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Internet wird bei Jüngeren zur Plattform für Radio, Fernsehen und Zeitung

Jüngere nutzen das Internet stärker als die Gesamtbevölkerung, um Nachrichten zu lesen, fern zu schauen, Radio zu hören oder Podcasts herunterzuladen. Mit Abstand am wichtigsten aber ist jungen Leuten das Kommunizieren im Netz - wobei auch über die sozialen Netzwerke zum Beispiel Inhalte einer Radiosendung diskutiert oder Programmtipps ausgetauscht werden.

Von Anke Petermann | 11.09.2010
    Ein Ergebnis hat Christa Maria Ridder als Leiterin der Projektgruppe Massenkommunikation von ARD und ZDF selbst überrascht, nämlich,

    " ... dass die tägliche Internet-Nutzung in Minuten gemessen noch vergleichsweise gering ist, wenn man sich vor Augen führt, wie viel täglich in den Medien darüber berichtet wird, wie hoch sie angeblich sei."

    Keine anderthalb Stunden ist die Gesamtbevölkerung im Durchschnitt täglich online, Platz drei in der Medien-Rangliste bei der täglichen Nutzungsdauer. Mehr als drei Stunden täglich schalten die Deutschen das Radio ein, drei Stunden und 40 Minuten den Fernseher. Dass das Internet den Rundfunk bald als Leitmedium ablöst, ist nach der Studie Massenkommunikation 2010 vorerst nicht in Sicht, folgert Helmut Reitze als Intendant des Hessischen Rundfunks. Es bleibe eine Mär, dass sich die Medien gegenseitig verdrängten, ergänzt ZDF-Intendant Markus Schächter. Allerdings verlieren Radio und Fernsehen bei den jüngeren Nutzern zwischen 14 und 29 bei der Tagesreichweite und der Nutzungsdauer, das Internet schiebt sich zwischen die beiden ins Spitzentrio. Kein Anlass zur Sorge, meint der HR-Intendant:

    "Nein - das ist sozusagen die wichtigste Begründung dafür, dass wir als öffentlich-rechtliche Rundfunk- und Fernseh-Unternehmen auf diesem Verbreitungsweg sein müssen, denn sonst erreichen wir die jungen Menschen nicht. Und wir stellen bei uns im HR fest, dass unsere normalen Fernseh- und Hörfunk-Inhalte, die als Podcasts oder in der Mediathek angeboten und genutzt werden, auf dem Wege des Internets etwa um 15 Jahre jünger Nutzer haben als in den Traditionsmedien. Das heißt, die gleichen Inhalte finden auf einer anderen Plattform ein jüngeres Publikum. Das bedeutet, dass man nicht unbedingt die Inhalte ändern muss, sondern man muss auf allen Verbreitungswegen sein, um Ältere und Jüngere zu erreichen."

    Tatsächlich nutzen Jüngere das Internet stärker als die Gesamtbevölkerung, um Nachrichten zu lesen, fern zu schauen, Radio zu hören oder Podcasts herunterzuladen. Mit Abstand am wichtigsten aber ist jungen Leuten das Kommunizieren im Netz, wobei auch über die sozialen Netzwerke zum Beispiel Inhalte einer Radiosendung diskutiert oder Programmtipps ausgetauscht werden. Spaß als Motiv, Radio, Fernsehen und Internet zu nutzen, steht in der jungen Bevölkerungsgruppe bis 29 ganz oben. Doch gerade den öffentlich-rechtlichen Sendern räumt Markus Schächter gute Chancen ein, die Jungen auch für ein Informationsangebot zu gewinnen:

    "Wir sehen, dass - wenn wir das erfüllen, was junge Zuschauer vor allem wünschen - Zeitsouveränität und Ortsunabhängigkeit - dass man also zu dem Zeitpunkt, den man sich wünscht, ein 'heute-journal' sehen kann, dass dort die jungen Zuschauer wieder bei uns sind, weil sie wissen, dass in dieser komplizierten Welt, sind die Informationsquellen aus öffentlich rechtlicher Hand die zu verlässigen."

    Wenn sie sich informieren wollen, schalten Dreiviertel der Deutschen öffentlich-rechtliche Programme ein, Denkanstöße bekommen und Nützliches für den Alltag zu erfahren, steht mit ganz oben bei den Motiven, die gebührenfinanzierten Sender zu wählen.