Donnerstag, 28. März 2024

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Internet der Dinge
Industrie erwartet Zuwächse

Durch das Internet der Dinge und durch die Kommunikation von Maschinen untereinander wird sich die Wirtschaft wieder radikal verändern. Das könnte zu Produktivitätssteigerungen und auch völlig neuen Berufen führen. Aber es könnte auch einen massiven Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung bedeuten.

Jan Rähm im Gespräch mit Manfred Kloiber | 12.09.2015
    Manfred Kloiber: Jan Rähm, wie schwerwiegend wird denn das Problem von der Fachwelt eingeschätzt?
    Jan Rähm: Sehr schwerwiegend, aber bisher wird sich nicht allzu sehr darum gekümmert. Daten werden überall erhoben und verarbeitet und noch gibt es keinen Freiraum dafür. Man könnte auch sagen: technisch ist heute nahezu alles in dieser Richtung machbar, aber eigentlich ist vieles davon rechtlich nicht erlaubt. Also genau anders herum wie im anglo-amerikanischen Raum.
    Kloiber: Da stehen uns also noch spannende Rechtsdebatten bevor. An der Lösung der Probleme wird ja mit Hochdruck gearbeitet. Wie sehen denn die Prognosen für die Wirtschaft dank des Internets der Dinge aus?
    Rähm: Weltweit scheint mir die Stimmung sehr gut zu sein. Die Unternehmen, die ins Internet der Dinge gehen beziehungsweise investieren, erwarten große Zuwächse. Das ist nachvollziehbar, da durch das Internet der Dinge und Industrie 4.0 gänzlich neue Dienste und Geschäftsfelder möglich werden. Für Deutschland sieht vor allem das Wirtschaftsministerium große Chancen in Internet der Dinge. Staatssekretär Matthias Machnig sagte im Gespräch, es würden Produktivitätssteigerungen bis 30 Prozent erwartet. Machnig warnt aber: Nicht nur die Industrie, sondern viel mehr auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen den Weg der Digitalisierung gehen. Davon hänge für sie die Zukunftsfähigkeit ab.
    Kloiber: Wie sieht es denn mit dem Mittelstand aus? Ist der auf das Internet der Dinge vorbereitet beziehungsweise springt der Mittelstand auf diesen Zug auf?
    Rähm: Da sieht es eher schlechter aus. Verschiedene Teilnehmer des Summit zitierten aus diversen Studien. Die klingen alle ähnlich hinsichtlich der Zahlen. Demnach hätten fast drei Viertel der Unternehmen das Internet der Dinge nicht auf dem Schirm. Ein Drittel gar habe davon noch nie etwas gehört.
    Kloiber: Nun gibt es auch große Ängste, mit der zunehmenden Digitalisierung und der Industrie 4.0 könnten noch mehr - vor allem gering qualifizierte Arbeitsplätze - wegfallen. War auch das Thema auf dem M2M-Summit?
    Rähm: Durchaus. Der Staatssekretär sprach das Thema in seiner Eröffnungsrede an, zeigte sich optimistisch, dass dank der neuen Konzepte der Digitalisierung auch gänzlich neue Berufe und Berufsbilder entwickeln würden, die sich heute noch niemand vorstellen könne. Dafür sei aber auch notwendig, dass sich Ausbildung in Schule und Hochschule an die Digitalisierung inhaltlich anpassen würden.
    Koiber: Wie sehen die Prognosen aus? Wie werden sich Wirtschaft und Industrie durch das IoT wandeln?
    Rähm: Davon können wir ausgehen. Schon heute ist klar, es wird einen Schwenk geben hin zu Geschäftsmodellen, die auf Daten basieren und hin zu dienstleistungsorientierten Geschäftsmodellen.