und Jugendbuchautor.

Tobias Elsäßer im Gespräch mit Ute Wegmann | 09.02.2013
    Ute Wegmann: Ute Wegmann begrüßt Sie am heutigen Samstag zu einem Gespräch mit dem Kinder- und Jugendbuchautor Tobias Elsäßer. So steht es auf seiner Webseite:

    "Wenn mich jemand fragt, welchen Beruf ich ausübe, fällt es mir schwer, eine eindeutige Antwort zu geben. Ich fühle mich ein wenig wie ein Gemischtwarenladen, in dem es Musik, Bücher und jede Menge Träume zu kaufen gibt."

    Beginnen wir am Anfang. Im Jahr 1985 hatte man zum ersten Mal die Gelegenheit, Tobias Elsäßer auf der Bühne zu sehen. Sie spielten die Hauptrolle in dem Musical Max und Moritz. Max oder Moritz, Tobias Elsäßer?

    Tobias Elsäßer: Ich hab Max gespielt. Ich hatte irrsinnig großes Lampemfieber und bin dann auch gleich erstmal von einem Stuhl gekippt und die Leute haben gelacht, das hat mir gefallen.

    Ute Wegmann: Sie waren zwölf Jahre alt, das war also vor dem Stimmbruch?

    Tobias Elsäßer: Also vor meiner ersten großen Lebenskrise. Singen hat mir schon damals viel bedeutet und als ich gemerkt habe, da bricht irgendwas in mir, die Stimmbänder funktionieren nicht mehr richtig, da hatte ich richtig Panik. Ich wusste, ich kann nicht mehr mit auf die Chorfreizeit, also zwei Wochen Sonderurlaub, und ich wusste ja nicht, hab ich nachher überhaupt noch eine Stimme zum Singen.

    Ute Wegmann: Es folgte die Karriere als Sänger. Sie machten eine Gesangsausbildung Klassik, Jazz, Pop und dann begann 1997 das einjährige Leben als Frontsänger mit der Boygroup yell4you. Ein Jahr mit 200 Auftritten. Man könnte denken, Sie wären reich geworden.

    Tobias Elsäßer: Reich an Erfahrungen und Menschenkenntins. Auf meinem Konto sah es damals sehr sehr klamm aus. Auch das Finanzamt wollte das gar nicht glauben, und da musste ich nachweisen, dass wir pro CD einen Cent bekommen haben.

    Ute Wegmann: Sie stiegen aus, arbeiteten als Moderator und Journalist und debütierten schließlich 2004 mit dem Roman "Die Boygroup". Gab es vorher schon den Wunsch zu schreiben?

    Tobias Elsäßer: Nein, schreiben von Kurztexten ja, indem ich Songtexte geschrieben habe, so Dreiminutentexte. Aber mich an etwas Längeres heranzuwagen, da dachte ich, ich hätte gar nicht die Geduld dazu.

    Ute Wegmann: Was war denn der Auslöser?

    Tobias Elsäßer: Der Auslöser waren die ständigen Fragen der Freunde: Wie war es denn in der Boyband? Groupies? Bist du reich geworden? Da habe ich gedacht, ich muss darüber mal ein Buch schreiben, die Leute haben völlig falsche Vorstellungen davon.

    Ute Wegmann: Heute ist Tobias Elsäßer Dozent für Popgesang, Drehbuchautor und Schriftsteller. Er hat zwischen 2007 und 2012 fünf Jugendromane und seine erste Kinderbuchreihe veröffentlicht. Im Jahr 2010 erhielt er das Kranichsteiner Stipendium, eine Förderung für Autoren, zum ersten Mal verliehen vom Deutschen Literaturfonds und dem Arbeitskreis für Jugendliteratur. Dieses Stipendium bekommt man nicht mit Blick auf ein Gesamtwerk, sondern für ein bestimmtes Buch. Das war der Roman "Abspringen" aus dem Jahr 2009.

    Betrachtet man jedoch Ihr Gesamtwerk, Tobias Elsäßer, dann gibt es zwei Themen, die sich immer wieder durchsetzen, man kann fast sagen, nach vorne drängen: Sex und Tod. Natürlich auch alles, was damit verbunden ist von der 1. Liebe oder dem ersten Mal bis zu allen Unsicherheiten und Ängsten.

    "Abspringen" ist ein Buch mit einem 13jährigen Ich-Erzähler, der an der Kletterstange im Sportunterricht etwas erlebt, was ihn in eine tiefe Krise stürzt.
    Sie lesen uns den Anfang von ...

