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Autor zu Frankfurter Buchmesse 2020
"Das Popstargefühl fehlt mir"

Leere Hallen, keine Verlagsparties, kein Publikumsverkehr - Corona bringt die Buchbranche um die Feier des Jahres. Er vermisse die Menschenmenge auf dem Messegelände und das Gefühl, Teil einer Verlagsfamilie zu sein, sagte der Schriftsteller Christoph Peters im Dlf.

Christoph Peters im Gespräch mit Michael Köhler | 17.10.2020
Menschenleeres Messegelände während der Frankfurter Buchmesse 2020.
Buchmesse Frankfurt - Messegelände. (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
Es sei eine "eigenartige Veranstaltung", ohne Fußgängerströme und Leute, die Taschen voller Bücher umhertragen, sagte der Schriftsteller Christoph Peters im Dlf. Lesungen vor Publikum seien für ihn die einzigen Momente, an denen er das Gefühl habe, es wäre eine normale Buchmesse.
"Wenn man dann auf so einer voll ausgeleuchteten Bühne sitzt und spricht und vorliest, dann sieht man sowieso nicht, wie viele da im Publikum sind." Auch wenn das Lesen vor wenigen Leuten natürlich etwas anderes sei, als vor großem Publikum. "Wenn man ein großes Publikum vor sich hat und es gibt Applaus, dann merkt man auch, ob das funktioniert. Man hört es wird gelacht, und man sieht manchmal, was in den Gesichtern der Leute da unten passiert. Das fehlt jetzt."
Aber für ihn als Schriftsteller reiche im Grunde als Gesprächspartner ein einzelner Mensch: "Wenn ich das Gefühl habe, der will ernsthaft etwas von mir wissen, dann gebe ich mir auch alle Mühe. Genauso, als wenn da jetzt 5.000 Leute säßen", so Peters.
Ein Mann und eine Frau stöbern in einer Buchhandlung und tragen dabei Mundschutz
Coronakrise - "Buchhandlungen als Anker der Belebung"
Die Buchbranche verzeichnete in der Coronakrise teilweise 65 Prozent Umsatzeinbußen. Alexander Skipis vom Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach im Dlf dennoch von "enormen Kräften der Branche".
Alltägliches wird auf einmal besonders
Christoph Peters betonte außerdem die noch einmal gewachsene Bedeutung der Buchhändler; sie seien es, durch die die Leute an Bücher kämen. Ansonsten sei diese Buchmesse eine Erfahrung, bei der es auch besondere Momente gebe:
"Für mich war zum Beispiel ganz wunderbar, aus dem Restaurant kommend, Jan Wagner gegenüber auf der anderen Straßenseite zu sehen. Wir erkannten uns beide und dann standen wir mit gehörigem Abstand an der Straße und haben wir uns unterhalten. Und es war gleichzeitig ganz normal, wie Buchmesse so ist. Man trifft einen netten Kollegen und unterhält sich, und gleichzeitig etwas Herausgehobenes und Besonderes."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.