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IS-Miliz
Keine Hinweise auf geplante U-Bahn-Anschläge

Der irakische Premier hat mit seiner Äußerung, die IS-Miliz plane Anschläge auf Pariser und New Yorker U-Bahnen, Besorgnis und Verwirrung ausgelöst. Unterdessen setzen die USA ihre Luftangriffe auf die Terrorgruppe fort, auch der Einsatz von Bodentruppen wird debattiert.

Von Marcus Pindur | 26.09.2014
    Eine Frau wartet am 25.9.2014 auf ihre U-Bahn in einer Subway-Haltestelle von New York.
    "Es gibt keine unmittelbare Bedrohung unseres U-Bahn-Systems", versuchte der New Yorker Bürgermeister DeBlasio die Bürger seiner Stadt zu beruhigen. (AFP Photo / Jewel Samad)
    Es gebe keine glaubwürdigen Hinweise auf einen bevorstehenden Anschlag auf die New Yorker U-Bahn, versuchte Bürgermeister DeBlasio die Bürger seiner Stadt zu beruhigen:
    "Es gibt keine unmittelbare Bedrohung unseres U-Bahn-Systems. Ich sage das mit großem Vertrauen. Die Menschen sollten ganz normal ihren Geschäften nachgehen."
    Aus dem Weißen Haus hieß es, man habe die Äußerungen des irakischen Premierministers zur Kenntnis genommen, aber man könne deren Wahrheitsgehalt nicht ohne weitere Information der irakischen Regierung überprüfen. Die Äußerungen al-Abadis lösten Verwunderung aus, weil er sich noch 24 Stunden zuvor mit Präsident Obama getroffen hatte und nichts von den angeblichen Informationen des irakischen Sicherheitsdienstes erwähnt hatte. Nach Ansicht der amerikanischen Sicherheitsbehörden verfügt die IS-Miliz derzeit nicht über die Fähigkeit, Anschläge auf amerikanischem Boden auszuführen.
    Besorgt sei man dagegen in dieser Hinsicht über die Chorasan-Gruppe, erklärte das FBI. Es sei nicht klar, ob mit den Luftangriffen die Terrorplanung dieser Gruppe zerstört worden sei. Chorasan wirbt nach Informationen der Sicherheitsbehörden westliche Rekruten an, die Anschläge in Europa oder den USA ausführen sollen.
    USA und Verbündete setzen Luftangriffe fort
    Die Luftangriffe der USA und ihrer arabischen Verbündeten wurden unterdessen fortgesetzt. Man habe unter anderem Ölförderanlagen im Osten Syriens bombardiert. Damit soll der Terrormiliz, die sich unter anderem aus Ölverkäufen finanziert, der Geldhahn abgedreht werden. Die Raffinerien seien aber nur funktionsunfähig und nicht total zerstört worden, damit die moderate Opposition sie in Zukunft nützen könne. Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Bombenkampagne gegen die Terrormiliz erteilte Pentagonsprecher Admiral Kirby eine Absage:
    "Sie haben immer noch genug Geld, genug Freiwillige Kämpfer, genug Waffen, sie haben genug Fahrzeuge und sind mobil, sie kontrollieren weite Teile des Irak. Ich habe das schon mal gesagt: Dies ist erst der Anfang."
    Unterdessen bekommt Präsident Obama Unterstützung von den Republikanern im Repräsentantenhaus - was sonst selten passiert. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ed Royce, erklärte, der Präsident habe spät gehandelt, sei aber auf dem richtigen Weg.
    "Wenn wir eine robuste Kampagne von Luftschlägen führen und eine Koalition zusammenbringen, dann besteht Aussicht auf Erfolg. Wir müssen die arabischen und Kurdischen Kräfte bewaffnen, die die IS-Miliz bekämpfen wollen. Wir wollen keine massive Präsenz von amerikanischen Bodentruppen, aber wir wollen, dass die Gegner der IS-Miliz ausgerüstet werden."
    Diskussion um Bodentruppen
    Doch die Nachricht über einen überrannten Außenposten der irakischen Armee vor Bagdad warf in Washington erneut die Frage auf, ob es nicht doch einer stärkeren amerikanischen Präsenz am Boden bedarf. Die mehreren Hundert irakischen Soldaten, die von der Terrormiliz angegriffen worden waren, hatten von Bagdad Luftunterstützung angefordert, aber nie bekommen. Der Sicherheitsexperte und ehemalige Oberst der US-Army, Peter Mansoor, plädiert deshalb für mehr amerikanische Berater.
    "Das alles zeigt die Grenzen der Strategie des Präsidenten. Wenn man keine amerikanischen Berater in den jeweiligen irakischen Einheiten hat, dann ist man auf die komplett inkompetente Hierarchie der irakischen Armee angewiesen. Wären dort amerikanische Berater gewesen, dann hätten sie auf jeden Fall Luftunterstützung angefordert und bekommen."
    Am Anfang der Kampagne hatte Präsident Obama 300 Soldaten in den Irak entsandt. Jetzt sind es bereits 1700. Solange die irakische Armee unfähig ist, der IS-Miliz standzuhalten, wird der Druck wird wachsen, diese Zahl weiter zu erhöhen.