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Insolvenz heißt nicht gleich "Pleite"

"Liquidieren statt sanieren" - diesen Ansatz verfolgen offenbar noch immer viele Insolvenzverwalter der alten Schule. Und Unternehmer scheuen sich vor einem geregelten Insolvenzgang, weil es für sie persönlich ein Eingeständnis der wirtschaftlichen Niederlage ist. Beides ist falsch - eine Insolvenz ist nicht immer gleichbedeutend mit dem Ende einer Firma.

Von Dietmar Reiche | 26.05.2009
    Kriebstein – ein kleiner Ort in Sachsen. Hier - im Dreieck zwischen Leipzig, Chemnitz und Dresden - leben 2500 Menschen in der ländlichen Gemeinde. Flussaufwärts staut eine Talsperre die Zschopau, dahinter stehen zwei Papierfabriken. Eine davon ist die Firma Kübler & Niethammer.

    Der mittelständische Familienbetrieb ist auf dem neusten technischen Stand, kann 85.000 Tonnen Papier pro Jahr herstellen. In der über 150-jährigen Unternehmensgeschichte hat die Firma Höhen und Tiefen erlebt, stand zuweilen vor dem Abgrund.

    1946 die Enteignung.
    Anschließend die Demontage der Maschinen für die Sowjetunion.
    1954 Neustart in der DDR.
    Die Wiedervereinigung.

    Und schließlich: Rückkauf durch die Gründerfamilie.

    "Natürlich steckt da eine Menge Herzblut der Familieneigentümer drin, die heute noch die Eigentümer sind. Sie haben mit Investitionen versucht, diesen Standort in der damals vorhandenen Form zu erhalten, was aber nicht ging. Und meine Arbeit war es eben, das Unternehmen zu restrukturieren, sich auf die eigentlichen Kerne zu beschränken, da aber richtig zu investieren."

    Sagt Klaus Ziege-Bollinger. Der 59-jährige Manager hat bei der Sanierung der Papierfabrik kräftige Nackenschläge einstecken müssen. Im August 2002 kam das Jahrhunderthochwasser.

    "Was dazu führte, dass die Fabrik sechs Wochen still stand, mit einem testierten Schaden von 11,5 Millionen Euro. Das eigentlich Gravierende war aber, dass sich das gesamte Investitionsprogramm um ein dreiviertel Jahr verzögerte."

    Innerhalb weniger Monate geriet die auf Wachstum getrimmte Fabrik in eine gefährliche Schieflage. Die Kosten liefen aus dem Ruder.

    "Wenn Sie in so einer schwierigen Übergangssituation sind, müssen Sie auch immer darauf gefasst sein, dass die Marktereignisse Sie zwingen können, über Ihre Liquiditätsseite, zumindest mal über eine Insolvenz, nachzudenken."

    Klaus Ziege-Bollinger ist einer der wenigen Manager, der offen über das Thema Insolvenz spricht. In Deutschland ist es noch immer ein Tabu, steht eine Insolvenz doch für das vermeintliche Versagen von Unternehmern. Wer pleite ist, dem haftet ein Makel fürs ganze Leben an. Michael Bretz von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform:

    "In Deutschland ist die Insolvenz immer noch, wie es heißt, der Tod des bürgerlichen Kaufmanns. Freiwillig in die Insolvenz zu gehen oder eine Insolvenz mitzutragen, das macht man hier nicht. Entsprechend sammelt man hier auch nicht die Erfahrungen und hat auch dann nicht die Kompetenz."

    Klaus Ziege-Bollinger, Vorstandschef der Papierfabrik in Kriebstein, kämpfte gegen die drohende Zahlungsunfähigkeit.
    Anfang 2005 wollte er mit der neuen Papiermaschine schwarze Zahlen schreiben und Schulden tilgen. Doch die Hausbank drehte vorher den Kredithahn zu.

    "Der eigentliche Auslöser war ja dann im Dezember 2004 das Einkürzen des Umlaufmittelrahmens, den wir gar nicht ausgeschöpft hatten und das parallele Informieren der Warenkreditversicherer, dass eben unsere Liquidität angespannt ist."

