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Internationale Funkausstellung
Weniger Tablets, weniger Fernseher

Weil die Smartphones immer größer werden, halten viele Deutsche den Kauf eines Tablets für unnötig. Das bekommt die Funkbranche zu spüren. Die Verkaufszahlen gehen zurück. Über Innovationen wie eine stärkere Vernetzung mehrerer Geräte und Computer, die man anziehen kann, versuchen die Firmen, die Kunden zu locken.

Von Dieter Nürnberger | 27.08.2015
    Generell kann nicht mehr von einer Boombranche gesprochen werden, die sich ab Freitag nächster Woche auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin präsentieren wird. Obwohl es natürlich einzelne Marktsegmente gibt, die weiterhin nach oben zeigen. So rechnet der Branchenverband gfu mit einem weiterhin soliden Wachstum von 6 Prozent bei den Smartphones, bis Ende des Jahres werden wohl deutlich über 25 Millionen Exemplare in Deutschland verkauft werden. Anders sieht es jedoch bei den Tablet-PCs aus, hier wird mit einem Minus von 6 Prozent gerechnet. Hans-Joachim Kamp, der Vorsitzende des gfu-Aufsichtsrats, sieht durchaus Zusammenhänge:
    "Tablets sind etwas rückläufig, weil die Smartphones inzwischen ein solch großes Display haben, dass der eine oder andere sagt, damit kann ich auch schon Dinge machen, die ich sonst früher mit dem Tablet gemacht habe. Fazit ist: Bei den klassische Consumer Electronics gab es im ersten Halbjahr ein Minus von 2,5 Prozent. Durch die IFA erwarten wir aber auch eine Trendwende im zweiten Halbjahr. Wir gehen jetzt nur noch von einem leichten Minus von 0,9 Prozent aus."
    Das Berliner Messegelände wird zur IFA 2015 wieder ausgebucht sein - und mehr als 1.500 Aussteller bedeuten einen neuen Rekord. Doch gleichzeitig drücken die nationalen und auch internationalen Absatzzahlen und zudem eine Marktsättigung die Umsätze nach unten. So liegt die Absatzprognose bei Fernsehmodellen für 2015 hierzulande bei 7,5 Millionen Geräten, ein Minus von rund 8 Prozent. Trotz besserer Verkaufszahlen bei Trendmodellen wie dem gebogenen Bildschirm. Natürlich fehlt in diesem Jahr ein Absatz-Event wie eine Fußballweltmeisterschaft, sagt IFA-Direktor Jens Heidhecker, doch die Gründe seien vielfältiger.
    Originäre Neuheiten fehlen in diesem Jahr
    "In der Tat: Mit Blick auf die Märkte ist derzeit im Handel und auch in der Industrie alles andere als nur Freudentanz angesagt. Das betrifft die Zahlen für Unterhaltungselektronik in Deutschland, aber es gilt auch europaweit. Nehmen Sie die Zahlen für Südeuropa oder auch für China. Da gibt es sicherlich etliche Positionen oder Produktkategorien, wo man nicht mehr an die Wachstumszahlen anknüpfen kann, die man aus der Vergangenheit gewohnt ist."
    Originäre Neuheiten, die die Kundschaft begeistern könnten, fehlen in diesem Jahr. Es geht vielmehr um die technische Weiterentwicklung. Es geht um brillantere Bilder, um effizientere Haushaltsgeräte und natürlich weiterhin um den großen Markt der Vernetzung.
    Impulse erhofft sich die Branche beispielsweise von sogenannten Wearables. Das sind kleine High-Tech-Geräte zum Anziehen. Smarte Uhren, Brillen, Armbänder und vieles mehr, die inzwischen mit wachsendem Erfolg auch in der Medizinbranche eingesetzt werden. Gfu-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Kamp:
    "Das ist mehr als eine Nische. Inzwischen gibt es viele mobile Fitness- und Gesundheitslösungen, die vom Konsumenten angenommen werden. Er ist sogar begeistert, wenn er es nutzt. Wir erwarten im Wearables-Bereich in diesem Jahr einen Verkauf von 1,6 Millionen Geräten."
    Hoffnung macht den Ausstellern, dass die Deutschen wohl bereit sind, wieder mehr Geld für neue Geräte auszugeben. So zeigen Umfragezahlen, dass immerhin 37 Prozent den Kauf eines neuen Fernsehers planen. Immerhin 17, beziehungsweise 11 Prozent, denken sogar über einen 3D-Drucker oder eine Drohne nach.