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Investmentfonds
Womöglich versteckte Gebührenerhöhungen

Fondsgesellschaften erheben eine jährliche Gebühr für ihre gemanagten Fonds. Dabei gibt es derzeit in vielen Fällen einen Umstellung der Berechnungssystematik. Nutzen die Fondsgesellschaften die Gunst der Stunde? Anlegerschützer wittern ein Drehen an der Gebührenschraube.

Von Dieter Nürnberger | 15.08.2014
    Wer beim Fondskauf ins Kleingedruckte schaut, dem dürften Kürzel oder Begriffe, wie TER oder auch Ongoing Charges, laufende Kosten also, schon aufgefallen sein. Beides steht im Grunde für Verwaltungskosten, die dem Anleger in Rechnung gestellt werden. Derzeit verabschieden sich viele Fondsgesellschaften vom Kürzel TER. Sie stellen auch aufgrund europäischer Vorgaben auf Ongoing Charges um. Eigentlich nur ein Routinevorgang, denn beide Berechnungsgrößen unterscheiden sich inhaltlich nicht allzu sehr. Doch inzwischen warnen Fondsanalysten, dass am Ende die Gebühren doch steigen könnten. Beispielsweise Jürgen Kurz, er ist Sprecher der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz:
    "Was schon zu beobachten ist: Es gibt derzeit ja eine Änderung in der Darstellung von Fondsgebühren - man wechselt jetzt von TER, dieser Total Expense Ratio, zu Ongoing Charges. Und es scheint so, dass der eine oder andere Fondsmanager den Wechsel jetzt nutzt, um seine Fondsgebühren klammheimlich ein bisschen nach oben zu ziehen."
    Unterschiede in den Berechnungsgrößen
    In den vergangenen Tagen bekam besonders Union Investment Kritik zu hören. Denn auch diese Fondsgesellschaft hat umgestellt. Formal lief alles korrekt, die Anleger wurden schriftlich über die Änderung der Berechnungsgröße informiert. Markus Temme, Sprecher der Investmentgesellschaft, schließt nicht aus, dass sich deshalb die Gebühren für einige Fonds seines Hauses verteuern könnten. Dies hänge aber auch mit den kleinen Unterschieden bei den Berechnungsgrößen zusammen.
    "Dass wir natürlich Kosten von Dienstleistern haben, die uns in Rechnung gestellt werden und auf die wir gar keinen Einfluss haben. Auch: Dass in der alten Quote die Kosten von Drittfonds nicht mit berechnet wurden. In der neuen Quote - Ongoing Charges - ist dieser Wert ebenfalls und neuerdings eingerechnet worden. Und der letzte Punkt ist die Erhebung einer Pauschalgebühr von uns, in der wir bestehende Kosten, die wir schon seit Jahren berechnet haben, zusammengefasst haben. Alles in allem kann man eben daraus nicht folgern, dass dieser Anstieg durch eine Gebührenerhöhung von Union Investment verursacht wurde."
    Das Gros der Prozentsätze für die Verwaltungsgebühren bei Aktienfonds liegt zwischen 1,3 und rund 1,6 Prozent. Das hört sich nach wenig an, doch die Gebühr wird jedes Jahr fällig – und sie schmälert die Rendite spürbar.
    Sparen können Fondskäufer eher beim Ausgabeaufschlag, der beträgt oft zwischen zwei oder sogar fünf Prozent – und wird fällig beim Kauf. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz empfiehlt deshalb, Fonds auch über Direktbanken zu kaufen. Hier gibt es zwar keine Beratung, dafür fällt in der Regel die Provision für Bank und Fondsgesellschaft beim Kauf eines Fonds geringer aus oder wird gar nicht erhoben. Und auch Kunden von Filialbanken haben beim Ausgabeaufschlag durchaus Spielräume, sagt DSW-Sprecher Jürgen Kurz:
    "Wenn Sie direkt an der Börse kaufen, fällt der Ausgabeaufschlag auch weg. Da haben Sie dann aber entsprechende Transaktionskosten, die sind aber deutlich niedriger. Und wenn Sie irgendwo bei einer Bank auch ein guter Kunde sind, dann wird sie das auch tun. Weil sie aus den laufenden Kosten schon auch noch eine Provision erhält. Wenn Sie in einer Filialbank sind, lohnt sich es schon zu fragen, ob man nicht direkt den Weg über die Börse gehen kann, oder, ob die Bank nicht auch grundsätzlich bereit ist, den Ausgabeaufschlag zu reduzieren."
    Alternativen zu Investmentfonds
    Branchenexperten weisen zudem auf börsengehandelte Indexfonds hin, in der Fachsprache ETF genannt. Sie orientieren sich an Indexgrößen wie etwa dem Dax oder dem globalen Index MSCI World. Jürgen Kurz:
    "Der Inhalt ist fast derselbe: Sie sparen sich aber die Kosten für den Fondsmanager. Und die Erfahrung aus den vergangenen Jahren zeigt, dass nur die wenigsten Fondsmanager es schaffen, die Indizes zu schlagen. Also insofern ist man mit einem ETF auch ganz gut beraten."
    Markus Temme von Union Investment sieht Indexfonds auch als günstige Alternative. Sie seien aber nicht kostenlos und auch nicht für jeden Anlegertypus interessant.
    "Auch die haben Kosten, das heißt, sie müssen auch von den Indexfonds die Kosten abziehen. Sie haben auch überhaupt nicht die Chance, besser zu sein, als der Markt. Von daher ist das für manche Anleger möglicherweise relevant, aber nicht für alle."
    Bei aktiv gemanagten Fonds kommen unter Umständen noch weitere Kosten für den Anleger dazu. Einige Fondsanbieter berechnen auch Erfolgsgebühren - neudeutsch Performance fees -, wenn der Fonds einen bestimmten Vergleichsmaßstab schlägt. Auch hier sollten kostenbewusste Anleger eher vorsichtig sein, wenn sie entsprechende Hinweise im Verkaufsprospekt finden.