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Is was?! Aufreger der Woche
Hitze, Hetze und Abfallprodukte

Die Sonne brennt. Und bekommt nicht jedem. Zumindest fordert sie Ausfälle in verschiedene Richtungen - ob bei Alexander Gauland am See in Potsdam, bei den Diskutanten auf Twitter oder bei dem Herrscher am Bosporus. Sie alle sind in der Hitze mental auf Sparflamme unterwegs.

Von Philipp Walulis | 17.08.2018
    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan spricht mit Bedirhan, einem Leukamie-Patienten, mittels Video-Anruf
    Der türkische Präsident Erdogan rief seine Anhänger auf, ihre Apple-Smartphones zu zerstören - obwohl er vormals eigentlich ganz gern damit kommunizierte (picture alliance / dpa / Murat Cetinmuhurdar)
    Deutschland diese Woche: Im Würgegriff der Hetze. Und Hitze. Da traf es sich gut, dass Alexander Gauland im ZDF-Hochsommerinterview nach dem Konzept seiner Partei zum Klimawandel befragt wurde:
    "Man kann keine Lösungsvorschläge bringen"
    Ach guck, wenigstens eine Sache, die für die AfD ‘alternativlos’ ist. Auch bei vielen anderen wichtigen Themen abseits der Flüchtlingsfrage zeigte sich schnell: Dürre! Seine Strategie zur Digitalisierung:
    "Nein, das kann ich Ihnen nicht erklären"
    Mieterschutz in Ballungsräumen:
    "Also da steht bestimmt nichts im Parteiprogramm, das ist richtig"
    Und das Rentenkonzept:
    "Doch, nein, nicht jetzt."
    Louis de Funes hätte es nicht besser sagen können!
    "Nein! Doch! Ohh!"
    Internet keine Einbahnstraße
    Doch Alexander Gauland war nicht der einzige alte weiße Mann, dem die Hitze zusetzte. Bei Twitter versuchte sich die CSU am Hashtag CSUliefert. Die Starkbier-Strategen aus Bayern wollten so ihre eigenen Leistungen bewerben. Blöd nur, dass das Internet keine Einbahnstraße ist. Unter ihrem eigenen Hashtag ergoß sich Häme über die CSU: Das einzige was sie liefere sei Hass, Angst, Hetze und Parolen einer AfD in der Light-Version. Hmm, das Social-Media-Konzept der CSU scheint wohl vom gleichen Strategen erdacht worden zu sein, der auch schon an Dobrindts vermurkster PKW-Maut gebastelt hat.
    Aber das war nicht das einzige, was im Meinungs-Moloch Twitter diese Woche brodelte: Die Journalistin Sibel Schick schrieb:
    "Es ist ein strukturelles Problem, dass Männer Arschlöcher sind."
    Die Reaktionen darauf fielen so heftig aus, dass sich dagegen eine Sauf- und Koks-Nacht mit Jan Ullrich sicher wie ein Wellness-Urlaub angefühlt hätte. Schick wurde kübelweise mit Hass, Hetze und persönliche Gehässigkeiten überschüttet. Und klar, ihr Tweet war nicht die feine Art. Aber: Wenn eine eloquente Autorin es als einzigen und letzten Ausweg sieht, derart polemisch und verletzend zu argumentieren: Dann sagt das viel über das zugrunde liegende Problem aus. Auf beiden Seiten der Twitter-Timeline.
    Vielleicht wäre es schlauer gewesen, wenn alle Beteiligten dem Vorbild eines anderen hitzigen Mannes gefolgt wären: Der türkische Präsident Erdogan rief seine Anhänger auf, ihre Apple-Smartphones zu zerstören. Ausgerechnet er, der sich während des Putsches per iPhone gemeldet hatte und auch sonst mit allen möglichen Produkten des Apple-Konzerns zu sehen war. Ist das nicht ein großer Widerspruch? Nun, die Antwort darauf haben uns bereits zwei ganz große Komiker gegeben:
    "Nein! Doch! Ohh!"