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Broadway-Show
Michael Moore gegen Trump

Er nennt Donald Trump einen "ignoranten und gefährlichen Teilzeitclown" und möchte den US-Präsidenten am liebsten abgesetzt sehen - der Filmemacher Michael Moore ist eingefleischter Trump-Gegner. Nun macht er auch am Broadway gegen ihn mobil: mit einer knapp zweistündigen Ein-Mann-Satire-Show.

Von Georg Schwarte | 10.08.2017
    Ein Wahrsageautomat mit Trump-Figur - die große Attraktion bei der Premiere von Michael Moores Film "Michael Moore in Trumpland"
    Ein Wahrsageautomat mit Trump-Figur - die große Attraktion bei der Premiere von Michael Moores Film "Michael Moore in Trumpland" (imago stock&people/Enrique Shore/Cordon Press )
    Verdi, das Requiem "Tag des Zorns", dazu Bilder vom Wahlsieg jenes Präsidenten, den Michael Moore später verrückt nennen wird. Das Bühnenbild hier im Belasco Theatre am Broadway in New York: eine amerikanische Flagge. Stolz. Sie zumindest steht noch. Und dann kommt er. "How the fuck could this happen" - "Wie zum Teufel konnte das passieren" -, fragt Moore und meint nicht, dass er nun am Broadway ist, sondern, dass Donald Trump jetzt im Weißen Haus sitzt.
    Amerika fragt sich das, die Welt sowieso, und er jetzt eben auch. Am Mittwoch Abend die Premiere. Der Satiriker Moore, der mit einer knapp zweistündigen Ein-Mann-Show den Präsidenten stürzen will. Den Präsidenten, dessen Wahlsieg Michael Moore früher als jeder andere voraussagte - niemand hörte damals auf ihn. Jetzt ist die Bescherung da. Michael Moores Antwort: Satire. Gegen den Mann mit der dünnsten Haut von allen helfe nur Satire.
    Die Botschaft seiner Show: Das ist der erste Präsident, der mit Humor gestürzt werden kann.
    "Seine Haut ist so dünn, dass es wohl nicht viel braucht, um ihn zu verwirren", meint Moore.
    Präsidentenloge bleibt leer
    Jeden Abend bleibt eine Loge frei, die Präsidentenloge. Moore hat Donald Trump eingeladen, dass er kommt - unwahrscheinlich. Dass er lachen würde - noch unwahrscheinlicher, sagt Moore.
    "Er würde nicht damit umgehen können, was ich hier mache."
    Die Show ist eine wilde Mischung aus Satire und autobiografischer Geschichte eines Mannes, der Zeit seines Lebens als Einzelkämpfer versuchte, Dinge zu ändern und manchmal auch gewann. Moore wurde als 18-Jähriger Vorsitzender des Schulausschusses, warf schließlich den Direktor seiner High School raus. Er hielt Ronald Reagan damals auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg ein Plakat vors Gesicht - Motto: Diese SS-Soldaten haben unsere Familien getötet.
    "Auch ihr könnt Dinge ändern"
    Die jetzige Botschaft von Michael Moore an ein verstörtes Amerika: Auch ihr könnt Dinge ändern, sogar dieses Land.
    "Eine Armee von Bienen müsse her, jetzt, gegen diesen Präsidenten", fordert Moore.
    Filmemacher Michael Moore bei der Premiere zu seinem Film "Michael Moore in Trumpland"
    Filmemacher Michael Moore bei der Premiere zu seinem Film "Michael Moore in Trumpland" (imago stock&people)
    Das Publikum ist weitgehend über 60. Demokratisch, liberal, Trump-Gegner sind sie allesamt. Es ist eine Show für Gleichgesinnte. Ein gutes Gefühl, in einem Saal voll Menschen zu sitzen, die an das glauben, was man selber auch denkt, sagt Zuschauerin Megan Barbara inspiriert. "Jeder kann einen Unterschied machen", sagt sie, das habe sie heute gelernt.
    Trump muss weg, Pence muss weg
    Michael Moores Lektion: Er weigere sich schlicht, in einem Land zu leben, in dem Präsident Trump regiere. Aber er werde nicht gehen. Und weil Moore eben nicht gehen will, muss jetzt wohl Trump weg. "The Terms of My Surrender" - der Titel der Broadway Show - "Die Bedingungen für meine Kapitulation".
    Am Ende seiner Show zählt sie der derzeit wohl ungewöhnlichste Broadway-Star auf: Trump müsse weg, Vize-Präsident Pence müsse weg und das amerikanische Wahlsystem gleich mit. Der Saal tobt.
    Draußen steht Julie, Anfang 70, aber nach dieser Michael-Moore-Show offenbar motiviert wie nie: Sagt Deutschland, sagt der Welt, Amerika komme wieder: "Wir hier geben nicht auf."