Dienstag, 19. März 2024

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Interview mit der "Bild"-Zeitung
Trump kritisiert Merkel und deutsche Autokonzerne

Der künftige US-Präsident Donald Trump droht auch den deutschen Automobilherstellern mit Strafzöllen. Wenn etwa BMW Produktionsanlagen in Mexiko baue und nicht in den USA, dann würden Zölle auf importierte Autos von bis zu 35 Prozent erhoben, warnte er in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung. Bundeskanzlerin Merkel warf er einen "äußerst katastrophalen Fehler" in der Flüchtlingspolitik vor.

15.01.2017
    Donald Trump vor seinem vollgestellten Schreibtisch, dahinter Kai Diekmann.
    Donald John Trump, der designierte 45. Präsident der Vereinigten Staaten, im Interview mit Kai Diekmann, Herausgeber der "Bild"-Gruppe, im Trump Tower in New York, USA. (dpa / BILD / Daniel Biskup)
    Das Interview gab der designierte US-Präsident "Bild"-Herausgeber Kai Diekmann und dem Politiker und Journalisten Michael Gove von "The Times of London" im Trump-Tower in New York. Er äußerte sich knapp zu vielen Themen.
    Flüchtlingspolitik der Bundesregierung
    Trump sagte über Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Ich finde, sie hat einen äußerst katastrophalen Fehler gemacht, und zwar all diese Illegalen ins Land zu lassen." Von den Folgen dieser Politik habe Deutschland jüngst "einen deutlichen Eindruck bekommen", sagte er in Anspielung auf das Attentat auf den Weihnachtsmarkt am Breidscheidtplatz in Berlin. Dennoch habe er stets "großen Respekt" vor der Kanzlerin gehabt: "Merkel ist mit Abstand einer der wichtigsten Regierungschefs."
    Brexit
    "Wenn Sie mich fragen: Es werden weitere Länder austreten", sagte Trump im Interview zum Thema Brexit. "Menschen, Länder wollen ihre eigene Identität, Großbritannien wollte seine eigene Identität." Die Menschen wollten nicht, dass "andere Leute" in ihr Land kämen und es zerstörten. Trump äußerte sich zuversichtlich, dass der Austritt Großbritanniens aus der EU sich letztlich "als großartige Sache" herausstelle.
    Deutsche Autokonzerne
    Trump drohte deutschen Autoherstellern, etwa BMW, mit Strafzöllen von bis zu 35 Prozent, wenn sie Produktionsanlagen in Mexiko statt in USA errichten und ihre Autos von dort in die USA exportieren wollen. "Was ich damit sage, ist, dass sie ihre Fabrik in den USA bauen müssen - es wird für sie viel besser sein und für unsere Bemühungen", so Trump.
    Verschärfte Grenzkontrollen
    Trump kündigte an, die Grenzkontrollen bei Einreisen in die USA zu verschärfen. Die bisherigen Bestimmungen seien nicht ausreichend. Auf die Frage, ob dies auch Auswirkungen auf EU-Bürger haben werde, sagte Trump: "Das könnte passieren, aber wir werden sehen. Ich meine, wir reden hier von Teilen Europas, Teilen der Welt und Teilen Europas, wo wir Probleme haben, wo sie reinkommen und Probleme verursachen. Ich will diese Probleme nicht haben."
    Irak, Afghanistan, Syrien
    Den Angriff auf den Irak unter US-Präsident Bush nannte Trump "möglicherweise die schlechteste Entscheidung, die in der Geschichte unseres Landes je getroffen wurde". In Afghanistan wachse die Bedrohung stetig. "Wir befinden uns in Kriegen, die niemals enden", so Trump. Er kritisierte den scheidenden US-Präsidenten Obama und auch Russlands Präsident Putin für deren Syrien-Politik.
    Nato
    Die Nato ist nach Ansicht Trumps "obsolet, weil sie erstens vor vielen, vielen Jahren entworfen wurde. Zweitens zahlen die Länder nicht das, was sie zahlen müssten". Zudem habe sie sich nicht um den Terrorismus gekümmert. Abgesehen davon sei ihm die Nato aber sehr wichtig, fügte Trump hinzu.
    EU-Sanktionen gegen Russland
    Wenig Verständnis äußerte Trump im "Bild"-Interview für die EU-Sanktionen gegen Russland und deutete mögliche Verhandlungen an. Er wolle angesichts der Sanktionen "mal sehen, ob wir ein paar gute Deals mit Russland machen können". Dies betreffe unter anderem eine mögliche Reduzierung des Atomwaffen-Arsenals.
    Twitter-Verhalten
    Trump kündigte an, sich auch nach seiner Amtseinführung am 20. Januar weiter auf seinen gewohnten Accounts in den sozialen Medien zu Wort zu melden, etwa über @RealDonaldTrump auf Twitter. Auch seine Twitter-Gewohnheiten wolle er nicht aufgeben: "Ich dachte, ich würde es zurückschrauben, aber die Presse berichtet so unehrlich über mich - so unehrlich -, dass ich mich über Twittter äußere. Und es sind nicht 140 Zeichen, es sind jetzt 140, 280 - ich kann bing, bing, bing machen und mache einfach weiter, und sie veröffentlichen es, sobald ich es twittere." Das Weiße Haus werde er nicht oft verlassen.
    (nin/cb)