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Irak
"Ramadi ist befreit"

Die irakische Armee meldet einen weiteren Erfolg: Sie hat nach eigenen Angaben die Großstadt Ramadi vom "Islamischen Staat" vollständig zurückerobert. Nach Tikrit, Baiji und Sindschar ist es die vierte größere Stadt, die die Armee befreit hat.

Von Jürgen Stryjak | 28.12.2015
    Ein irakischer Soldat in Ramadi.
    Ein irakischer Soldat in Ramadi. (dpa/Alaa Al-Shemaree)
    Die Provinzhauptstadt Ramadi, rund 100 Kilometer westlich von Bagdad: Soldaten durchkämmen Wohnviertel, vereinzelt ist noch Gefechtslärm zu hören. Die Offensive gegen die Extremisten des "Islamischen Staates" hatte vor einer knappen Woche begonnen, jetzt verkündete die Regierung des Irak ihren Erfolg. Parlamentspräsident Saleem al-Dschuburi beglückwünschte die Soldaten zur "Befreiung der Stadt vom Terrorismus".
    Sabah al-Numan, der Sprecher der Antiterroreinheit, erklärte, das Gebäude der Provinzregierung sei komplett zurückerobert worden: "Die Sicherheitskräfte haben den Verwaltungskomplex unter ihre Kontrolle gebracht, und sie haben alle Sprengsätze beseitigt. Die Extremisten waren längst abgezogen, und so stießen wir bei Eroberung des Komplexes auch nicht auf Widerstand."
    Noch vereinzelte Gefechte
    In einigen Vierteln von Ramadi kommt es aber offenbar immer noch zu vereinzelten Gefechten. "Die IS-Kämpfer hatten versucht, unseren Vormarsch aufzuhalten, aber wir bekamen Unterstützung aus der Luft von der internationalen Militärkoalition und von den irakischen Luftstreitkräften. Wir konnten viele der Fahrzeuge der Extremisten zerstören. Insgesamt haben wir jetzt rund 90 Prozent von Ramadi befreit."
    Die Sicherheitskräfte hätten damit begonnen, das Areal um den Regierungskomplex herum von Sprengsätzen zu säubern. "Das ist kein Krieg, wie ihn normale Armeen führen", betont Ahmed Schamkhy, Offizier der Anti-Terror-Einheit. Es handele sich um Häuserkämpfe. In Gebäuden und Fahrzeugen hätten die IS-Kämpfer Sprengfallen installiert.
    Bewohner bitten Militär um Hilfe
    Bei Einwohnern der Stadt sorgte die Nachricht von der Vertreibung der Extremisten für Erleichterung, berichtet ein Mitarbeiter des Gouverneurs: "Bewohner verschiedener Stadtviertel riefen uns an und berichteten, dass die Extremisten geflohen seien. Sie baten uns, Soldaten zu schicken, damit für ihre Sicherheit gesorgt sei."
    Die IS-Dschihadisten hatten Ramadi, die Hauptstadt der überwiegend von Sunniten bewohnten Provinz Anbar, erst im Mai erobert. Nach Tikrit wurde den Extremisten nun eine weitere Stadt entrissen. Sollte der IS in Ramadi tatsächlich besiegt worden sein, dann wäre dies ein Erfolg, den die irakische Armee dringend gebrauchen kann. Der Ministerpräsident des Irak, Haidar al-Abadi, erklärte in der vergangenen Woche, dass die Vorbereitungen für die Vertreibung des IS aus Mossul, der zweitgrößten Stadt des Landes, auf Hochtouren laufen.