    Ute Wegmann: Das war ein Auszug aus den Roman "Abspringen"
    Tobias Elsäßer, Sie werfen gleich zu Beginn pubertäre Basisfragen auf, Unsicherheiten, die Jugendliche bewegen könnten, werden thematisiert. Die Fragen, ob die sexuellen Regungen sich im Bereich des Normalen bewegen. Ob andere ebenfalls Sexphantasien und Sehnsüchte haben, und mit wem man darüber sprechen könnte. Sie sind sehr nah am Empfinden pubertierender Jungs. Dennoch hat Ihnen das Buch nicht immer Glück gebracht, sondern auch viel Unverständnis.

    Tobias Elsäßer: Ja, dieses Buch hat mir sehr viel Unverständnis gebracht. Es hat begonnen mit meiner Mutter. Sie haht das Cover in die Hand genommen und hatte ihre Lesebrille nicht an und dann sagte sie: Tobias, seit wann schreibst du über Fische? Da musste ich meine Mutter aufklären: Das sind keine Fische, das sind Spermien.

    Sie hat dann etwas länger dafür gebraucht, um das zu verdauen und dann hatten wir nach 35 Jahren eine Art Aufklärungsstunde in umgekehrter Richtung.
    Nicht so lustig war eine Begegnung mit einem Journalisten in Fulda, da sollte ich eine Lesung vor 300 Schülern abhalten, zwischen 14 und 15 Jahre alt, und der Mann kam zu mir und sagte: Wenn Sie aus diesem Sexbuch lesen, schreibe ich Sie in Grund und Boden. Es gab einen Riesenzoff mit dem Mann, er hat auch die Lehrer fertig gemacht, ihnen gedroht, sie beim Oberschulamt anzuzeigen und die waren dann auch verunsichert, das merkte ich. Das war so der Negativhöhepunkt.

    Ute Wegmann: Und was haben Sie gemacht? Haben Sie nicht gelesen?

    Tobias Elsäßer: Ich habe aus einem anderen Buch gelesen. Im Nachhinein bereute ich das schon ein bisschen, aber ich wollte nicht, dass die 300 Schüler die Situation ausbaden mussten. Ich bekam dann eine ganze Seite in der Fuldaer Zeitung , was für ein phantastischer Autor ich sei!

    Ute Wegmann: Ab einem bestimmten Zeitpunkt hat der Protagonist nur noch einen Wunsch: Das permanente sexuelle Bedürfnis in den Griff zu bekommen. Notfalls mit Medikamenten. Nun ist der Junge anfangs 13, später 14/15. Da werden Prositutierte bestellt, da wirft man Viagra ein, Paul möchte ins Bordell. Ich habe mich schon auch gefragt, ob diese Jungs frühreif sind oder ich naiv?

    Tobias Elsäßer: Das Buch ist eine erfundene Geschichte und sie ist an einigen Stellen natürlich überspitzt geschrieben. Ganz bewusst. Weil ich dem Leser auch einen gewissen Spaß bereiten möchte und auch das Bedürfnis befriedigen möchte, voyeuristisch zu sein. Auch wenn es um Jugendliche geht. Ich weiß nicht, ob sich Jugendliche Prostituierte bestellen. Ich glaube, es kommt auf das Milieu an. Ich bin wirklich an unterschiedlichsten Schulen unterwegs, ich bin an Internaten, wo die Schüler ganz viel Geld zur Verfügung haben, ich war letztes Jahr in Hongkong, wo die Schüler auf Inseln groß geworden sind. Ich glaube, man kann nicht mehr von dem Jugendlichen sprechen. Ich denke, es gibt verschiedene Realitäten. Im Jugendbuch hat man aber immer das Gefühl, man müsste die Realität nehmen, die die Sanfteste ist. Und ich glaube durchaus, dass es Jugendliche gibt, die so etwas machen.

    Ute Wegmann: Wie reagieren Jugendliche bei Lesungen? Sind die froh, dass das mal ausgesprochen wird?

    Tobias Elsäßer: Die Reaktionen sind ganz unterschiedlich: Haben sie es vorher schon gelesen, entsteht ganz schnell eine Art Diskussion, aber untereinander. Nicht mit mir. Ich will aber auch nicht als Autor einen Sexualkundeunterricht der speziellen Art machen. Mir geht es darum, dass die untereinander ins Gespräch kommen. Was macht das Internet aus? Was hat sich verändert? Haben die Schüler das Buch nicht gelesen, fragen die sich: Hat der jetzt wirklich gerade das Wort ficken gesagt und unsere Lehrerin steht daneben und sagt nicht?
    Einmal hat sich ein Schüler nach der Lesung gemeldet und hat gesagt: Wissen Sie eigentlich, dass Sie pervers sind!

