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Investitionen, Arbeitsplätze und Exportchancen

Wie entwickelt sich der Markt für die Solarenergie hierzulande und welche Exportchancen haben die deutschen Unternehmen? Um diese und weitere Fragen geht es derzeit in Berlin auf dem 8. Forum Solarpraxis. Und dort ist die gute Stimmung spürbar, denn nach Einschätzungen des Bundesverbandes Solarwirtschaft sind die Aussichten überaus gut.

Von André Hatting | 22.11.2007
    Die Einschätzungen des Bundesverbandes Solarwirtschaft - BSW - sind geradezu euphorisch. Heute hat das Bonner Marktforschungsinstitut Eu-PD Research im Auftrag des BSW die Ergebnisse einer aktuellen Unternehmensbefragung präsentiert: In den nächsten drei Jahren werde die Solarstromindustrie ihre heimischen Produktionskapazitäten verdreifachen. Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft:

    "Hier sind sich die Experten einig, dass die Solarenergie von allen Erneuerbaren Energien weltweit langfristig die größte Rolle einnehmen wird. Deswegen sind wir so zuversichtlich, und deshalb sind immer mehr Wirtschaftsinstitute sich einig, dass wir hier jedes Jahr zweistellige Wachstumsraten sehen werden. Gerade heute haben wir eine Veröffentlichung, dass wir bis 2010 rund 50 Prozent Marktwachstum sehen werden. Danach im Schnitt rund 30 Prozent bis zum Jahr 2020. Das sind, glaube ich, tatsächlich sonnige Aussichten für unsere Branche."

    Einer aktuellen Studie des Schweizer Bankhauses Sarasin zufolge wachse der Weltmarkt für Solartechnik bis 2020 jährlich um etwa ein Drittel. Davon profitieren vor allem deutsche Unternehmen. Zurzeit sind gut 50-tausend Menschen in der Solarwirtschaft beschäftigt. Carsten Körnig schätzt, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2020 auf 100-tausend verdoppeln werde. Auch was die globale Rolle deutscher Solartechnik angeht, sei die Solarwirtschaft auf einem guten Weg. Wie in der Windenergiebranche strebe man auch bei der Solarbranche längerfristig die Weltmarktführerschaft an.

    "Die Windenergie ist uns durchaus in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Sie hat bereits zehn Jahre früher Rahmenbedingungen von der Politik erhalten, die es ihr ermöglicht hat, über eine Einspeisegarantie und entsprechende Förderungen schneller in den Markt eingeführt zu werden. Diese Konditionen sind bei uns erst zehn Jahre später im Jahr 2004 geschaffen worden. Deshalb ist die Windenergie schon etwas weiter. Das ist also ein ganz leicht erklärbarer Grund. Aber unsere Exportraten steigen jedes Jahr um mindestens 5 Prozentpunkte."

    Dazu trägt nicht zuletzt das Erneuerbare-Energien-Gesetz bei. Es garantiert Betreibern von Solaranlage die Abnahme und kostendeckende Vergütung für selbst erzeugten Solarstrom. Zurzeit diskutiert der Bund die Novelle dieses Fördergesetztes. Carsten Körnig:

    "Wir fordern, dass der Fahrplan eingehalten wird, dass diese Investitionssicherheit entsprechend verlässlich und gleichbleibend ist. Das heißt aber nicht, dass diese Förderung nicht auch weiter abgesenkt werden kann. Jedes Jahr um 5 bis 6,5 Prozent. Das ist bereits im Gesetz fixiert. Das ist hoch ambitioniert. Wir haben aber diese Herausforderung als Branche angenommen. Das erreichen wir nur, indem wir immer besser werden, indem die Zellwirkungsgrade immer effizienter werden, indem wir immer mehr automatisieren in der Fertigung. Aber es muss in dieser Größenordnung bleiben. Dann schaffen wir es, dass in spätestens zehn Jahren Solarstrom von einem deutschen Dach kostengünstiger sein wird als aus der Steckdose."

    Erneuerbare Energie könne aber zusätzlich auch auf Länderebene gefördert werden. Karl-Heinz Remmers nennt ein Beispiel. Remmers ist Vorstandsvorsitzender des Beratungsunternehmen Solarpraxis AG.

    " Baden-Württemberg hat ja jetzt eine Verpflichtung zum Einsatz von Erneuerbarer Energie bei Neubauten ab 2008 - ab 2009 für Altbauten - bereits beschlossen als Bundesland. Sinn der Geschichte ist der zu sagen, gut wir sind jetzt so weit, wir können das wirtschaftlich darstellen, also kann man das im Prinzip auch zu einem Standard erheben. Das ist einfach, wenn man ein neues Haus baut, mit dabei."

    Vielleicht hilft den Hausbauern bei der Planung in Zukunft das Magazin "neue wärme". Die von der Solarpraxis AG heraus gegebene Fachzeitschrift für Erneuerbare Energie ist heute zum ersten Mal erschienen. Ab März wird es dann acht Ausgaben jährlich geben mit einer Auflage von 18-tausend Exemplaren.