    Das auf Wachstum ausgerichtete Unternehmen sei in der entscheidenden Phase der Investition von der Hausbank im Stich gelassen worden, klagt Klaus Ziege-Bollinger. Auch nach intensiven Beratungen mit einem Insolvenzanwalt war die Pleite nicht mehr abzuwenden. Nach 21 Tagen war alles vorbei. Die Firma meldete beim Gericht Insolvenz an, war offiziell zahlungsunfähig.

    Was danach kommt, gehört zu den düsteren Kapiteln eines jeden Unternehmers. Das Gericht schickt einen Fremden in das Unternehmen, der den Chef ersetzt. Mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter kommt auch die Angst, dass die Geschichte der Firma innerhalb weniger Monate abgewickelt wird.

    "Viele Insolvenzverwalter leben noch in der alten Welt und das bedeutet Zerschlagung, Liquidierung statt Sanieren."

    Sagt Michael Bretz von Creditreform. Allein im vergangenen Jahr gab es über 29.000 Unternehmensinsolvenzen. Für dieses Jahr rechnet der Verband der Insolvenzverwalter sogar mit einem neuen Rekord. Bis zu 40.000 Unternehmen könnten Insolvenz anmelden müssen. Selten bekommen Unternehmer eine zweite Chance, obwohl die Politik die Instrumente zur Verfügung stellt. Bereits vor zehn Jahren wurde das Insolvenzrecht geändert.

    "Für die Frage, wie wirtschaftlich Not leidende Unternehmen, ob große, kleine oder mittlere, am besten nachhaltig wirtschaftlich gesichert werden können, kennt unsere Rechtsordnung ein sehr bewährtes Instrument, und das heißt Insolvenzordnung. Das sollte man nicht aus dem Auge verlieren."

    Für diesen Satz ist Bundesinnenminister Schäuble heftig kritisiert worden, spielte er damit doch auf eine mögliche Insolvenz des angeschlagenen Autoherstellers Opel an. Mittlerweile schließt auch Bundeswirtschaftminister zu Guttenberg eine Insolvenz nicht mehr aus. Die muss aber nicht automatisch folgen, wenn der hoch verschuldete Mutterkonzern General Motors, GM, in den nächsten Tagen seine Zahlungsunfähigkeit erklären sollte. Wie genau es dann für Opel weitergehen wird, darüber führt die Bundesregierung zurzeit Gespräche mit potenziellen Investoren und Vertretern von General Motors. GM selbst würde bei der Insolvenz eine Sanierung unter Gläubigerschutz beantragen – wohlgemerkt, dem Schutz vor Gläubigern. Das ist in den USA gängige Praxis, in Deutschland eher die Ausnahme. Michel Bretz von Creditreform:

    "In den USA wird das getan. Das erleben wir gerade im Moment bei großen Unternehmen, aber auch bei einer Vielzahl von Kleinen. Der berühmte Chapter-11-Fall. Wir haben in Deutschland ein ähnliches Instrument. Das heißt, wir können uns in einen Insolvenzplan begeben, wir können frühzeitig, bei drohender Zahlungsunfähigkeit, selbst den Insolvenzantrag stellen, kein Gläubiger, nur wir selbst. Dieses Mittel führte bisher ein stiefmütterliches Schattendasein. Wir sollten es im Zeichen der Krise aber nach vorne bringen. Es ist eine Option, in die Insolvenz zu gehen und sich daraus wieder in Freiheit zu bewegen."

    Der Insolvenzplan könnte sogar als Blaupause im Kampf gegen die Rezession taugen. Ist der Konjunkturabschwung tief, aber kurz, trägt der Insolvenzplan die Betriebe wie eine Brücke über das Konjunkturtal, sagt Bruno Kübler, Insolvenzverwalter in Köln.

    "Der Charme ist, die bisherigen Eigner, wenn sie denn gute Kaufleute und Unternehmer waren, behalten ihr Unternehmen. Sie müssen den Gläubigern einen Vorschlag machen, wie deren Forderungen bedient werden. Wenn die Gläubiger das anerkennen, und sehen, dieses Unternehmen ist würdig, dass es erhalten bleibt, dann hat ein Plan auch gute Chancen, angenommen zu werden."

    Doch vielen Unternehmen ist bereits die Luft ausgegangen, sie sind zahlungsunfähig. Im Fokus der Öffentlichkeit stehen vor allem die Traditionsfirmen, wie zum Beispiel der Uhrenhersteller Junghans im Schwarzwald. Ein Schock für die Mitarbeiter.