    Ute Wegmann: Das eingangs erwähnte zweite Thema Ihrer Bücher ist das Thema Tod. Die Beschäftigung damit erfordert zwangsläufig auch eine philosophische Auseinandersetzung, nämlich mit der Frage nach dem Danach.
    In "Ab ins Paradies" gräbt der 16-jährige Fabian die Urne mit seinem Großvater aus, um ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen und ihn auf Sylt ins Meer zu streuen. Der Junge wird beim Trampen von der ein Jahr älteren Alice mitgenommen, die ebenfalls ein Geheimnis hat. Sie bietet ihm an, ihn nach Sylt zu bringen. Fabian will das Thema Tod nicht verschweigen, will Abschiednehmen, fragt sich was danach kommt. Und da beschreibt er seine Vorstellungen von Paradies als einen Ort, wo alle friedlich an einem Tisch sitzen und sich die Seelen zu etwas Neuem vereinen.

    "Der Tod ist nicht das Ende, ..., sondern nur eine Zwischenstation in diesem immerwährenden Kreislauf. Wir verändern nur unsere Hülle. Werden immer wieder neugeboren." (S.138)

    Klingt nach Buddhismus.Welche Beziehung haben Sie zur Religion, Tobias Elsäßer?

    Tobias Elsäßer: Ich hab mich wahnsinnig früh schon mit dem Thema Tod beschäftigt, weil es in meiner Familie ein Tabu war und ich gerne mal provoziert habe. Ich hab mir überlegt, was ist denn meine Theorie zum Leben danach. Und mit der Theorie des Buddhismus kann ich mich da ganz gut anfreunden. Also, Paradies und so ist mir alles zu kitschig, aber das Wiederkehren kann ich mir ganz gut vorstellen. So ist das wohl als Idee des Protagonisten Fabian in die Geschichte eingeflossen.

    Ute Wegmann: Ein zentrales Motiv Ihrer Romane, auffällig oft thematisiert, sind Selbsttötung oder Selbsttötungsversuche. Im gerade besprochenen Roman deutet ein Abschiedsbrief daraufhin, dass das Mädchen aus dem Leben gehen will.

    In dem Roman "Vielleicht Amerika" gibt es gleich einen geglückten und einen gescheiterten Versuch beider Elternteile der Protagonistin Julie. Während die Mutter depressiv in den Tag hineinlebt, erfährt das Mädchen zum Schluss der Geschichte, dass ihr berühmter Vater nicht bei einem Unfall ums Leben kam.
    In diesem Roman schildern Sie sehr intensiv und tiefsinnig die Gefühle und Gemütszustände eines jungen Mädchens auf der Suche nach ihrem Vater.
    Sie muten Ihren Helden und Heldinnen eine Menge zu, Tobias Elsäßer. Glauben Sie, dass wir Jugendliche oft unterschätzen?

    Tobias Elsäßer: Das glaube ich auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, dass Eltern dazu neigen, einen goldenen Käfig um die Kinder zu bauen, alles Schlechte von ihnen abhalten. Und das ist ein großer Fehler. Wo machen sich denn Jugendliche dann mal Gedanken? Und ich finde es schade, dass bestimmte Themen, und dazu gehört auch der Tod, einfach an den Rand gedrängt werden. Alt werden und Sterben, das hat keinen Platz in unserer konsumgetriebenen Gesellschaft. Und wenn man sich die Jugendliteratur anschaut, dann sieht man überall für Mädchen diese glitzernden Fantasyromane, die mich total nerven, muss ich sagen. Was will man damit bezwecken? Will man ein Paradies in Büchern aufbauen, mit rosa Glitzer und Mädchen, die irgendwelche unerreichbaren Männer anhimmeln.

    Ute Wegmann: Fragt man sich dann als Autor schon, ob man auf dem richtigen Weg ist?

    Tobias Elsäßer: Nee, die Frage stell ich mir nicht. Der richtige Weg ist für mich, authentisch zu sein. Der richtige Weg ist für mich, eine Sprache zu finden für meine Figuren, mit ihnen Geschichten zu erzählen, mit ihnen Wege zu gehen, Abenteuer zu erleben, die ich persönlich interessant finde und dann hoffe ich, dass es auch Leser gibt, die sie interessant finden. Den Weg, den manche einschlagen, in dem sie schauen, was steht denn auf den Bestsellerlisten und das dann kopieren, finde ich total blödsinnig. Aber leider gibt es meiner Meinung nach immer noch zu viele Verlage, die ihre Programme danach ausrichten, Geschichten einkaufen, die eine billige Kopie abliefern. Das ist meiner Meinung nach schade, dass man das dann zwischen Buchdeckel druckt.

