Der Tag mit Caroline Fetscher

"Giftgas ist ein europäisches Trauma"

Caroline Fetscher im Porträt
Die Journalistin Caroline Fetscher erinnert an die verheerende Giftgas-Geschichte in Europa © Deutschlandradio / Manfred Hilling
Caroline Fetscher im Gespräch mit Korbinian Frenzel  · 05.04.2017
Giftgas wecke Erinnerungen, die in Europa mehrere Generationen zurückreichten, sagte die Journalistin Caroline Fetscher. Deshalb seien die jüngsten Nachrichten aus Syrien über einen mutmaßlichen Giftgas-Einsatz besonders erschreckend.
"Für die Erinnerung gerade in Europa geht das drei bis vier Generationen zurück", sagte die "Tagesspiegel"-Journalistin Caroline Fetscher über den mutmaßlichen Giftgas-Angriff in Syrien, bei dem 72 Menschen getötet sein sollen. Deshalb riefen die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet besonderes Erschrecken hervor. "Das begann mit dem Giftgas-Krieg im Ersten Weltkrieg", sagte sie im Deutschlandradio Kultur. Sie sprach von dem großen Trauma, das in der Weimarer Republik nicht geheilt worden sei und zum Zweiten Weltkrieg geführt habe. Später sei es als Massentötungsmittel in der Shoa zum Einsatz gekommen. "Wir haben eine Giftgas-Geschichte in Europa, die erschreckender nicht sein könnte und jetzt haben wir auf diesem syrischen Schlachtfeld im Grunde eine Schnittmenge von drei Epochen", sagte sie.

Lukrative Geschäfte des IS

Mit Blick nach Washington sagte Fetscher, die Trump-Administration suche die Schuldigen immer in ihren Vorgängern unter Präsident Barack Obama, bei der Presse oder ihren Kritikern. Dabei seien ihre syrischen Gesprächspartner immer vor allem darüber entsetzt, dass die Geldhähne für die lukrativen IS-Geschäfte nie zugedreht worden seien. "Die handeln dort mit Öl, mit Waffen, mit Menschen, wie wir wissen mit Antiquitäten, mit Raubgut aus Raubgrabungen", sagte Fetscher. Dabei wäre es technisch möglich, diese Konten und diese Banken zu kontrollieren und zu sperren.
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