    "Am Montag war Betriebsversammlung. Da wurde es allen gesagt, dass es wirklich so ist."

    Oder Qimonda, die ehemalige Jobmaschine in Dresden. Der Chip-Hersteller ist pleite, die Mitarbeiter auf Jobsuche.
    Im baden-württembergischen Göppingen rollte der Modelleisenbahnbauer Märklin aufs Abstellgleis.

    "Das ist schon tragisch, wenn ein Traditionsunternehmen Insolvenz anmelden muss. Mal schauen, ob es so mehr Arbeitslose gibt oder ob die doch anderswo noch einen Arbeitsplatz finden."

    Besonders gern landet der Pleitegeier beim Einzelhandel in der City. Die eigenkapitalschwachen Betriebe leiden unter der Konsumschwäche und den hohen Mieten. Nach der Insolvenz des Discounters Woolworth und des Warenhaus-Konzerns Hertie taumelt nun der Einzelhandelsriese Arcandor.

    Das Unternehmen mit seinen Karstadt-Filialen braucht dringend frisches Kapital. Den Banken sind die Risken mittlerweile zu hoch. Deshalb fordert Arcandor eine Bürgschaft in Höhe von 650 Millionen Euro und einen Kredit von 200 Millionen Euro vom Staat. Ohne diese Hilfen droht dem gesamten Warenhauskonzern die Pleite. Karstadt-Chef Stefan Herzberg.

    "Die Lage ist ernst und bedrückend. Das heißt, wenn wir die Unterstützung des Bundes, um die ich hier ausdrücklich noch einmal bitte, nicht bekommen, dann werden im Juni 50.000 Biographien unserer Mitarbeiter gebrochen. Dann werden deren Angehörige einer unklaren Zukunft überantwortet. Dann wird es Insolvenzen bei unseren Lieferanten geben und dann werden die Innenstädte großen Schaden nehmen."

    Der Bürgschaftsausschuss der Bundesregierung wird sich voraussichtlich am Donnertag mit dem Arcandor-Antrag befassen. Der Druck auf die Politik steigt. Die Gewerkschaft ver.di hat für morgen zu Demonstrationen aufgerufen. Vor dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin sollen bis zu 5000 Beschäftigte für die Staatsbürgschaften auf die Strasse gehen. Doch der Staat kann nicht jedes Unternehmen unter seine Fittiche nehmen. Wegen der Finanzkrise haftet die Regierung bereits in dreistelliger Milliardenhöhe für die Geschäfte der Banken. Für den Osnabrücker Autohersteller Karmann ist da kein Geld übrig. Das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. Ratlosigkeit in der Belegschaft.

    "Wir wissen nichts. Wir gehen jetzt erst mal nach Hause. Der Betriebsrat hat angeblich keine Informationen. Es sind schon innerhalb des Werkes die Telefone abgestellt."
    "Eineinhalb Jahre sind wir verarscht worden. Wir haben eigentlich damit gerechnet, ab Juni in eine Auffanggesellschaft zu gehen. Nichts. Ich weiß jetzt nur, dass ich zum Arbeitsamt hin muss."

    Karmann war nur der Vorbote schlechter Nachrichten. Ende April hat die Insolvenz des US-Giganten Chrysler in der global vernetzten Automobilzulieferindustrie einen Schock ausgelöst. Mit der Flucht in den Gläubigerschutz gemäß Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechtes, mit der geplanten Sanierung, der Beteiligung von Fiat und der Allianz mit Opel wird der Kostendruck auf die Zulieferbranche steigen. Ilja Nothnagel vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag.

    "Es ist durchaus möglich, dass einige Zulieferer von einer Insolvenz von Chrysler betroffen sind. Allerdings wird der Prozess durch die allgemeine Schrumpfung des Fahrzeugabsatzes überlagert, sowohl in Europa wie auch ganz besonders in Deutschland. Und gerade die kleineren Zuliefererbetriebe sind davon sehr betroffen."

    Von den 9000 überwiegend mittelständisch geprägten Familienbetrieben ist mittlerweile jeder zehnte von der Insolvenz bedroht, warnte Theodor Lutz Tutmann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Zuliefererbetriebe auf der Industriemesse in Hannover.

