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Initiative Tierwohl
Deutscher Tierschutzbund kündigt Ende der Zusammenarbeit an

Der Deutsche Tierschutzbund hat ein Ende der Zusammenarbeit mit der Initiative Tierwohl angekündigt. Die Gründe: Die Initiative arbeite zu intransparent und setze zu niedrige Standards für eine artgerechte Nutztierhaltung.

Von Ann-Kathrin Stracke | 25.08.2016
    Hühner in einer Halle auf Todd Chapman's Geflügelfarm in Clermont, Georgia, USA, aufgenommen 2013
    Hühner in einer Halle auf Todd Chapman's Geflügelfarm in Clermont, Georgia, USA, aufgenommen 2013 (picture alliance / dpa / Erik S. Lesser)
    Drei Jahre lang hat der Deutsche Tierschutzbund die Initiative Tierwohl beraten, wie sie die Lebensbedingungen von Nutztieren verbessern kann. Konkret bedeutet das, wie Tiere in Ställen besser leben können. So richtig rund lief es in der Zeit nicht. Der Deutsche Tierschutzbund ist unzufrieden mit dem Ergebnis, das bei der Zusammenarbeit rausgekommen ist. Er droht der Initiative nun mit seinem Ausstieg. Marius Tünte ist Pressesprecher beim Deutschen Tierschutzbund und erklärt die Gründe:
    "Wir merken aber jetzt, dass Tierwohl, Tierschutz auf der Strecke bleibt. Es geht um Quantität, möglichst viele Landwirte sollen mitmachen, aber die Kriterien, ist da wirklich mehr Tierschutz drin, mehr als die gesetzlichen Standards, die werden kaum überboten und deswegen ist es für uns wichtig, ein Zeichen zu setzen."
    Eigentlich hätten die beiden noch bis 2018 zusammenarbeiten sollen. Doch das ist nun nicht mehr gesichert. Der Tierschutz fordert eine bessere Tierhaltung in den Ställen. Die Kriterien der Initiative für Tierwohl sind ihnen zu lasch. Viele Landwirte würden auch mitziehen und die Lebensbedingungen der Tiere verbessern. Doch können sie das nur, wenn der Handel ihnen auch zusichert, dass er trotzdem Tiere von ihnen kauft.
    Veränderte Kriterien gefordert
    Geht es nach dem Tierschutzbund müssen sich diese Kriterien verändern:
    "Es macht eigentlich nur Sinn, so eine Initiative, wo alle dabei sind, und wir flächendeckend für die Tiere mehr erreichen: mehr Platz, mehr Beschäftigung, mehr Auslauf. Und das wollen wir mindestens haben und wichtig ist auch, dass der Verbraucher das klar erkennt."
    Dem Deutschen Tierschutzbund fehlt bei der Initiative Tierwohl vor allem die Transparenz. Er will, dass der Verbraucher klar erkennen kann, was der Mehrwert ist, wenn er ein Produkt kauft, dass das Label "Initiative Tierwohl” trägt.
    "Wichtig ist eben, dass der Verbraucher erkennen kann, was ist konkret mit diesem Tier, was da verarbeitet worden ist, passiert. Hatte es mehr Platz, mehr Beschäftigungsmaterial, durfte es nach draußen.
    So wie es jetzt geplant ist, weiß der Verbraucher, ok, es wird ein bisschen was getan es ist ein bisschen besser geworden, aber man hat keine Nachvollziehbarkeit, so wie bei anderen Labels, die es gibt, wo man ganz genau weiß, die und die Kriterien stecken dahinter. Und die Kriterien sind verbessert worden. Und da sehen wir schon die Gefahr, dass der Verbraucher nicht sehen kann, was an dem Produkt dran ist."
    Wachsende Kritik
    Die Initiative Tierwohl wollte sich heute dazu nicht äußern. Bereits in der Vergangenheit ist sie schon von Organisationen wie foodwatch hart kritisiert worden. Die kritisierte die Initiative Tierwohl als ein Armutszeugnis für die Branche. Denn: Es werde mehr dafür getan, den Export von Fleisch auf dem Weltmarkt anzukurbeln, als die Rechte der Tiere vor Ort zu verbessern.
    Die entscheidende Sitzung findet Mitte September statt. Erst dann ist klar, ob die beiden sich auf gemeinsame Standards einige können und sie ihre Zusammenarbeit weiter führen.