    Ute Wegmann: Ein kurzer Blick auf den Roman "Für Niemand" aus dem Jahr 2011. Drei Jugendliche mit unterschiedlichen Problemen begegnen sich in einem Selbstmordforum, chatten, lernen sich kennen, vereinbaren einen Termin, wann sie sich umbringen wollen.

    Das Bild des gemeinsamen Todes gibt es schon vorher: In "Abspringen" heißt es, dass sich Jugendliche von einem Viadukt gestürzt haben.
    Die Leiden des jungen Werther, der eine Selbstmordwelle in seiner Zeit nach sich zog, und Curt Kobain finden Erwähnung in "Ab ins Paradies".

    In dem Roman "Für niemand" – werfen Sie in Short-Cuts-Manier elf existenzielle Fragen auf, (Wen liebst du?/Wofür hasst du dich? Was siehst du bei Nacht?/Wer kann dich retten?) die jedoch nicht unbedingt von den Protagonisten beantwortet werden. Jeder von ihnen hat eine schwierige Ausgangssituation – Vergewaltigung, Fahrerflucht, versteckte Homosexualität.

    Die Figuren finden keinen Sinn mehr in ihrem Leben, das sich echt anfühlen soll, frei von Lügen. Was beschäftigt Sie so sehr an dem Thema Selbsttötung?

    Tobias Elsäßer: Ist ne gute Frage. Ich hab es noch nie so genau betrachtet, aber wenn man alle Romane sieht, es spielt auf jeden Fall eine Rolle. Ich glaube, wenn ich selber eine schöne Kindheit oder Jugend gehabt hätte, würde ich wahrscheinlich gar nicht solche Bücher schreiben. Dadurch aber, dass ich meine Kindheit zugegebenermaßen nicht als schön empfunden habe und meine Jugend als Statist empfunden habe, der alles beobachtet und Menschen sehr schnell analysiert und der das ganze Spiel, die Regeln und das Verstellen der Erwachsenen schon früh durchschaut hat, dadurch hab ich mir oft Gedanken gemacht: Warum muss man dieses Spiel mitspielen?

    Als Jugendlicher habe ich in schwierigen Phasen gedacht: Und wenn es dann gar nicht mehr geht, wäre das auch meine Option. Deshalb kann ich mir ganz gut vorstellen, wie es auch in verzweifelten Menschen aussieht. Ich habe das Gefühl, durch das Internet trauen sich Jugendliche auch immer weniger, ihre schlechte Laune, ihre Melancholie einem anderen anzuvertrauen. Sofort heißt es, jemand sei depri. Es gibt gar keinen Unterschied mehr zwischen depressiv und melancholisch. Und man traut sich nicht mehr dem anderen zu sagen, was mit einem los ist, weil man muss ja immer gut drauf sein.

    Ute Wegmann: Jetzt haben sie gesagt, Sie hatten keine schöne Kindheit und Jugend. Ein Schriftsteller wie Maurice Sendak würde sagen, es gibt gar keine schöne Kindheit.

    Tobias Elsäßer: Ja, das kann ich nicht beurteilen. Ich kenn genug Leute , die behaupten eine schöne Kindheit gehabt zu haben. Ich persönlich denke, eine schöne Kindheit besteht darin, dass man ein Zuhausegefühl hat, ein Gefühl von Geborgenheit, ein Urvertrauen, und ich glaub, das hatte ich einfach nicht.

    Ute Wegmann: Ein weiteres wichtiges Thema - in "Vielleicht Amerika" - konkretisiert: Der nicht auf die Pubertät beschränkte Wunsch, etwas Besonderes zu sein, aus der Masse hervorzustechen, berühmt zu werden. Und das damit verbundene einschneidende Problem: Sich von den eigenen Werten und Träumen zu entfernen, etwas zu tun, was man eigentlich nicht möchte.
    Eine der Hauptaussagen Ihrer Figuren ist immer wieder: Man muss sich selber treu bleiben, seine Träume nicht aus dem Blick verlieren, Ideale haben und sich nicht verbiegen und anpassen.

    Um dieses Motiv geht es vor allem in dem neuen Roman "Wie ich einmal fast berühmt wurde". Dieser Roman basiert doch sehr stark auf den Situationen, die Sie selber mit der Boygroup erlebt haben.