    "Also ich denke schon, dass wir mit einer Größenordnung von zehn Prozent rechnen müssen. Diese Arbeitsplätze sehe ich gefährdet."

    Oder mit anderen Worten: 100.000 Jobs stehen auf der Kippe. Weil die Großindustrie die Preise drückt, die Bestellungen zurückgehen und die Hausbanken die Kreditanträge strenger prüfen, fehlt den Mittelständlern Geld in der Kasse. Liquidität ist knapp.

    "Die ersten Firmen, die zu uns kamen, waren in der Tat die Zuliefererfirmen für die Automobilindustrie. Sie waren sehr direkt und sehr schnell betroffen. Inzwischen merken wir allerdings auch, dass die Logistikbranche sehr stark betroffen ist. Verständlich, denn durch den Einbruch des globalen Handels sind die Logistikfirmen sehr stark betroffen und wir merken auch, dass zunehmend die Unternehmen in der Chemiebranche betroffen sind."

    Sagt Klaus Bielstein von der NRW-Bank in Düsseldorf. Wie in anderen Bundesländern auch versucht die nordrhein-westfälische Förderbank den Betrieben zu helfen. Das Geschäftsmodell ist einfach: die Hausbank teilt sich das Kreditrisiko mit der Förderbank.

    "Die Banken tun sich derzeit bekanntermaßen schwer mit Risiken. Und wenn wir sagen: Wir können diese Risiken besser auf mehrere Schultern verteilen, dann wird die Vergabe von Kapital leichter."

    Auch die Bundesregierung baut eine staatliche Finanzierungsbrücke. Sie stellt im Rahmen der beiden Konjunkturprogramme 40 Milliarden Euro allein für die Unternehmensfinanzierung zur Verfügung. Das Interesse ist riesig. Doch die Kreditanträge bleiben in der Verwaltung stecken.

    "Auch Mittelständler – und gerade Mittelständler – berichten mir, dass es hier immer noch klemmt, dass Kreditanträge bei der KfW gar nicht ankommen. Dieser Engpass muss jetzt endlich beseitigt werden. Die Banken sollten zurückkehren zum Brot- und Buttergeschäft und das sofort. Sie werden schließlich nicht um ihrer selbst Willen gerettet, sondern um Produktion und Beschäftigung voranzubringen."

    Die Warnung von Bundespräsident Horst Köhler auf der Industriemesse in Hannover hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau, KFW, wachgerüttelt. Im Eiltempo hat die KfW ihre Vertriebsmannschaft verstärkt. Bei den Banken und Betrieben seien noch viele Fragen offen, sagt Stefan Breuer, der für den Vertrieb zuständige Direktor der KfW.

    "Wir müssen außerdem sehen, dass wir als KfW immer auf das angewiesen sind, was uns die Unternehmen und eingeschalteten Hausbanken an Unterlagen liefern. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass doch etliche Anträge noch nicht vollständig waren und dann kommt es zu Rückfragen und Verzögerungen."

    Das KfW-Sonderprogramm ist aber für klassische Sanierungskandidaten tabu. Um den Wettbewerb nicht zu verzerren, unterstützt der Staat nur überlebensfähige Unternehmen. Manager und Unternehmer stecken nun in einem Dilemma. Wo endet das Liquiditätsproblem, ab wann ist man ein Sanierungskandidat?

    "Wenn ich merke, ich komme in Schwierigkeiten, in Liquiditätsprobleme, mir brechen die Aufträge weg, meine Bank scharrt mit den Hufen und ruft schon `Wie geht es Dir eigentlich´, dann ist der Runde Tisch das richtige Instrument. Dort wird den Unternehmern ein Berater zur Verfügung gestellt, der in das Unternehmen geht, die Schwachstellen aufdeckt und auch einen Plan entwickelt: sich mit den Gläubigern in Verbindung setzt. Wichtig ist es, den Banken und den anderen Geschäftspartnern eine Perspektive zu geben."

    Sagt Ilja Nothnagel vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Der Runde Tisch, finanziert von der KfW und organisiert von den Industrie- und Handelskammern, ist die Anlaufstelle für kleine und mittlere Betriebe. Hier werden die Betriebe fit für die Zukunft gemacht und umfassend beraten.

