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"Irgendwann auf eigenen Beinen stehen"

Wer da Bachelor-Studium hinter sich hat, steht vor der Wahl direkt zu arbeiten oder noch zu studieren. Oder beides zu machen - Teil zwei der Serie "Neu im Job".

Theresa Trausel im Gespräch mit Lothar Guckeisen | 13.10.2009
    Lothar Guckeisen: Das Leben an der Uni soll man auch genießen - eigentlich ein schöner Ratschlag für den Einstieg. Mal abwarten, ob Sofie Döring die nächsten Tage an der Uni als Genuss empfindet. Fragen wir jemanden, der seine Bachelor-Zeit schon hinter sich hat, und zwar erfolgreich: Theresa Trausel, wie war das denn bei Ihnen mit Genuss im Studium?

    Theresa Trausel: Ja, natürlich kann man schon sagen: Ich habe mein Studium genossen, allerdings eher vom Wissensgehalt als von der Freizeit her.

    Guckeisen: Das heißt, das war schon ein anstrengendes Studium bei Ihnen?

    Trausel: Dadurch, dass die Bachelor-Studenten sozusagen einen festgelegten Lehrplan haben, ist die Zeit sehr knapp bemessen und man hat durch die extrakurrikulären Projekte wenig Zeit für sich selber.

    Guckeisen: Man muss dazu sagen, Sie haben an einer privaten Hochschule studiert, an der Munich Business School, haben dort den Studiengang International Business belegt und mit Bachelor dann auch abgeschlossen. Was war denn der Abschluss auf dem Arbeitsmarkt wert? Haben Sie leicht eine Stelle gefunden?

    Trausel: Der Bachelor-Abschluss - im Moment in Deutschland ist es damit noch ein bisschen schwierig, weil einfach die Umstellung Bachelor-Diplom, Master-Diplom noch nicht richtig kommuniziert wurde, und deswegen ist es tatsächlich im Arbeitsmarkt schwierig. Ich hatte Glück, weil ich meine Bachelor-Arbeit mit dem entsprechenden Unternehmen geschrieben habe, und somit dort die Möglichkeit hatte, als Werkstudent einzusteigen.

    Guckeisen: Sie sagen, das ist schwierig. Haben Sie da persönliche Erfahrungen auch gemacht, bei Bewerbungen, dass Sie gemerkt haben, oh, da weiß wohl die Gegenseite gar nicht so richtig, was sie mit dem Bachelor anfangen soll?

    Trausel: Weniger persönliche Erfahrungen als Gespräche mit Personalverantwortlichen von verschiedenen Firmen, dass die eben meinen, es reicht noch nicht, drei Jahre Ausbildung, es ist noch nicht genug, es ist nicht tiefgründig genug, und man ist natürlich zum Teil auch zu jung.

    Guckeisen: Sie sind gerade 22, nicht?

    Trausel: Genau.

    Guckeisen: Also, Turbo-Studentin sozusagen.

    Trausel: Turbo-Studentin, wenn man das so sagen darf, ja.

    Guckeisen: Sie arbeiten jetzt bei ASTRA Deutschland GmbH, das ist eine Firma für digitalen Satellitenempfang. Was machen Sie da konkret und wie sind Sie da reingerutscht?

    Trausel: Reingerutscht bin ich dadurch, dass ich eben mich beworben habe als Bachelor-Absolventin sozusagen, beziehungsweise als Studentin, die ihre Bachelor-Arbeit dort schreiben wollte, da ich noch mal eine Herausforderung gesucht habe und noch mal in den Medienbereich reinkommen wollte und sozusagen den Marketingbereich eher vernachlässigen wollte, auf den ich mich im Studium spezialisiert hatte. Und somit habe ich dann dort drei Monate in der Marketingabteilung gesessen oder verbracht und ein Thema bearbeitet, das mir vom Unternehmen zugeteilt wurde.

    Guckeisen: Sie haben ja nur eine halbe Stelle und machen parallel zu diesem Beruf, also zu dieser Stelle, auf der Sie jetzt arbeiten, noch Ihren Master-Abschluss. Warum gehen Sie diesen Weg und haben nicht einfach fertig studiert und dann hinterher sich einfach beworben?

    Trausel: Warum gehe ich den Weg, ja, also, wie gesagt, da kann ich noch mal aufs Alter zurückkommen. Ich wollte noch nicht direkt voll in den Beruf einsteigen, weil ich mich in dem Moment noch zu jung gefühlt habe, um jetzt verantwortlich als Manager oder Juniormanager zu arbeiten. Und außerdem ist es natürlich immer gut, wenn man einfach zusätzliche Qualifikationen, schon kleine Erfahrungen, praktische Erfahrungen hat, und nicht als sogenannter Fachidiot direkt von der Uni auf die Arbeitsstelle trifft und keinerlei praktische Erfahrungen mitbringt.

    Guckeisen: Dann haben Sie gesagt, während meiner Bachelor-Studienzeit, da hatte ich kaum Zeit für Hobbies und dergleichen. Wie ist das denn jetzt, bei der Doppelbelastung?

    Trausel: Ja, es ist natürlich genauso schwierig. Im Master bietet es sich an, Da man sich mehr spezialisiert, sind also die Vorlesungen zwar länger, aber dann auf bestimmte Tage gelegt, sodass mir die Möglichkeit bleibt, an bestimmten freien Tagen einfach arbeiten zu gehen.

    Guckeisen: Und die Firma hat Verständnis dafür, wenn Sie sagen, oh, jetzt habe ich aber morgen eine harte Arbeit zu schreiben, kann ich da heute vielleicht mal ein bisschen früher gehen oder passt das sowieso in den Berufsablauf bei Ihnen so toll rein?

    Trausel: Sicherlich hängt das ab von der Firma, ob man auf dieses Verständnis trifft, aber ich habe auch während meiner Bachelorarbeitszeit schon sehr viel Glück gehabt mit den ASTRA-Leuten sozusagen, mit meinen Mitkollegen, und die haben mich immer sehr viel unterstützt und mir auch wirklich die Priorität im Studium eingeräumt.

    Guckeisen: Die wissen, was Sie an Ihnen haben!

    Trausel: Das hoffe ich! Na ja, die Bachelorarbeit ist auch wirklich gut über die Bühne gegangen und deswegen denke ich, kann ich da schon stolz auf mich sein.

    Guckeisen: Können Sie denn jetzt schon etwas über Ihre Zukunftspläne sagen, wie soll es nach dem Master dann weitergehen?

    Trausel: Ja, mein Master, das ist ein Doppelabschluss, das bedeutet also, ich bin bis nächsten Mai in München und ab Mai nächsten Jahres werde ich mich dann in Florida aufhalten für ein Jahr, und somit gehe ich dann mit zwei Master-Abschlüssen aus dem Studium raus und plane dann erst einmal in eine Firma einzusteigen in die Richtung Marketing, Eventmanagement, und dann irgendwann auf eigenen Beinen zu stehen, sprich, selbstständig zu werden.

    Guckeisen: Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg auf Ihrem weiteren Berufsweg. Danke für das Gespräch!

    Trausel: Ich bedanke mich, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!

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