"Irrweg zielgewiß"

Wanderwörter

Dem deutschen Schriftsteller Christian Geissler (M.), hier im Jahr 1981 bei der Besetzung der "Spiegel"-Cafeteria in Hamburg. widmet der Verbrecher-Verlag eine Werkschau
Der deutsche Schriftsteller Christian Geissler © picture alliance / dpa
Von Christian Geissler · 23.02.2016
Als Christian Geissler im November 1998 zu danken hatte für den Kunstpreis des Landes Niedersachsen, sagte er zum Schluss: "Ich heiße meine Wörter gehen Wörter wandern wohin wer wandert wer weiß."
Jetzt sind diese drei Zeilen in ihrer Ausarbeitung zu einem Hörweg geworden, zu einem Schneeweg im südöstlichen Polen. „Irrweg zielgewiß“, schreibt Geissler an die portugiesische Malerin Maria Lino, und schreibt weiter: „Alles Böse hat Sinn. Der einzige Unsinn ist die Liebe. So ist sie unverlierbar. Auf gehts!“ Im Winter unterwegs ist ein alter Mensch. Er sucht im Wüstenweiß nach einem Halt, er sucht nach Worten, er rätselt. Von Schritt zu Schritt wird er feindlich beobachtet, auch zärtlich. Er stolpert und staunt. Ihn begleiten, klar und treu, Arbeitserinnerungen aus 50 Jahren Arbeit. „Was ich getan habe, so heiße ich“, schreibt Geissler an Lino: „Der da den Schnee abhinkt, der ist alt. Ich bin alt. Auf gehts!“
Regie: Ulrich Lampen
Mit: Christian Geissler, Christian Redl, Marc Oliver Bögel, Rosemarie Gerstenberg, Hedi Kriegeskotte, Pia Podgornik, Tom Skoruppa, Helmut Wöstmann
Produktion: SWR 2001
Länge: 42'10

Christian Geissler, 1928 - 2008. Sein Werk umfasst Romane, Gedichte, politische Publizistik, Fernsehspiele und Hörspiele.