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Impfkonferenz in Berlin
Mehr impfen, ja - aber billiger

In Berlin hat die globale Impfallianz Gavi auf ihrer Geberkonferenz um Gelder geworben, um mehr Kindern Impfungen zu ermöglichen. Sie erhielt davon von allen Seiten Zuspruch. Am Rande der Veranstaltung gab es jedoch Proteste gegen zu teure Impfstoffe.

Von Gerhard Schröder | 27.01.2015
    Seth Berkley, Chef der Gavi, bei der Konferenz in Berlin
    Seth Berkley, Chef der Gavi, bei der Konferenz in Berlin (dpa/picture alliance/Bernd von Jutrczenka)
    500 Millionen Kinder wurden in den vergangenen 15 Jahren geimpft, über sieben Millionen Kinder wurden dadurch gerettet, die sonst an vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall oder Lungenentzündung gestorben wären. Mit diesen Zahlen wirbt die globale Impfallianz Gavi auf der Geberkonferenz in Berlin dafür, die Anstrengungen zu erhöhen, damit mehr Kinder geimpft werden können. 7,5 Milliarden Dollar sollen zusammen kommen bei der Geberkonferenz in Berlin, hofft Gavi-Chef Seth Berkley:
    "Damit können wir unseren Kampf auf eine Stufe heben. Mehr Kinder können mit lebensrettenden Impfstoffen versorgt werden." Das, so Berkley, sei ein Schlüssel, um Krankheiten zu verhindern und Kindersterblichkeit zu reduzieren.
    Gavi ist ein Zusammenschluss von Regierungen, Hilfsorganisationen und privaten Geldgebern. Sie finanzieren Impfprogramme in Entwicklungsländern und investieren in eine bessere medizinische Versorgung. Sie haben Wundervolles geleistet, lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel und kündigte an, Deutschland werde seinen Beitrag für die nächsten fünf Jahre auf 600 Millionen Euro erhöhen. Microsoft-Gründer Bill Gates sagte 1,5 Milliarden Dollar zu. Von Berlin werde ein starkes Signal ausgehen, hofft die Kanzlerin:
    "Nämlich, dass wir die Möglichkeit schaffen, Kindern, 300 Millionen Kindern, durch Impfung eine gesunde Kindheit zu ermöglichen, um sie vor Krankheiten wie Lungenentzündungen, Masern, schwerem Durchfall oder Röteln zu schützen."
    Ärzte ohne Grenzen: Regierungen müssen Druck auf Pharmafirmen erhöhen
    Bis 2030 dürfe kein Kind mehr an vermeidbaren Krankheiten sterben, hatte Entwicklungshilfeminister Gerd Müller zum Auftakt der Konferenz gefordert. Die Kindersterblichkeit ist - auch dank Gavi, in den vergangenen fünfzehn Jahren um 50 Prozent gesunken. Das sei Erfolg, auch wenn das angestrebte Ziel, nämlich eine Reduktion um zwei Drittel, verfehlt worden sei. Wir müssen unsere Anstrengungen verstärken, forderte UN-Generalsekreträr Ban Ki-Moon in einer Videobotschaft:
    "Wir dürfen nicht abseits stehen, wenn Millionen von Kindern und Müttern an vermeidbaren Krankheiten sterben. Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass Kinder gesund bleiben." Ein besserer Impfschutz ist auf diesem Weg die beste Investition, sagte Ban Ki-Moon.
    Begleitet wurde die Geberkonferenz von Protesten der Nichtregierungsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Viele Arzneimittel seien zu teuer, kritisierte der Vorsitzende Tankred Stöbe im Deutschlandfunk. Ein Drittel der Gelder werde allein für einen teueren Impfstoff gegen Lungenentzündung verwendet:
    "2001 hat das Impfpaket, was Kinder bekommen haben, noch 67 US-Cent gekostet und heute kostet es etwa 45 Dollar und da sagen wir: Das ist zu teuer, das sind drei große Pharmahersteller, GlaxoSmithKlein und Pfizer, die natürlich gute Gewinne einfahren und die müssen hier Preisnachlässe gewähren, um hier eben noch viel mehr Kinder impfen zu können."
    Die Regierungen müssten mehr Druck auf die Pharmafirmen ausüben, die Preise zu senken, forderte Stöbe.