Freitag, 19. April 2024

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Interview mit Konrad Adenauer von 1962
"Die Spaltung Deutschlands ist ein Unrecht"

Konrad Adenauer war nicht nur der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik - sondern 1962 auch der erste Gast im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks. Das Audio ist ein Zeitdokument der noch jungen Republik: nicht nur mit Blick auf die damaligen Beziehungen zur Sowjetunion und die Teilung Deutschlands, sondern auch in Sachen Gesprächsführung.

Konrad Adenauer im Gespräch mit Dietrich Schwarzkopf | 19.04.2017
    Konrad Adenauer (CDU) an seinem Schreibtisch (undatiert). Er wurde am 15. September 1949 zum ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt und hatte das Amt bis zu seinem Rücktritt am 15. Oktober 1963 inne.
    Konrad Adenauer (CDU) an seinem Schreibtisch (undatiert). Er wurde am 15. September 1949 zum ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt und hatte das Amt bis zum Rücktritt am 15. Oktober 1963 inne. (dpa / Alfred Hennig)
    CDU-Urgestein Konrad Adenauer war einer der Gründungsväter der Bundesrepublik und hat Deutschland in den Nachkriegsjahren politisch geprägt. Im Gespräch ging es neben den Beziehungen zur damaligen Besatzungsmacht Sowjetunion auch um die Vorläufer der Europäischen Gemeinschaft: der Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Für Adenauer war diese Wirtschaftsgemeinschaft ein Erfolgsmodell:
    "Die kraftvolle Entwicklung der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft widerlegt die kommunistische These, dass nicht-kommunistische Länder zum Siechtum und zum Untergang verurteilt sind. Die Sowjetunion scheint inzwischen die Möglichkeiten des gemeinsamen Marktes realistischer einzuschätzen. Ein Ausbau des Güteraustausches mit den Oststaaten wird nur Schrittweise möglich sein. Er setzt voraus, dass der Frieden in Europa nicht durch politische Krisen erschüttert wird."
    "Die Mauer in Berlin ist ein Unrecht"
    Das Verhältnis zur damaligen Sowjetunion war angespannt, doch wurde an einer "Normalisierung" der Beziehungen diplomatisch gearbeitet: "Die Spaltung Deutschlands ist ein Unrecht ebenso wie die Mauer in Berlin und die Zustände in der Zone. Die Aufrechterhaltung dieses Unrechts ist gegen die Interessen des gesamten deutschen Volkes und sie bedeutet daher eine Entmutigung für alle Bestrebungen die Beziehungen der Bundesrepublik zur Sowjetunion zu verbessern."
    Das vollständige Interview vom 21. Oktober 1962 können Sie nachhören.