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In Konkurrenz zum Euro

Regionalwährungen kommen in Mode. Unternehmer nutzen Chiemgauer, Sterntaler, Hallertauer und Co. oft aus Werbezwecken, für Kunden ist damit ein Bekenntnis zur Heimat verbunden. Der ökonomische Nutzen solchen Geldes ist fraglich.

Von Stefan Schmid | 01.04.2007
    "Wir haben jetzt erst für die Theresa ein Rad gekauft, da haben wir auch mit Chiemgauer bezahlt, da unterstützt man, wir zum Beispiel, die Waldorfschule."

    "Ich bin jetzt erst seit vier Tagen Mitglied. Ich sehe den Chiemgauer als ein Zahlungsmittel, das begrenzt in der Region vielleicht immer stärker wird und speziell die heimischen Kleinbetriebe stärker fördern soll."

    Chiemgauer, Sterntaler, Hallertauer, Urstromtaler: Regionalwährungen kommen immer mehr in Mode. Obwohl man damit nur in ausgewählten Geschäften bezahlen kann, während der Euro überall angenommen wird, und obwohl Regionalwährungen so genanntes Schwundgeld sind, das an Wert verliert, während der Euro große Stabilität beweist.

    Das erfolgreichste deutsche Regionalgeld kursiert im südostbayerischen Chiemgau rund um Rosenheim und heißt deswegen Chiemgauer. Es funktioniert grob skizziert so: Maria Muster tauscht in einer Rosenheimer Ausgabestelle zehn Euro in zehn Chiemgauer um. Damit kauft sie in Geschäften ein, die im Mitgliederverzeichnis des Vereins Chiemgauer e. V.gelistet sind und das regionale Schwundgeld akzeptieren, etwa bei Optiker Andreas Wilhelm:

    "Wir nehmen den Chiemgauer eigentlich von Anfang an, wir haben das damals im Radio gehört, dass das System entwickelt wird, und haben gleich gesagt: Wir finden es toll und machen da mit. Bei Kleinbeträgen wie Kontaktlinsenpflegemitteln, die einfach schnell mal mitgenommen werden, da zahlen immer mehr mit Chiemgauer. Bei der Brille selber, da werden es ungefähr fünf bis zehn Prozent der Kunden sein, die den Chiemgauer nutzen, und mit Chiemgauern dann zahlen."

    Wer die zehn Chiemgauer von Maria Muster annimmt, kann damit wieder bei allen Unternehmen einkaufen, die Chiemgauer akzeptieren. Er sollte sich allerdings beeilen. Denn drei Monate nach dem Tauschtermin verliert Maria Musters Zehner zwei Prozent an Wert: Wer den Schein weiter nutzen will, muss für 20 Cent eine Marke kaufen und aufkleben.

    Diese Entwertung wiederholt sich jedes Vierteljahr. Auf ein Jahr hochgerechnet summiert sich der also auf acht Prozent. Wer Chiemgauer in Euro zurücktauscht, verliert noch mal 5 Prozent, er bekommt nur 95 Prozent zurück. Christian Gelleri, Vorsitzender des Chiemgauer e.V.:

    "Das ist zugleich der Anreiz, dass der Unternehmer dieses Regionalgeld nicht zurücktauscht, sondern wieder ausgibt. Und das zweite Ziel ist, regionale Vereine zu fördern: der Verbraucher, der Chiemgauer eintauscht, der kann einen gemeinnützigen Verein auswählen, der bekommt dann drei Prozent von dem eingetauschten Wert."

    Die restlichen zwei Prozent des Rücktauschbetrags dienen dazu, Herstellung und Verwaltung des Regionalgeldes zu bezahlen.

    Maria Muster kann sich also als Wohltäterin fühlen. Denn sie bestimmt beim Eintauschen ihrer zehn Chiemgauer, wer unterstützt werden soll. Etwa der Jakobus Hospiz-Verein, der bekommt Chiemgauer im Wert von 30 Cent, sobald jemand Frau Musters Schein wieder in Euro zurücktauscht.