    Wenn das alles nicht reicht, kommt der Tag der Wahrheit: der Gang zum Insolvenzrichter. Dann stellt sich die Frage, ob das Unternehmen zerschlagen und die Perlen verkauft werden, oder ob der Betrieb als Einheit saniert wird.

    Wenige prominente Unternehmen haben diesen Schritt gewagt, SinnLeffers, Herlitz oder die Drogeriekette "Ihr Platz". Mit dem Insolvenzplan müssen der Richter, der Verwalter und die Gläubiger überzeugt werden. Professionelle Hilfe beim Erstellen des Plans ist Mangelware. Peter Kranzusch vom Bonner Institut für Mittelstandsforschung.

    "Es gibt aber auch Probleme in der Beraterlandschaft. Meines Erachtens wissen die Unternehmensberater zu wenig darüber, wie mit diesem Instrument umgegangen werden kann. Und es gibt die große Hürde, dass man als Schuldner nicht weiß, wer bestimmt im Vorverfahren, in den ersten zwei, drei Monaten über mein Unternehmen."

    Hilfe bietet deshalb die Sächsische Aufbaubank. Sie unterstützt insolvente, aber sanierungswillige Unternehmer im Freistaat Sachsen nicht nur mit Informationen, sondern auch mit Geld, sagt Berater Frank Tappert.

    "In der Richtung, dass den Verwaltern ermöglicht wird, die Verfahren zum Beispiel über Massedarlehen fortzuführen. Dem Unternehmer wird über ein Neustarter-Darlehen eine zweite Chance gegeben. Das Stigma, Insolvenz heißt Pleite, hat sich eingebrannt. Diese Stigma wollen wir beseitigen."

    Gefördert werden kleine und mittlere Unternehmen bis 250 Mitarbeiter, vom Bauunternehmen bis zum Softwareentwickler. Die vier Berater der Sächsischen Aufbaubank haben seit 2004 über 80 Fälle bewilligt. Fast alle Unternehmen sind erfolgreich aus der Insolvenz geführt und saniert worden.

    Dazu gehört auch die Kriebsteiner Papierfabrik Kübler & Niethammer. Vor zwei Jahren wurde das Insolvenzplanverfahren abgeschlossen. Das Management ist wieder in Amt und Würden und habe sich mit den Gläubigern geeinigt, sagt Vorstandschef Ziege-Bollinger. Es wurden

    "Etwa 10 Millionen Euro an die Gläubiger ausgeschüttet. Die Banken haben eine Quote von 100 Prozent, die Lieferantengläubiger bei 34 Prozent, ja und der Insolvenzverwalter hat auch noch etwas bekommen."

    Das Verhältnis zwischen Insolvenzverwalter und Manager war offensichtlich nicht einfach. Ziege-Bollinger will sich zu dem Verfahren nicht mehr äußern. Doch der von ihm unter Anleitung eines versierten Insolvenzanwaltes aufgestellte Sanierungsplan hat Früchte getragen. Das Unternehmen sei nun kerngesund.
    Ziehen wir Bilanz.

    Umsatz?

    "Wir sind bei 55 Millionen Euro Jahresumsatz!"

    Mitarbeiter?

    "113!"
    Auszubildende?

    "Ja!"

    Wie viele?

    "15! Das sind wir auch stolz drauf!"

    Gewinn?
    "Wir sind zufrieden. Und wer mich kennt, weiß, was das heißt!"

    Rückblickend empfiehlt Klaus Ziege-Bollinger allen Unternehmern Mut. Und sie müssten schnell handeln. Wer in die Nähe einer Insolvenz kommt, brauche Hilfe und sollte sich intensiv von einem Insolvenzanwalt beraten lasse. Am besten sei ein Verfahren in Eigenverwaltung. Dann kann die Geschäftsleitung nach Genehmigung des Planes das Unternehmen weiterführen.

    "Da gibt es natürlich psychologische Barrieren. Der normal veranlagte Manager will sich mit dem Thema Insolvenz nicht auseinandersetzen. Ich denke aber, es ist ein lohnendes Verfahren. Es geht eben nicht nur um die Übertragung oder gar Zerschlagung eines Unternehmens. Hier gibt es eine Chance, das Unternehmen mit einem Konzept erfolgreich in Zukunft fortzuführen."