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Insolvente Fluglinie
Entscheidung über die Zukunft von Air Berlin erwartet

Für die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin dürften an diesem Donnerstag die Würfel fallen. Als mögliche Käufer von Unternehmensteilen gelten die Lufthansa und Easyjet. Zuvor wurde Neues zur Zahl der betroffenen Kunden und der akut gefährdeten Arbeitsplätze bekannt.

Von Dieter Nürnberger | 12.10.2017
    Ein Airbus A380-841 der Lufthansa neben einer Boeing 737-75B von Air Berlin auf dem Düsseldorfer Flughafen.
    Die Lufthansa könnte mehr als die Hälfte der rund 130 Air-Berlin-Flugzeuge übernehmen (imago / Agentur54Grad / Sebastian / Sendlak)
    Wirklich überraschend kam der Insolvenzantrag von Air Berlin Mitte August nicht. Die bisher zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft schrieb schon länger rote Zahlen, da war es wohl nur eine Frage der Zeit bis der größte Aktionär, die arabische Airline Etihad, die Zahlungen einstellte.
    Seitdem tobt der Bieterkampf - Experten gehen davon aus, dass der Verkauf von Air Berlin bis zu 350 Millionen Euro bringen könnte. Ernsthaftes Interesse hatten rund ein Dutzend Bewerber gezeigt - nicht nur Fluggesellschaften, sondern beispielsweise auch die Unternehmer Hans-Rudolf Wöhrl oder Niki Lauda. Der ehemalige Formel-Weltmeister wollte die von ihm einst gegründete Air Berlin Tochter Niki zurückkaufen.
    Was bedeutet die Insolvenz für die Mitarbeiter?
    Ein Beitrag von Claudia van Laak aus den Informationen am Morgen vom 12.10.2017
    Nach dem 28. Oktober ist Schluss mit dem Flug-Betrieb
    Seit gut drei Wochen wird ausschließlich nur mit Marktführer Lufthansa und der britischen Billig-Airline Easyjet verhandelt. Beide sind an Teilen von Air Berlin interessiert. Die Lufthansa könnte mehr als die Hälfte der rund 130 Flugzeuge übernehmen. Eine komplette Veräußerung an nur einen Bewerber gilt aus kartellrechtlichen Gründen als ausgeschlossen. Die derzeitige Exklusivität der Verkaufsgespräche wurde zudem von vielen Mitbewerbern und Experten kritisiert. Vorwurf: Die Bundesregierung habe sich von vornherein für eine Teil-Übernahme durch Lufthansa ausgesprochen, was dort dementiert wird. Der Weiterbetrieb von Air Berlin konnte nur durch einen staatlichen Überbrückungskredit in Höhe von 150 Millionen Euro aufrechterhalten werden.
    Rund 100.000 Kunden hatten bereits das Nachsehen
    Kommt bis heute keine Einigung zustande, könnten auch wieder andere Interessenten, wie beispielsweise der Ferienflieger Condor eine Rolle spielen. Vor allem die lukrativen Start- und Landerechte machen Air Berlin so begehrt. Von den rund 8.000 Arbeitsplätzen werden laut Geschäftsführung und Insolvenzverwaltung wohl nur maximal 80 Prozent übrigbleiben.
    Fest steht: Nur noch bis zum 28. Oktober wird unter der Marke Air Berlin geflogen werden. Nach und nach wurden in den vergangenen Wochen vor allem die Langstreckenverbindungen immer mehr eingestellt. Das Nachsehen hatten bislang rund 100.000 Kunden, die ihre Tickets frühzeitig gebucht hatten.