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IOC-Funktionär Patrick Hickey
Verdacht illegalen Tickethandels erhärtet sich

Wenige Tage nach dem Ende der Olympischen Spiele von Rio verdichten sich die Hinweise, dass IOC-Mitglied Patrick Hickey in illegalen Tickethandel verstrickt ist. Hickey wurde noch während der Spiele in seinem Hotelzimmer festgenommen.

Von Carsten Upadek | 26.08.2016
    Der Präsident des Europäischen Olympischen Komitees, Patrick Hickey aus Irland während eines Interviews bei den Europäischen Spielen in Baku am 24.06.2015.
    Patrick Hickeý (AFP / JACK GUEZ )
    Viereinhalb Stunden dauerte in Rio de Janeiro gestern die Vernehmung von zwei Funktionären des Irischen Olympischen Komitees, OCI. Kevin Kilty und Stephen Martin verließen die Polizeistation am Abend mit den Worten, sie seien sehr glücklich, mit der Polizei kooperieren zu können. Die Ermittler meldeten heute per Erklärung, dass man nun wichtige Puzzlestücke zusammen habe im Fall gegen Patrick Hickey, der am 17. August verhaftet wurde.
    "Die Festnahme des Präsidenten des irischen Olympia-Verbandes ist Teil einer Ermittlung gegen eine kriminelle Organisation, die hierher nach Rio de Janeiro gekommen ist, um mit Schwarzmarkttickets zu handeln",
    sagte Ermittler Ronaldo Oliveira nach der Festnahme. Bereits am Tag der Olympia-Eröffnungsfeier am 5. August hatten die Ermittler den Direktor der englischen Firma THG Sports festgenommen – laut Eigenwerbung einer der weltweit führenden Anbieter in Hospitality-Paketen, also Luxus-Eintrittskarten mit Zusatzleistungen wie Empfang, Transport und Abendessen. Besitzer dieser Firma ist der Engländer Marcus Evans. Am Dienstag veröffentlichte die brasilianische Polizei Emails zwischen THG-Boss Evans und Verbands-Boss Hickey. Ermittler Ricardo Barbosa:
    "Die Analyse des Materials besonders der Emails bestätigt, dass der Präsident des irischen Olympia-Komitees Patrick Hickey in Kontakt war mit Marcus Evans, Vorstandsvorsitzender von THG, dem Organisator des kriminellen Schemas."
    Der Emailverkehr geht bis zum 3. August – zwei Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele. Hickey schreibt darin an Evans: für den irischen Verband bestimmte Tickets würden nicht genutzt und er autorisiere deren Handel. Dafür hatte THG allerdings keine Genehmigung. Die Eintrittskarten für die Eröffnungsfeier im Wert von 400 Euro verkaufte THG-Direktor Kevin Mallon im Wert von mehr als 7.000 Euro. Ermittler Aloysio Falcão:
    "Wir haben zwei Gefangene in Untersuchungshaft. Patrick Hickey und Kevin Mallon. Sieben Menschen sind flüchtig, die per Haftbefehl gesucht werden."
    Darunter THG-Besitzer Marcus Evans. Da sich die Verdächtigen außerhalb Brasiliens befänden, sei Interpol aktiviert worden, heißt es. Hickeys Anwälte haben derweil einen Antrag gestellt, dass ihr Mandant auf Kaution frei kommt oder die Haft in Hausarrest umgewandelt wird. Der 71jährige hat Herzprobleme.
    Die beiden vernommenen irischen Funktionäre durften nach der Vernehmung gestern wieder gehen. Sie werden von der Polizei als Zeugen nicht als Verdächtige geführt.