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Initiative #ausnahmslos
Frauenrechte kein Vorwand für Rassismus

Die Initiative "#ausnahmslos" spricht sich nach den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus zugleich aus. Feministische Anliegen, so die Verfasserinnen, dürften nicht für die rassistische Agenda von Populisten missbraucht werden.

Von Victoria Reith | 11.01.2016
    Unter #ausnahmslos wollen die Begründerinnen aufmerksam machen gegen sexualisierte Gewalt und Rassimus.
    Unter #ausnahmslos wollen die Begründerinnen aufmerksam machen gegen sexualisierte Gewalt und Rassimus. (Screenshot ausnahmslos.org)
    Zu den Begründerinnen des Aufrufs, der sich vor allem in den sozialen Netzwerken verbreitet, gehören die Journalistin und Aktivistin Kübra Gümüşay, die die #SchauHin-Kampagne gegen Alltagsrassismus mitinitiiert hat, und die Autorinnen Anne Wizorek und Jasna Strick, die im Internet mit #aufschrei auf Sexismus aufmerksam machten.
    Die Kritik der Verfasserinnen richtet sich maßgeblich gegen Menschen, die den Schutz von Frauenrechten als Vorwand für Rassismus nutzen: "Es ist für alle schädlich, wenn feministische Anliegen von Populist_innen instrumentalisiert werden, um gegen einzelne Bevölkerungsgruppen zu hetzen, wie das aktuell in der Debatte um die Silvesternacht getan wird."
    Plötzlich Feminist zugunsten der rassistischen Agenda
    #ausnahmslos-Mitbegründerin Jasna Strick sagte dazu dem DLF: "Wenn Frauenrechte plötzlich von Menschen beschworen werden, die gewöhnlich öffentlich behaupten, sexualisierte Gewalt sei eine Erfindung von Feministinnen, dann wird deutlich, dass diese Menschen nicht plötzlich vom Feminismus überzeugt sind, sondern diesen nur für ihre rassistische Agenda benutzen." Wer sich die Statistiken zu sexualisierter Gewalt anschaue, werde feststellen, dass diese Taten nicht alle von Menschen einer bestimmten Herkunft durchgeführt wurden, sondern von Menschen jeglichen Hintergrunds.
    Auf ihrer Seite stellen die Verfasserinnen politische, gesellschaftliche und mediale Vorschläge vor, die dazu beitragen sollen, dass alle Menschen unabhängig von unter anderem ihrer Ethnie, sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität vor körperlichen und verbalen Übergriffen geschützt sind. Dazu gehören die gesetzliche Regelung von sexueller Belästigung als eigenständige Straftat, öffentliche Aufklärungsarbeit, Eingreifen bei sexualisierten Übergriffen und Äußerungen und eine klischeefreie Berichterstattung von vielfältigen Redaktionen.
    700 Menschen aus 18 Ländern haben bereits mitgezeichnet, zu den ersten gehören die Bundesfamilien- und Frauenministerin Manuela Schwesig, die Grünen-Vorsitzende Simone Peter, die Vorsitzende der Linken Katja Kipping sowie weitere prominente Vertreter unter anderem aus Politik, Medien, Kultur und Think Tanks. Auch Bundesjustizminister Maas sprach der Initiative via Twitter seine Unterstützung aus.
    Neben prominenten Unterstützern gibt es auf Twitter bereits Kritik an der Aktion. Sie sei nur ein Versuch, Migranten als Täter zu schützen. Dazu sagte Strick dem DLF: "Es lässt sich sehr schnell nachlesen, dass wir uns für eine schnelle Aufklärung der Fälle aussprechen, insofern werden keine Täter geschützt."
    Strick kritisiert, dass Muslime unter Generalverdacht gestellt würden. Das sei daran abzulesen, dass in den letzten Tagen die Gewalt gegen Menschen mit Migrationshintergrund stark angestiegen sei. "Da wird sich anscheinend in sozialen Netzwerken abgesprochen, Jagd auf Menschen zu machen, die nicht weiß sind." #ausnahmslos wolle sich jetzt und immer gegen diese Gewalt aussprechen.