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Internetunternehmen Alibaba
"Sie haben wirklich globale Ambitionen"

Der Börsengang des chinesischen Internetunternehmens Alibaba ist einer der größten in der Wirtschaftsgeschichte. Dass er in New York und nicht etwa in Hongkong erfolgt, ist kein Zufall. Die Ambitionen des Unternehmens reichten inzwischen weit über den heimischen Markt hinaus, sagten Experten.

Von Kai Clement | 19.09.2014
    Logo von Alibaba
    Logo des chinesischen Internet-Versandhändlers Alibaba (dpa / picture alliance / Imaginechina / Da Qing)
    Der heutige Freitag - das ist der Alibaba-Tag. Sagt Paul Sweeney vom Finanzdienstleister Bloomberg. Am Montag vor einer Woche begann das Unternehmen seine Werbetour für den Börsengang. In New York. An nobler Adresse: dem Hotel Waldorf Astoria. Erst lag die Ausgabespanne bei 60 bis 66 Dollar pro Aktie, dann hob Alibaba sie wegen hoher Nachfrage auf 68 Dollar an.
    Anderthalb Stunden nach der gestrigen Schlussglocke der New Yorker Börse stand fest: Alibaba wird seine Aktien zum Einstiegspreis von 68 Dollar anbieten, also am oberen Limit - macht ein Gesamtvolumen von zunächst 21,8 Milliarden Dollar. Umgerechnet rund 16.8 Milliarden Euro. Mehr zum Beispiel als Facebook erzielte. Damit ist noch offen, ob es für einen neuen Börsenrekord reicht. Paul Sweeney hat den Ansturm von Interessenten bereits bei der Werbetour von Alibaba erlebt.
    "Ich war bei dem Roadshow Lunch. Seit 23 Jahren bin ich im Beruf - es war die bestbesuchte Veranstaltung überhaupt. Mit Schlangen in der Lobby."
    Alibaba ist China. Internet. Und Internet-Handel. Scott Kessler vom Finanzberater S&P Capital IQ sieht diese drei Zutaten als Hauptgründe für das Interesse an Alibaba. China: ein riesiger Absatzmarkt mit fast 1,4 Milliarden Menschen. Internet: das in China bislang erst von der Hälfte der Bevölkerung genutzt wird - mit mächtigen Wachstumspotenzialen also. Und E-Commerce. Auch für Finanzexperten Sweeney in China besonders wichtig für den Einzelhandel.
    "China hat einfach nicht diese Geschäftsstruktur wie es sie in Westeuropa und Nordamerika gibt."
    Das führe zu einer bemerkenswerten Marktmacht. Mehr als die Hälfte der in China verschickten Pakete seien von Alibaba.
    "Vielleicht nur der Auftakt zu mehr"
    Der Englischlehrer Jack Ma hat über die vergangenen 15 Jahre hinweg eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Gestartet mit ein paar zehntausend Euro, geliehen obendrein. Und ohne Ahnung von Technik, wie er einmal in einem Interview mit Charlie Rose sagte. Seine Computer-Kenntnisse reichten gerade zum Versenden von E-Mails.
    Derselbe Jack Ma hat eine Struktur geschaffen, die einen Börsengang in Hongkong unmöglich machte. Kritiker vergleichen sie mit dem Politbüro der Kommunistischen Partei. Langgediente Führungskräfte können die Mehrheit des Verwaltungsrates nominieren. Und sichern so ihren Einfluss. Das soll auch so bleiben, sagt Scott Kessler.
    "Die Struktur war für Alibaba so wichtig, dass sie beibehalten wurde. Und Hongkong unmöglich machte." Nun führt die Wall Street einen der größten Börsengänge der Welt durch - vermutlich mit Kusshand. Bekommt sie dadurch doch jede Menge Presse. Und gehört zu den Profiteuren des Alibaba-Rauschs - wie nicht zuletzt auch die jetzigen Anteilseigner, etwa Yahoo. Vielleicht ist all das nur der Auftakt zu mehr, erklärt Scott Kessler.
    "Das Unternehmen hat es sehr deutlich gemacht: Einer der Gründe, hier in New York an die Börse zu gehen, ist: Sie haben wirklich globale Ambitionen."