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In der Planungsphase

Krebserkrankungen werden zu einer immer größeren Herausforderung. Pro Jahr gibt es in Deutschland rund 430.000 Neuerkrankungen. Um diesen großen Herausforderungen zu begegnen, wurde vor einem Jahr der "Nationale Krebsplan" ins Leben gerufen. Er sollte die verschiedenen Programme zur Vorsorge, Früherkennung und Behandlung bündeln.

Von Michael Böddeker | 09.06.2009
    Vier verschiedene Ebenen sollte der Nationale Krebsplan umfassen, sagte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt bei der Vorstellung im vergangenen Jahr. Es komme darauf an, ...

    "... dass wir erstens die Krebsfrüherkennung weiterentwickeln, zweitens die onkologischen Versorgungsstrukturen und die Qualitätssicherung weiter ausbauen, dass wir eine effiziente onkologische Arzneimittelversorgung sicherstellen, und dass wir viertens die Patientenorientierung stärken."

    So der Plan. Aber wie viel davon ist schon in die Tat umgesetzt worden? Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft.

    "Was wir momentan machen, ist noch kein Plan, weil nur an wenigen Stellen schon handfeste Ergebnisse und Perspektiven aufgemacht werden. Wir sind momentan in einem Krebsplanungsprozess."

    An diesem Planungsprozess sind viele Akteure des deutschen Gesundheitswesens beteiligt. Die Planung verlangsame sich dadurch, ...

    "... dass wir im Moment in kritischen Themen die Themen einfach kleinreiben, also zerreiben in der Diskussionsphase."

    Den Schwierigkeiten zum Trotz: Der Einstieg in den Krebsplan sei wichtig, und in einigen Punkten bestehe auch schon große Einigkeit.

    Etwa darüber, dass so genannte "Klinische Krebsregister" eingeführt werden sollen, in denen die Krankheitsverläufe von Krebspatienten dokumentiert werden. Diese Dokumentation ermöglicht es dann Medizinern und Krebsforschern, Aussagen darüber zu machen, wie wirksam unterschiedliche Therapien sind.

    Im Detail wird der aktuelle Stand der Dinge beim Krebsplan auf der Nationalen Krebskonferenz in 14 Tagen vorgestellt.

    "Zum Thema klinische Krebsregister - was ich persönlich auch sehe, dass das der entscheidendste Punkt ist - da wird man klare Aussagen machen. Wenn klinische Krebsregister kommen, sind eine Vielzahl der Themen dahinter, auch das Thema Früherkennung, wird sich automatisch daraus ergeben, nach dem Motto: Wenn ich eine flächendeckende Erfassung im klinischen Krebsregister haben, dann weiß ich auch, wie wirkungsvoll unsere Früherkennungsmaßnahmen sind."

    Ein weiteres wichtiges Thema im Nationalen Krebsplan ist der Ausbau von spezialisierten Krebszentren. Davon gibt es in Deutschland schon einige. In diesen Zentren sollen Fachwissen und Kompetenzen gebündelt werden, um so den Patienten eine bessere und umfassendere Versorgung bieten zu können.

    Allerdings besteht hier nach Ansicht von Johannes Bruns weit weniger Konsens als bei den Krebsregistern.

    "Da sind wir mehr oder weniger eher zurück gegangen, als dass wir einen Schritt haben vorwärts gehen können. Da wird man keine großen Visionen (ich sag mal) konsentiert darstellen können."

    Das Thema Krebsforschung ist bislang noch kein fester Teil des Nationalen Krebsplans. Allerdings präsentiert das Bundesforschungsministerium zur Stunde auf einer Pressekonferenz in Berlin das sogenannte "Nationale Konsortium für Translationale Krebsforschung". Es soll dafür sorgen, dass Ergebnisse aus der Krebsforschung schneller in den klinischen Alltag integriert werden.

    Wie es mit dem Nationalen Krebsplan weitergeht, das hängt für Johannes Bruns nicht zuletzt vom Ausgang der Bundestagswahl im September ab.

    "Die Frage ist: Wie kriegt man einen solchen Krebsplan, der zukunftsweisend ist, über einen Wechsel der Regierung gegebenenfalls erhalten. Wenn die Regierung so erhalten bliebe, in großer Koalition - man weiß es ja nicht - dann, glaube ich, ist man sehr hoffnungsfroh, dass das umgesetzt wird. Wird allerdings nur einer der potentiellen Partner in der Regierung bleiben, weiß ich noch nicht, ob das dann wirklich die Perspektive hat, die bisher immer angenommen wird."