Freitag, 19. April 2024

Archiv

Männergesundheit
"Die Anforderungen an Männlichkeit verändern sich"

Bei der Sexualität von Männern gibt es vieles, über das wenig gesprochen wird. Der dritte deutsche Männergesundheitsbericht zeigt, wo es noch Defizite gibt. So gebe es mittlerweile viele Männlichkeiten mit unterschiedlichen physischen und physiologischen Voraussetzungen, sagte der Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß im DLF. Diese müssten mehr erforscht werden.

Heinz-Jürgen Voß im Gespräch mit Carsten Schroeder | 09.05.2017
    "Normzwang & Psychatrisierung stoppen" steht am Montag (26.03.2012) vor der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft in Berlin auf einem Schild. Rund 70 Menschen versammelten sich unter dem Motto "Zwangspsychiatrisierung von Alex sofort stoppen!" vor der Behörde um gegen die Zwangseinweisung eines elfjährigen Kinds zu demonstrieren, das entgegen seinem Geburtsgeschlecht als Mädchen leben will. Erst vor wenigen Wochen hatte sich der Ethikrat für eine Anerkennung Intersexueller Menschen ausgesprochen.
    Demonstration für Intersexualität in Berlin. Auf dem Transparent das Transgender-Symbol. (dpa picture alliance / Florian Schuh)
    Bisher gebe es kaum Berichte über Männergesundheit – besonders im deutschsprachigen Raum, so Voß, einer der Herausgeber des dritten deutschen Männergesundheitsberichtes. Bei vielen Berichten werde auch das Thema Sexualität ausgespart. Es gebe auch wenig Forschung mit Fokus auf die sexuelle Gesundheit.
    Außerdem gebe es mittlerweile ganz unterschiedliche Möglichkeiten, die eigene Männlichkeit zu entwickeln, sich auszuprobieren. "Damit ergeben sich neue Anforderungen an Männer, sich in diesem komplexer werdenden System auch zu verorten", sagte der Sexualwissenschaftler. Das müsste auch erforscht werden. Darüber hinaus würden zunehmend "typische Frauenkrankheiten", wie Magersucht oder Bulimie bei Männern festgestellt.
    Deshalb habe man versucht, Männlichkeiten in einer größeren Offenheit zu denken und ein komplettes Bild von sexueller Gesundheit zu zeichnen. Das bedeute auch, "nicht zu denken, dass immer Penis oder Hoden vorhanden sein sollten, sondern dass es Männlichkeiten mit unterschiedlichen physischen und physiologischen Voraussetzungen gibt."
    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.