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In Verdun und anderswo

Für ihr Hörspiel "Feldpost für Pauline" erhält Maja Nielsen in diesem Jahr den Deutschen Kinderhörspielpreis. Sie greift darin ein Thema auf, das heutigen Kinder und Jugendliche nicht mehr so ohne weiteres begegnet: den Ersten Weltkrieg.

Von Frank Olbert | 14.11.2009
    Die Kinderbuchautorin Maja Nielsen
    Die Kinderbuchautorin Maja Nielsen (Gerstenberg Verlag)
    Frank Olbert: Auch in diesem Jahr tagte wieder die Jury zum Deutschen Kinderhörspielpreis, deren Vorsitz ich erneut übernehmen durfte. Der Preis wird von der ARD sowie der Filmstiftung NRW vergeben, die ja auch über eine Hörspielförderung verfügt - unterstützt wird er von der Stadt Wuppertal, die der Jury das historische Haus der Familie Engels als Tagungsort zur Verfügung stellt. Die Jury sah sich in der glücklichen Lage, unter mehreren qualitätsvollen Stücken auswählen zu können: Neben dem Hauptpreis an das Kinderhörspiel "Feldpost für Pauline" von Maja Nielsen, einer Produktion des WDR, ergeht eine lobende Erwähnung an Karlheinz Koineggs "Wie man unsterblich wird", ebenfalls beim WDR produziert. Uns hat beeindruckt, wie realitätsnah und ungeschminkt der Autor die Situation krebskranker Kinder schildert.

    Realitätsnah präsentiert sich auch Maja Nielsens "Feldpost für Pauline" mit einem Thema, das heutigen Kinder und Jugendliche nicht mehr so ohne weiteres begegnet. Während sie in der Schule viel über den Zweiten Weltkrieg erfahren, wird der Erste Weltkrieg eher rasch abgehandelt. Maja Nielsen stellt sich die Frage, warum damals so viele junge Soldaten voller Begeisterung in die Schlacht zogen und was sie erlebten in Verdun und anderswo. Das Mädchen Pauline findet alte Feldpostbriefe, adressiert an ihre Namensvetterin und Urgroßmutter Pauline.

    Frau Nielsen, wie sind Sie denn eigentlich zum Kinderhörspiel gekommen?

    Maja Nielsen: Ich war früher Schauspielerin. Ich habe in Hamburg, München, Stuttgart, Tübingen und Kassel am Theater gearbeitet. Und dann kamen meine Kinder und ich musste mich neu erfinden. Das hat einige Zeit gedauert. Als mein Sohn drei Jahre alt war, habe ich Geschichten für ihn erfunden. Ich habe sie aufgeschrieben und ans Radio geschickt. Sie wurden gesendet und auf diese Weise habe ich eine neue Richtung für mein Leben bekommen.

    Olbert: Hatten Sie sich vorher schon mit Hörspielen auseinandergesetzt?

    Nielsen: Nein, überhaupt nicht. Ich bin da eine Quereinsteigerin. Ich habe zunächst diese Kindergeschichten geschrieben. Irgendwann rief ein Redakteur an und fragte, ob ich ein Feature für ihn schreiben wolle. Ich hatte das Wort noch nie gehört, sagte aber sofort ja. Dann habe ich herausgefunden, was ein Feature ist. Das kam auch ganz gut an. Als Nächstes wollten sie ein Hörspiel. Da hatte ich zuerst auch keine Ahnung, wie man das schreibt. Das war also Learning by Doing bei mir.

    Olbert: Kommen wir zu "Feldpost für Pauline". Wie sind Sie auf den Stoff gekommen?

    Nielsen: Der WDR wollte etwas zu dem Thema haben, weil der 90ste Jahrestag des Kriegsendes anstand. Wir haben sehr lange über das Format nachgedacht, denn meine Stärke sind ja eigentlich Kinder-Sachhörbücher, also Sachgeschichten. Es war aber so heftig und so hart, was ich über das Erleben von jungen Soldaten im Ersten Weltkrieg gelesen habe, dass ich es besser fand, eine ausgedachte Geschichte zu erzählen. Sie hat den unglaublichen Vorteil, dass sie gut ausgehen kann - anders als Krieg, wo es eigentlich keine Gewinner gibt.

    Olbert: Auch bei den Stücken für Kinder gab es zwei Preise zu vergeben. Außer der Fachjury tagte eine Kinderjury. Sie vergab den Kinderhörspielpreis der Stadt Karlsruhe und der ging an das Hörspiel "Radio Tobi" von Peter Jacobi.