Flüchtlinge

Hilfe am Rande der Legalität

Zwei Flüchtlinge sitzen auf einer Bank nahe einer Flüchtlingsunterkunft
Zwei Flüchtlinge sitzen auf einer Bank nahe einer Flüchtlingsunterkunft. © picture alliance/dpa/Christoph Schmidt
Von Maxi Obexer · 13.10.2015
Sie kommen aus der Mitte der Gesellschaft: Ärzte, Richter oder Sozialarbeiter, die Flüchtlingen und Migranten ohne legalen Status helfen. Sie retten sie vor Abschiebung, bieten Unterkunft, bringen sie über die Grenze - und riskieren dabei auch Beruf und Status.
Eines der Ziele der Europäischen Union ist der schrittweise Aufbau eines Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts. Dies bedeutet unter anderem, dass die illegale Einwanderung bekämpft werden muss. Der Rat der Europäischen Union hat folgende Richtlinie erlassen, Artikel eins, Allgemeiner Tatbestand:
"Jeder Mitgliedstaat legt angemessene Sanktionen für diejenigen fest, die einer Person, die nicht Angehörige eines Mitgliedstaates ist, vorsätzlich dabei helfen, in das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaates unter Verletzung der Rechtsvorschriften des betreffenden Staates über die Einreise oder die Durchreise von Ausländern einzureisen oder durch dessen Hoheitsgebiet zu reisen."
Hilfe ohne Wenn und Aber
In den beiden folgenden Artikeln geht es um "Anstiftung, Beteiligung, Versuch" - und "Sanktionen". Von möglichen Strafen für ihr Engagement für Flüchtlinge lassen sich aber nicht alle abhalten. In ihrem Hörspiel stellt Maxi Obexer Menschen vor, die ohne Wenn und Aber helfen.
Menschen wie Genner, der Missstände aufdecken will und seine Motivation so beschreibt: "Der Hass gegen das Unrecht und gegen diejenigen, die Unrecht tun. Und das andere ist der Wunsch, Menschen zu helfen, ich freue mich über jeden Flüchtling, der durch mich Asyl erhalten hat. Ich freue mich auch über die wenigen Schweine, die wir aus dem Apparat herausschießen konnten."
Oder Menschen wie Lukas, der angegriffen, bedroht und angezeigt wurde. Dessen Tante Ulrike seit mehr als 20 Jahren Flüchtlingen hilft und sich an die ersten Male erinnert: Wie sie jungen Männern aus Bangladesch, Afghanistan und Eritrea half. "Sie haben unser Leben sehr verändert. Da ging's um die harten Kämpfe der Aufenthaltsbewilligungen, wir haben Anwälte eingesetzt oder, je nachdem, kirchliche Stellen gesucht." Und dabei feststellte, "wie machtlos man ist" und dass man manchmal Wege an Regeln vorbei finden muss.
Menschen, die etwas anderes wollen
"Illegale Helfer" basiert auf den Erzählungen und Berichten von Menschen, die Risiken eingehen, weil sie nicht anders können, wie sie sagen. Und weil sie etwas anderes wollen - etwas anderes als eine Gesellschaft, in der menschliche Unterstützung eine Straftat werden kann.
Regie: Martin Zylka
Mit: Lars Studer, Martin Brambach, Baharak Alizadeh, Bernhard Bauer u.a.
Produktion: WDR 2015
Länge: 48'47

Maxi Obexer, geboren 1970 in Brixen, Südtirol, Italien. Lebt in Berlin, Autorin von Theaterstücken, Hörspielen, Erzählungen sowie Essays und Reportagen.