Ausstellung in London

Queere Kunst im historischen Rückblick

Homosexualität.
Das Londoner Museum "Tate Britain" ist die weltweit größte Sammlung britischer Kunst. In einer neuen Ausstellung widmet es nun sich queerer Kunst von 1861 bis 1967. © picture alliance / Jose Jacome
Clare Barlow im Gespräch mit Max Oppel  · 05.04.2017
Das Londoner Museum "Tate Britain" zeigt die Ausstellung "Queer British Art 1861-1967". Die Kuratorin Clare Barlow sagt, die Schau solle eine Debatte mit dem Publikum darüber eröffnen, wie Sexualität und Genderfragen in der Kunst dargestellt werden.
"Die Ausstellung fokussiert sich hauptsächlich auf die Objekte, die sie zeigt, weniger auf die Künstler", sagt die Kuratorin Clare Barlow im Deutschlandradio Kultur über die Ausstellung "Queer British Art 1861-1967", die das Londoner Museum "Tate Britain" zeigt. Einige Künstler hätten ihre eigenen sexuellen Erfahrungen, Positionen und Einstellungen erforscht. "Uns ging es vor allen Dingen um die Reaktion des Publikums auf die Kunst, wie Leute früher teilweise reagiert haben." Einige Besucher hätten sich entsetzt gezeigt, andere hätten sich die Kunst zu Herzen genommen und darin etwas entdeckt, was ihre eigene Identität angesprochen habe.

Der historische Rahmen

Zu dem zeitlichen Rahmen der gezeigten Werke sagte Barlow: "Die Ausstellung beginnt in dem Jahr 1861, was das Jahr war, in dem die Todesstrafe für Sodomie, also für homosexuelles Verhalten abgeschafft worden ist." Homosexualität unter Männern sei aber in Großbritannien auch danach noch kriminalisiert worden bis in das Jahr 1967. In diesem Zeitraum habe es große Veränderungen in der Kultur, Gesellschaft und in der Kunst gegeben, die sich auf die Wahrnehmung von Sexualität und Genderidentität auswirkten.

Die Bandbreite Queerer Kunst

"Eigentlich ist Queer eines der ältesten Worte", sagt Barlow. "Es hat eine sehr lange Geschichte in diesem Sinne." Der Begriff sei zwar anfangs als Beleidigung benutzt worden, dann aber positiv umgedeutet, um das eigene Leben zu beschreiben. "Das war auch einer der Hauptgründe, dass wir dieses Wort gewählt haben, weil es ein sehr weites Spektrum umfasst", sagt die Kuratorin. "Wir wollten halt so viele verschiedene Identitäten und sexuelle Orientierungen wie möglich aufnehmen."
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