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IS-Geisel
Tourist oder Mossad-Agent?

Ein 19-jähriger Israeli soll in Syrien von der Terrormiliz "Islamischer Staat" entführt worden sein. Seine Eltern sagen, er wollte nur als Tourist in die Türkei reisen. Ein Magazin des IS behauptet, der Israeli habe selbst erklärt, er sei ein Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad.

Von Torsten Teichmann | 13.02.2015
    Unterstützer der Terrorgruppe IS während einer Demonstration in Syrien.
    Unterstützer der Terrorgruppe IS während einer Demonstration in Syrien. (afp / Karam Al-Masri)
    Die Eltern von Muhammad Sa'id Isma'il Musallam haben bestätigt, dass ihr Sohn zuletzt in Syrien war. Der 19-Jährige sei zunächst in die Türkei aufgebrochen, sagt Vater Said Musallam in der Wohnung der Familie in Ost-Jerusalem:
    "Mein Sohn war für einen Urlaub in die Türkei gereist. Und er hat mir gesagt, er sei vom IS in Syrien verschleppt worden. Das ist alles. Er sagte mir, er wolle heimkommen. Er wollte zurück aber der IS hielt ihn zurück. Zuletzt sagte mir jemand, mein Sohn sei im Gefängnis. Ich habe nie wieder von ihm gehört."
    Jetzt ist das Bild von Muhammad überall zu sehen: tief dunkle Augen, einen Bart um das Kinn. Ein Magazin des IS habe ein Interview mit dem 19-Jährigen veröffentlich, meldet zuerst der israelische online-Dienst ynet.
    Dubioses Interview
    In dem Gespräch soll Muhammad erklärt haben, er sei als Agent des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad nach Syrien gereist. Sein Auftrag sei es gewesen Waffenlager, Basen und Raketen ausfindig zu machen. Außerdem habe er die Namen von Palästinensern übermitteln sollen, die sich dem IS anschließen. So zitiert ynet aus dem Magazinartikel. Für die Echtheit gibt es keine Bestätigung.
    Eltern widersprechen Agententätigkeit des Sohnes
    Seine Familie widerspricht: Der Junge habe Abitur gemacht und als Freiwilliger bei der Feuerwehr gearbeitet. Ein Agent sei er nicht, protestiert die Mutter:
    "Ich habe es grad gehört. Ich wusste nichts, ich wusste nichts. Muhammad hat weder für die Israelis noch für jemand anders gearbeitet. Muhammad liebt seine Heimat und seine Arbeit. Ich glaube nicht, dass er das getan hat. Er ist sehr besonders, einmalig."
    Auch von offizieller, israelischer Seite heißt es, Muhammad sei kein Agent. Der Bruder des Jungen sagte dem Onlinedienst ynet, die israelische Polizei sei es gewesen, die zuerst den Verdacht äußerte, Muhammad habe sich dem IS angeschlossen. Der Vater und ein andere Bruder seien befragt worden. Später sei die Familie zu dem gleichen Schluss gekommen. Die Eltern in Ost-Jerusalem sorgen sich, ob sie ihren Sohn jemals wieder sehen werden
    "Muhammad ist ein armer Kerl, der hat nichts getan. Große Gnade für ihn, möge Gott sie allen gewähren. Ich wünsche nur, dass Gott ihn beschützt."