    Für die Vereine der Region ist das Schwundgeld attraktiv, weil sie damit Spenden einsammeln können. Die Kosten der Lokalwährung, und damit auch die Spenden, bezahlen zunächst größtenteils die Unternehmen.

    Denn Maria Muster wird ihre zehn Chiemgauer möglichst vor dem Wertabschlag ausgeben, etwa bei Apotheker Rainer Braun oder Optiker Andreas Wilhelm. Fragt sich nur, warum die das Geld akzeptieren, das im Gegensatz zum Euro kostspielig und unpraktisch ist:

    "Ich wollte einen gewissen Werbeeffekt einerseits damit verbinden, andererseits die Leute auch dahin bringen, dass sie enger regional gebunden einkaufen und eine engere Bindung an meine Apotheke dadurch erfolgen kann."

    "Die Leute schauen da in dem Heft nach, wer nimmt den Chiemgauer, wer unterstützt denn damit meinen Verein? Und damit hab ich einen werblichen Effekt, der sicherlich besser ist als eine Zeitungsanzeige, die einmal erscheint und dann vergessen ist."

    Unternehmer, die den Chiemgauer nutzen, müssen auch noch den Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft im Verein einkalkulieren. Eisenwarenhändler Günter Förg meint aber:

    "Der Jahresbeitrag ist sehr gering, 100 Euro. Wenn Sie heute ein Inserat in der hiesigen Zeitung schalten, und wenn es noch so klein ist, übertrifft es bei weitem die 100 Euro. Es ist also die Werbewirksamkeit, allein schon vom Image, in diesem Verein dabei zu sein, mit Sicherheit schon mehr wert als dieser Jahresbeitrag von 100 Euro. Wir sind ein Kleinbetrieb, seit 85 Jahren, sehr regional zugeschnitten, deswegen hoffe ich dass Leute, die dem Chiemgauer nahe stehen, mehr diese Kleinläden fördern und auch dort einkaufen."

    Die Unternehmer wollen mit dem Regionalgeld also neue Kunden gewinnen oder jene an sich binden, die Chiemgauer bevorzugen und sonst zur Konkurrenz abwandern würden. Das gilt übrigens auch für die Raiffeisenbank Wasserburg, die einige Chiemgauer-Verrechnungs-Konten für ihre Unternehmenskunden verwaltet.

    Die Herausgeber der Regionalgelder sehen sich allerdings nicht nur als Werbepartner und Spendensammler. Sie wollen, salopp formuliert, mit der Schwundgeldpeitsche die regionale Wirtschaft auf Trab bringen. Denn Geld, dessen Wert regelmäßig schwindet, gibt man schneller wieder aus als wertstabiles Geld. Und das bringt die Wirtschaft in Schwung, sagt Christian Gelleri:

    "Das Spannende ist, dass der Chiemgauer nach vier Jahren 22 Mal im Jahr umläuft, von Hand zu Hand geht, während der Euro 7 Mal von Hand zu Hand geht. Also läuft der Chiemgauer dreimal so schnell um wie der Euro. Die Umlaufmenge des Chiemgauer liegt jetzt bei 90.000 Euro, die fließen in der Region um und verursachen einen Umsatz von 1,8 Millionen, 2 Millionen."

    Die höhere Umlaufgeschwindigkeit beschert den beteiligten Unternehmen höhere Umsätze, sie können mehr Menschen beschäftigen, zahlen mehr Steuern, außerdem fallen Spenden ab. Unter dem Strich gewinnt die gesamte Region, so das Kalkül. Doch diese Rechnung geht bestenfalls in der Startphase auf, sagt Julian Reischle von der Deutschen Bundesbank:

    "Ich bezweifle, dass durch die Regionalgelder ein zusätzlicher Impuls für die Wirtschaft entsteht. Für eine anhaltende Förderung des regionalen Wirtschaftswachstums wäre es nämlich von entscheidender Bedeutung, dass die Umlaufgeschwindigkeit kontinuierlich zunimmt, und nicht einfach nur höher ist als die des Eurobargelds."

