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Ifo-Geschäftsklimaindex
Was die Elektroindustrie von 2016 erwartet

Niedriger Ölpreis, die Sorgen um die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und das stagnierende Wachstum in vielen Ländern: Wie der aktuelle Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt, ist die Stimmung bei vielen Firmen alles andere als optimistisch. Um so erstaunlicher: Die deutsche Elektroindustrie zeigt sich hingegen durchaus zufrieden mit ihrer aktuellen Lage.

Von Michael Braun | 26.01.2016
    Ein sogenannter Smart Meter - ein Kleincomputer, der Informationen über Strom-, Wasser- und Gasverbrauch sammelt.
    Deutsche Elektroindustrie: "Wir glauben, dass die Energiewende jetzt auch in eine neue Phase eintritt, in der der Verbraucher stärker in den Mittelpunkt rücken wird." (picture alliance / dpa - Roland Weihrauch)
    Die Aufträge könnten zahlreicher sein, aber die deutsche Elektroindustrie ist mit ihrer Lage zufrieden. Rund 853.000 Menschen sind derzeit in der Branche beschäftigt, knapp ein Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Unternehmen fühlen sich im Aufbruch. Ihr Stichwort dazu heißt Industrie 4.0, also die Unternehmenswirklichkeit, in der Maschinen mit Maschinen kommunizieren: Autos auf dem Fließband etwa das Zubehör selbstständig und rechtzeitig aus dem Lager abrufen, damit Roboter es einbauen können. Da alles elektronisch läuft, könnte es ein Eldorado für die Elektronikindustrie werden. Aber sie wird sich umstellen müssen, weiß Klaus Mittelbach, Chef des Branchenverbandes ZVEI:
    "Wir müssen uns sozusagen den Mechanismus der Softwareindustrie stellen. Wir müssen sie für uns nutzbar machen und auch für uns anwendbar machen."
    Also: Erkenntnisse offenlegen, teilen, kooperieren, zum Beispiel mit dem Maschinenbau. Voriges Jahr hatte Mittelbach geklagt, die Branche sei bei der Digitalisierung nicht vorangekommen. Das sei nun anders. Die Branche freue sich auf die Hannover Messe, um dort zu beweisen:
    "Wer Industrie 4.0 verstehen will, kommt an Deutschland nicht vorbei."
    Zukunftsmarkt Vernetzung
    Schön, dass Amerika das Partnerland der Hannover Messe sei dieses Jahr. Beim Internet der Dinge könnten die Amerikaner viel Internet beisteuern, aber die deutsche Industrie habe die Dinge. Und sei an der Vernetzung interessiert.
    Auch im privaten Haushalt. Dass dort Messgeräte Wasser- und Energieverbrauch erfassten, dass also sogenannte "smart meter" ins Haus gehörten, sei für den Einstieg ins digitale Leben wichtig.
    "Wir glauben, dass die Energiewende jetzt auch in eine neue Phase eintritt, in der der Verbraucher stärker in den Mittelpunkt rücken wird. Intelligente Messsysteme sind geeignet, mehr Transparenz für den Verbraucher zu schaffen und damit auch mehr Energieeffizienz."
    Das rechne sich schon bei geringen Jahresverbräuchen. Auch in der Elektromobilität will die Branche vorankommen, gerne mit staatlicher Hilfe. Da hält die Elektroindustrie aber nichts davon, die Anschaffung von Elektroautos zu fördern, sondern den Ausbau der Infrastruktur. Gebraucht würden 10.000 öffentliche Normal-Ladestationen und tausend Schnell-Ladestationen, gut doppelt so viel wie jetzt.
    Knackpunkt Ölpreis
    Der niedrige Ölpreis kommt der Branche nicht zupass. Der alte Zusammenhang, billiges Öl schaffe mehr Wachstum, sei derzeit gestört. Das liege unter anderem daran, dass die Zentralbanken niedrige Preise aus Angst vor Deflation bekämpften, sagte der Chefvolkswirt des ZVEI, Andreas Gontermann:
    "Und das sorgt dann alles für Unsicherheit. Und diese Unsicherheit lastet dann am Ende wieder auf dem Investitionsklima und der Anschaffungsneigung."
    Immerhin: Die Elektroindustrie erwartet für das neue Jahr ein Umsatzplus von etwa zwei Prozent auf rund 182 Milliarden Euro. Damit wäre die Höchstmarke von vor der Finanzkrise wieder erreicht, die Marke von 2008.