    Die Musikszene kommt dabei gar nicht so gut weg. Wollen Sie über all diese falschen Vorstellungen, die Jugendliche von der Szene haben, aufklären? Warnen? Nachdenklich stimmen? (neue Biografie/Klamotten/Freundinverbot)

    Tobias Elsäßer: Ich will eigentlich nur, dass die Jugendlichen genauer hinschauen. Ich merke vor allem, und das besonders wenn ich in Haupt- oder Gesamtschulen bin, da ist Berühmtsein einer der Träume überhaupt. Aber, dass diese Leute dafür arbeiten müssen, ist denen oft nicht bewusst. Und mit diesen Vorstellungen möchte ich gern aufräumen. Aber ich will auch Jugendliche nicht entmutigen. Ich finde es schön, wenn Kinder und Jugendliche Träume haben, ich glaub, sie brauchen Träume. Der Traum darf auch durchaus sein, berühmt zu werden. Da hab ich kein Problem mit.

    Lesen Sie uns eine Passage aus dem Jugendroman "Wie ich einmal fast berühmt wurde".

    Der Schriftsteller Tobias Elsäßer ist heute Gast im Büchermarkt. Bibliografische Angaben zu den Bücher nenne ich zum Schluss der Sendung, ausführliche Informationen finden sie im Internet unter www.dradio.de/literatur.

    Ute Wegmann: Es gibt verschiedene Jugendromane auf dem Markt, in denen Musik eine Rolle spielt. Kein anderer Autor, würde ich behaupten, ist wahrscheinlich thematisch und konkret so nah am Thema wie Sie. Aber was mir auffiel: Ich höre und fühle die Musik nicht. Ist das Absicht?

    Tobias Elsäßer: Wenn ich unehrlich wäre, würde ich behaupten, dass es Absicht ist. Es ist keine Absicht, aber es gibt ein wunderbares Sprichwort, leider nicht von mir: Über Musik schreiben, ist wie zu Architektur tanzen. Und genau das empfinde ich auch, wenn ich über Musik in einem Buch schreibe. Es ist unglaublich schwer, nicht mit irgendwelchen Floskeln zu arbeiten und Musik hörbar zu machen. Deswegen mache ich darum immer so einen relativ großen Bogen und denke: An dieser Stelle kann sich jeder die Musik vorstellen, die er hören möchte.

    Ute Wegmann: "Das Leben wieder in die Hand nehmen!" Auch das ist ein wichtiger Satz in Ihren Büchern, vor allem: – Selbstbestimmung, ist das nicht das große Zauberwort der Pubertät überhaupt?

    Tobias Elsäßer:Ich denke, das Wichtigste ist, auf sich zu hören, was man machen möchte und sich weniger von dieser ganzen Hektik anstecken zu lassen. Es muss auch eine Zeit bleiben, Mensch zu werden, erwachsener Mensch zu werden.

    Ute Wegmann: Wer ist Linus Lindbergh?

    Tobias Elsäßer:Linus Lindbergh ist der jüngste Erfinder des Universums. Es ist mein erstes Kinderbuch und hat wahnsinnig großen Spaß gemacht und ist lustig und spannend und ...

    Ute Wegmann: ... hat er was mit dem weltberühmten Atlantiküberquerer Charles Lindbergh zu tun?

    Tobias Elsäßer:Werd ich oft gefragt, ist aber nicht so ...

    Ute Wegmann: Tobias Elsäßer, Sie haben Ihre Ukulele mitgebracht, das finde ich ganz wunderbar und singen uns zum Schluss den Titelsong aus ihrer erfolgreichen Kinderserie: "Linus Lindbergh".

    Ute Wegmann: Herzlichen Dank für das Gespräch, Tobias Elsäßer.


    Wir sprachen über die Bücher:

    Ab ins Paradies, 141 Seiten,

    Vielleicht Amerika, 152 Seiten,

    Abspringen, 272 Seiten.

    Für Niemand, 165 Seiten

    Wie ich einmal fast berühmt wurde, 233 Seiten

    Alle Jugendromane ab 13 Jahre im Sauerländer Verlag

    Linus Lindbergh, Trilogie

    Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit, 224 Seiten , Sauerländer, 12,99
    ab 10 Jahre

    Linus Lindbergh und die Invasion der Roboter, 240 Seiten, Sauerländer, 12,99
    ab 10 Jahre

    Linus Lindbergh und die fünfte Dimension, 256 Seiten, Sauerländer, 12,99
    ab 10 Jahre