    Zudem kalkulieren die Geschäftsleute die Kosten des Chiemgauers in ihre Preise ein. Apotheker Rainer Braun:

    "Das sind Marketingmaßnahmen, und die kosten generell Geld. Ob ich das jetzt in den Chiemgauer investiere, oder ob ich selbst irgendwelche Flyer verfasse, die ich in die Briefkästen stecken lasse. Das ist gleichgültig, wo das Geld für die Werbung bleibt."

    Letzen Endes tragen also die Verbraucher die Kosten der Regionalwährung. Sie sind aber relativ niedrig, weil viele Emittenten bislang nicht gewinnorientiert arbeiten. Außerdem sinken die Kosten gemessen am Umsatz mit zunehmendem Geldumlauf. Christian Gelleri:

    "Im ersten Jahr waren die Kosten beim Chiemgauer noch bei vier Prozent, mittlerweile sind wir bei zwei Prozent. Je mehr die Unternehmer untereinander den Chiemgauer nutzen, desto geringer wird der Kostenanteil."

    Mit der größeren Verbreitung dürfte allerdings auch die Werbewirkung nachlassen. Außerdem nehmen Verbraucher, die Regionalwährungen benutzen, unsichtbare Kosten in Kauf.

    Maria Muster schränkt ihre Einkaufsmöglichkeiten stark ein. Sie kann mit dem Chiemgauer nur ausgewählte Geschäfte besuchen: Aldi, Fielmann, Karstadt und Co nehmen keine Chiemgauer an, nur Euro. Wer Regionalgeld benutzt, verzichtet also auf die Vorteile der überregionalen Arbeitsteilung und des globalen Wettbewerbs und damit auf Vielfalt und niedrige Preise. Professor Gerhard Rösl:

    "Man hat diese Hoffnung durch diese künstliche Kaufkraftbindung, die örtliche Wirtschaft zu stärken. Nun zeigt aber die theoretische Analyse und auch die empirische Erfahrung, dass gerade das Gegenteil eine Region voranbringt: die Öffnung der Grenzen, nicht die künstliche Bindung der Ressourcen vor Ort, sondern die Vernetzung, am besten im weltweiten Maßstab, die wir dann eben Globalisierung nennen."

    Viele Menschen erleben aber vor allem die Nachteile der Globalisierung: Arbeitnehmer mit niedriger Qualifikation zum Beispiel haben wegen der weltweiten Niedriglohnkonkurrenz schlechtere Chancen, einen ordentlich bezahlten Arbeitsplatz zu finden. Umweltschädliche Transportströme schwellen übermäßig an, weil die Waren immer weitere Wege zurücklegen, bis sie beim Kunden landen. Die Kosten der Umweltverschmutzung sind in den Transportpreisen nicht enthalten.

    Maria Muster glaubt also, dass sie mit dem Chiemgauer die heimische Wirtschaft stärken und der Globalisierung entgegenwirken kann. Sie will in erster Linie Gutes tun, wenn sie mit Chiemgauern bezahlt. Christian Gelleri:

    "Der Verbraucher schränkt im Prinzip jetzt mal seine Konsumfreiheit ein, und macht es deswegen, weil er ein gewisses Verantwortungsgefühl für die Region hat. Und er kauft dann bei den kleinen und mittleren Unternehmen hier in der Region ein, die bei dem Ganzen mitmachen, und auch die Unternehmen schauen wieder auf die teilnehmenden Unternehmen. Also die Arbeitsteilung in der Region wird dadurch eher erhöht als verringert. Und auch der Handel insgesamt leidet darunter nicht, der Handel in Euro geht ja ganz normal weiter. Also: Es kommt nur noch der regionale Austausch dazu, es ist eine Ergänzung, die die Auslastung in der Region erhöht. Also insgesamt kann eine Region profitieren."

    Aber werden durch die neue Währung tatsächlich zusätzliche Geschäfte angestoßen? Oder werden sie nur in einer anderen Währung abgewickelt? Statt wie bisher in Euro jetzt in Chiemgauer? Dann wäre unter dem Strich nichts gewonnen.

