Dienstag, 16. April 2024

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IS-Terrormiliz
"Dieser Angriff ist weit mehr als eine kulturelle Tragödie"

Nach der Zerstörung antiker Kulturschätze durch die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak hat die Unesco eine Krisensitzung des UNO-Sicherheitsrats gefordert. Der Angriff sei auch eine Sicherheitsfrage.

27.02.2015
    Die brutale Zerstörung der Schätze befördere "Sektierertum, gewaltsamen Extremismus und den Konflikt im Irak", erklärte die Direktorin der UNO-Kulturorganisation, Irina Bokova, zur Begründung für ihren Antrag. Sie habe daher eine Krisensitzung des Sicherheitsrats zu der Zerstörung des irakischen Kulturerbes als Bestandteil der Sicherheit des Landes beantragt.
    In einem gestern veröffentlichten Video waren Extremisten im Museum von Mossul zu sehen, wie sie Statuen von ihren Podesten stoßen und mit Vorschlaghämmern in Stücke schlagen. Es handelt sich um Objekte aus altorientalischer Zeit aus dem Museum der Stadt Mossul und der Grabungsstätte Nivine. In dem Video ist unter anderem zu sehen, wie die Terroristen in dem Museum eine assyrische Türhüterfigur, die mehr als 2.600 Jahre alt ist, mit einem Presslufthammer bearbeiten.
    "Als würde man die Sphinx zerstören"
    Nach Angaben des Experten Markus Hilgert hat die Welt damit eine "Ikone der altorientalischen Bildkunst" verloren: "Das ist so, als würde jemand die Sphinx in Ägypten zerstören. Der Verlust ist eine Katastrophe", sagte der Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin der Deutschen Presse-Agentur.
    Unter den zerstörten Kulturgütern sind auch zahlreiche weitere assyrische Statuen, einige von ihnen überlebensgroß. Der etwa fünf Minuten lange Film zeigt, wie die Islamisten mit großen Hämmern auf die Stücke einschlagen oder sie umstürzen, wobei sie zu Bruch gehen.
    Restaurierung nicht möglich
    "Das waren wichtige historische Stücke", sagte Peter A. Miglus, Professor für Vorderasiatische Archäologie an der Universität Heidelberg. Angesichts der massiven Schäden werde es kaum möglich sein, sie zu restaurieren.
    Die Dschihadisten begründen die Zerstörungen mit ihrer radikalen Auslegung des Islam. In dem Video erklärt ein IS-Mitglied, die Statuen hätten Assyrern und anderen Völkern der Vielgötterei gedient. Der Islam verbiete bildliche Darstellungen von Menschen und Gott.


    Die leere Felsennische der zerstörten Buddha-Statue im afghanischen Bamian
    Nach der Zerstörung: Die leere Felsennische der zerstörten Buddha-Statue in Bamian (dpa / Farhad Peikar)
    Erinnerung an Bamian
    Der Fall erinnert an die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamian, die von den Taliban in Afghanistan gesprengt wurden. Am Samstag vor 14 Jahren hatten die Islamisten damit begonnen, die beiden 38 und 55 Meter hohen Statuen aus dem 6. Jahrhundert zu zerstören.