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Initiative „Rettet die Amateurvereine“
Die Kleinen mucken auf

3,2 Milliarden Euro Umsatz. Das ist absoluter Rekord. Noch nie haben die Vereine der Fußball-Bundesliga so viel Geld in einem Jahr eingenommen. Die Zahlen für das Jahr 2016 hat die Deutsche Fußball Liga heute vorgestellt. Ein großer Teil kommt durch den Verkauf der Fernsehrechte zustande. Die Spitzenklubs jubilieren, an der Basis aber gibt es kräftig Ärger. Die Amateurvereine wollen nämlich selbst mehr profitieren.

Von Matthias Friebe | 26.01.2017
    Engelbert Kupka, ehemals Präsident der SpVgg Unterhaching und einst Mitglied im Ligavorstand.
    Engelbert Kupka will sich für die Amateurvereine in Deutschland einsetzen. (imago sportfotodienst)
    Die Amateurvereine fühlen sich benachteiligt. Sie haben deshalb jetzt die Initiative "Rettet die Amateurvereine" gegründet. Ihr steht der frühere Präsident der Spielvereinigung Unterhaching Engelbert Kupka vor. Kupka stellt sich dagegen, dass 0,14 Prozent der Vereine in Deutschland – eben die Proficlubs – 97 Prozent der Einnahmen bekommen. Hintergrund ist der sogenannte Grundlagenvertrag zwischen dem Deutschen Fußball Bund (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL).
    Die DFL vertritt die Profivereine und hat die Vermarktungsrechte vom DFB bekommen. Im Gegenzug zahlt die DFL drei Prozent von den Einnahmen zurück. Von diesen drei Prozent wiederum geht ein kleiner Teil an die Amateurvereine, offiziell "Pachtzins" genannt. Initiator Kupka sagte dazu im Deutschlandfunk: "Ich habe große Bedenken, ob diese drei Prozent überhaupt richtig abgerechnet werden. Es geht aber auch darum, den Wert mal anzuheben. Nach 16 Jahren ist doch eine Angleichung möglich, die auch im Vertrag vorgesehen ist. Wenn wir 1,5 Milliarden Euro Erwirtschaftungserlöse für 45 Millionen Euro überlassen und davon gehen vielleicht zehn Millionen Euro an die Amateurvereine, dann sind die Verhältnisse einfach aus dem Ruder gelaufen."
    Kupka fordert sieben Prozent mehr für die Amateure
    Kupka will das Verhältnis nicht prinzipiell ändern, sondern eher anpassen. Er sagt, dass mit den aktuellen Zahlen vielleicht zehn statt drei Prozent von den Profi- an die Amateurvereine weitergegeben werden könnten. Andersrum zahlt der DFB für seine Rechte, zum Beispiel für Länderspiele, nämlich mehr Geld an die Liga als die Liga an den DFB. Das findet Kupka unfair.
    Der Hebel der Vereine ist begrenzt. Denn sie sind nicht direkt Mitglied des DFB, sondern lediglich über die Landesverbände organisiert. Durch die Initiative erhofft man sich nun größere Aufmerksamkeit. Bislang sei das Interesse beim DFB eher gering gewesen, sagt Kupka. Das sieht man dort allerdings anders. Man stehe in ständigem Austausch, wird immer wieder betont.
    Vorwürfe gegen DFB-Präsident Grindel
    DFB-Präsident Reinhard Grindel, erst seit kurzem im Amt, versteht sich als Präsident der Amateure. Den Kampf zwischen Amateuren und Profis gibt es schon länger. Beim letzten DFB-Bundestag wurde in dem Streit aber ein Kompromiss verkündet. Über den sagt Engelbert Kupka heute: "Die Entscheidungen in Erfurt haben gezeigt, dass unsere Spitzenfunktionäre den Boden unter den Füßen verloren haben. Wenn der DFB-Präsident ohne ausreichende Information Zustimmung zu Beschlüssen empfiehlt, die die Amateure im Mark treffen und diese Abstimmung dann auch noch öffentlich zur reinen Formsache erklärt wird, dann kann man nicht mehr davon ausgehen, dass diese Funktionäre noch Vertreter der Amateure sind."
    Kupka’s Ansicht nach habe sich DFB-Präsident Grindel von den Profis unter Druck setzen lassen, weil sie ihm sonst die Gefolgschaft für seine Wahl verweigert hätten.