    So sieht das auch die Deutsche Bundesbank. Sie stuft regionales Schwundgeld nicht als sinnvolle Ergänzung zum Euro ein. Geld solle die Wirtschaft nicht lenken, sondern nur als neutrales Tauschmittel dienen. Julian Reischle:

    "Also eine komplette wohlfahrtstheoretische Analyse ist natürlich schwierig hier auf diesem Gebiet. Ansätze hierzu legen allerdings nahe, dass der Geldschwund ähnlich wohlfahrtsschädlich wirkt wie die allgemeine Inflation. Beides führt nämlich dazu, dass die Wirtschaftsakteure letztlich eine zu geringe Geldmenge für ihre Transaktionen halten, sie verwenden zu viele Mittel letztlich dafür, dass erhaltene Geld wieder möglichst schnell loszuwerden oder auszugeben. Die Kosten werden, ein bisschen platt ausgedrückt, häufig mit Schuhlederkosten bezeichnet, denn bildlich gesprochen: Die Verbraucher rennen sich die Schuhsohlen ab, um das Geld wieder möglichst schnell loszuwerden. Was also von den Regionalgeld-Befürwortern als ein großer Vorteil ihrer Währung gepriesen wird, nämlich die hohe Umlaufsgeschwindigkeit, ist letztlich gesamtwirtschaftlich nicht optimal."

    Schwundgeld verleitet tendenziell zu übereiltem und übermäßigem Konsum, Sparen und Vorsorgen wird damit uninteressant. Sparer bekommen keinen Zins, sie zahlen sogar drauf. Zinsloses Geld kann trotzdem für manche Menschen attraktiv sein: für jene, die Schulden haben und dann keine Zinsen zahlen müssten, oder für die, die die Argumente der Zinskritiker einleuchtend finden. Bernd Senf, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin warnt beispielsweise:

    "Wenn nämlich auf der einen Seite die Geldvermögen der Geldanleger exponentiell wachsen sollen und wachsen wollen im Laufe von Jahrzehnten, dann geht das gesamtwirtschaftlich nur, wenn irgendwo im gesamten System entsprechend die Verschuldung entsprechend spiegelbildlich auch exponentiell wächst. Wenn man das aber jetzt mal gesamtwirtschaftlich betrachtet und den Durchschnitt aller Unternehmen, die sich verschulden, zugrunde legt, dann heißt das: Es fordert der Zins ja größere Rückflüsse als einfach nur die Tilgung. Das heißt, es muss von Jahr zu Jahr dann mehr erwirtschaftet werden. Und daraus ist erkennbar, dass der Zins eine wesentliche Ursache dessen ist, woran wir uns ja alle gewöhnt haben, nämlich eine Art Wachstumszwang, die in diesem System verankert ist.

    Dieser Wachstumszwang könnte man sagen, ist ja prima: Dann wird immer mehr produziert, dann kann auch immer mehr verteilt werden, der Lebensstandard steigt, und so weiter. Aber man sollte sich auch mal fragen: Kann das auf Dauer überhaupt so weitergehen, wenn das Wachstum des Sozialprodukts schwächer wird, während wenn der Zins weiterhin nicht nur seinen Anteil fordert, dann schneidet er einen immer größeren Teil aus dem Sozialprodukt raus?"

    Ganz schlüssig ist das allerdings nicht. Denn wenn das Wirtschaftswachstum nachlässt, schrumpfen über kurz oder lang auch die Zinserträge. Einige Unternehmen, die falsch oder zu riskant investiert haben, gehen pleite, die Kreditgeber gehen leer aus. Andere Unternehmen fragen weniger Geld nach, damit fällt auch der Preis des Geldes, der Zinssatz.

