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IOC-Reform
"Kein großer Wurf"

Das IOC hat derzeit in westlichen Demokratien keinen guten Stand. Mit der Agenda 2020 – insgesamt 40 Maßnahmen - soll bekanntlich alles viel besser werden. Das Ziel: mehr Bewerber aus demokratischen Nationen. Von deutschen Sportfunktionären wurde die Agenda 2020 in den höchsten Tönen gelobt – schließlich will der DOSB mit Hamburg oder Berlin die Spiele 2024 holen. Heute wurde die Agenda auch im Sportausschuss des Bundestags diskutiert.

Von Robert Kempe | 28.01.2015
    IOC-Präsident Bach sitzt neben den anderen Vorstandsmitgliedern und spricht vor dem Komittee beim Reformgipfel in Monaco. Über Bach selbst ist er noch einmal auf einem übergroßen Bildschirm zu sehen.
    IOC-Präsident Bach beim Reformgipfel im Dezember 2014 in Monaco (afp / Valery Hache)
    Die Agenda 2020 - 40 Punkte, die vom Deutschen Olympischen Sportbund gern als Aufbruchssignal gefeiert werden. Olympia soll kostengünstiger und nachhaltiger werden. Das sei vor allem gut für Deutschland, betont DOSB-Vorstand Bernhard Schwank.
    „Ich glaube, nach den Reformprozessen in Salt Lake City war das die einschneidendste Veränderung, die ein IOC bislang beschlossen hat. Allerdings, dass muss man immer sagen klar sagen, jetzt steht es auf dem Papier. Was kommt in der Realität an? Das ist die entscheidende Frage."
    Von Schwanks DOSB-Kollegen wird dieser Fakt jedoch gern vergessen. Dort setzt man vor allem auf die gute Stimmung für die angestrebte Olympiabewerbung, die durch die Agenda entfacht werden soll. Widerspruch kommt von den Grünen.
    „Der große Wurf ist es nicht, weil ich erst auf die Ergebnisse warten möchte."
    bremst Özcan Mutlu die Euphorie. Denn wie die Agenda konkret umgesetzt werden soll, weiß bisher niemand. Fakt ist: Das IOC will sein Geschäft sichern – man braucht Bewerber aus Demokratien. Dort wurde Olympia von den Bürgern zuletzt immer öfter abgelehnt. Keine guten Aussichten auch für die geplante deutsche Bewerbung.
    „Wir sagen: Die Spiele nach Deutschland erst, wenn die so genannten Nachhaltigkeitskriterien erfüllt sind, erst, wenn es eine echte Bürgerbeteiligung gibt. Und erst, wenn tatsächlich das IOC bereits ist, mehr Transparenz zu üben."
    Doch in puncto Transparenz tut sich das IOC bekanntlich schwer. Gerade bei wichtigen Wahlen wird anonym abgestimmt. Auch die Agenda 2020 wird daran gar nichts ändern. Ein Versäumnis, findet Eberhard Gienger. Wie im Bundestag, meint der sportpolitische Sprecher der Union, könne auch im IOC namentlich abgestimmt werden.
    „Für mich eine Form der Transparenz, die durchaus Würdigung verdienen könnte. Weil gerade die Frage Korruption, wer beeinflusst wen, vielleicht über diesen Weg dann doch etwas, sagen wir mal, ausgeschaltet werden könnte. Oder zumindest so gestaltet werden kann, dass man es nachvollziehen kann."
    Agenda 2020 hin und her: Die Wahl einer Olympiastadt wird weiter subjektiv, geheim und somit für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar sein.