    Auf Dauer kann das reale Geldvermögen nicht stärker wachsen als die Wirtschaft. Außerdem ist regelmäßiges moderates Wirtschaftswachstum über 60 kriegsfreie Jahre keine Zauberei, das zeigt schon ein Blick auf die Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik: Denn eine Volkswirtschaft, in der Millionen von Menschen jedes Jahr versuchen, ihren Kuchen etwas effizienter zu backen, produziert bei gleichem Arbeitseinsatz beinahe automatisch Jahr für Jahr einen größeren Kuchen. Der Zins ist dabei eine große Hilfe. Professor Bernd Rösl:

    "Der Zins ist ein Entgelt für geleisteten Konsumverzicht. Das hört sich abstrakt an, aber Sie können sich ja mal vorstellen: Ihre Nachbarin kommt zu Ihnen und sagt: Ich hab eine große Party und würde gerne Kuchen backen. Jetzt muss ich aber so viel Kuchen backen, ich weiß, das schaffe ich allein nicht. Aber ihre Nachbarin weiß, dass sie eine Kuchenbackmaschine haben, und sie fragt, ob Sie ihr die nicht überlassen können. Sie geben ihr das, und am Abend kommt sie und gibt Ihnen die Maschine zurück und Sie bekommen noch ein Stückchen Kuchen, das sie gebacken hat. Dieses Stückchen Kuchen, das sie sozusagen bekommen als Entschädigung für die zeitliche Überlassung ihrer Knetmaschine wäre dann genau der Zins, also letztlich ein Entgelt für die zeitliche Überlassung einer Ressource. Und das ist nichts Unmoralisches, es ist eigentlich eine tolle Geschichte, wo jeder gewinnt: Nämlich der Kapitalnehmer, das war in dem Fall ihre Nachbarin, die diese Knetmaschine von Ihnen bekommen hat und jetzt mit Hilfe der Knetmaschine mehr Kuchen backen konnte, und Sie, als Kapitalgeberin, die jetzt nicht nur die Maschine zurück hat, sondern obendrein auch noch den Kuchen. Da sehen sie, dass der Zins gar nichts mit Geld im ersten Schritt zu tun hat, sondern Zins ist einfach eine Leihgebühr für die Überlassung einer Ressource."

    Eine Leihgebühr, die dafür sorgt, dass der beste Kuchenbäcker die wertvolle Maschine bekommt, denn der kann den höchsten Ertrag erwirtschaften und damit auch den höchsten Zins bieten. Ohne Zins, wie beim Schwundgeld, könnte auch ein Faulpelz die Maschine borgen, der nur ein paar mickrige Kuchen backen will.

    Zinsloses Geld begünstigt Verschwendung und riskante Geschäfte. Ein sinnvoller Ersatz für Zinsgeld wie den Euro kann es nicht sein. Offen ist aber, ob regionale Währungen als ergänzendes Zahlungsmittel gute Dienste leisten können. Christian Gelleri wirbt so für seine Idee:

    "Das ist natürlich die große Frage, wo sich Ökonomen schön streiten könnten: Ist das Ganze ein Nullsummenspiel, verliert die Weltwirtschaft gegenüber der Region, oder ist dieses Instrument dazu geeignet, dass es zusätzliche Effekte hervorruft, nämlich einen zusätzlichen Impuls für die regionale Wirtschaft, und unter dem Strich ein Mehr an Wohlstand? Es ist schon mal ein großartiger Fortschritt, dass uns Ökonomen zugestehen, dass Schwundgeld in bestimmten Situationen sinnvoll ist, bei fehlender Liquidität. Jetzt kann man natürlich trefflich darüber streiten, wo und wann Liquidität fehlt. Jetzt haben wir in der ländlichen Region allerdings Sektoren und Branchen, wo auch Liquidität fehlt, und wo meines Erachtens Regionalgeld auch sinnvoll ist, um eine Optimierung herbeizuführen. Meines Erachtens ist es halt am sinnvollsten, wenn man den freien Markt entscheiden lässt."

    Das tut die Bundesbank. Sie toleriert die regionalen Währungen. Warum auch nicht? Ihre gesamtwirtschaftliche Bedeutung ist gering. Julian Reischle von der Deutschen Bundesbank:

    "Was den Euro-Gegenwert der emittierten Regionalgelder betrifft, so dürfte die Summe zurzeit vermutlich bei rund 250.000 Euro liegen. Verglichen mit den von der Bundesbank ausgegebenen Euro- anknoten in Höhe von 250 Milliarden Euro ist der Regionalgeldumlauf freilich verschwindend gering."