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Is was?! - Aufreger der Woche
Merkel, Macht und Martin Luther

Sie haben ihr Jubiläum nach besten Kräften gefeiert, und sie hatten 500 Jahre Zeit, aber Protestanten können nach wie vor nicht, was Könige, Katholiken und Koalitionssondierer können: Protestanten können nicht schön von Balkonen winken.

Von Stefan Reusch | 03.11.2017
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht am 18.10.2017 in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin mit Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag und mit Grünen-Chef Cem Özdemir (r)) vor den Sondierungsgesprächen zwischen der Union und den Grünen auf dem Balkon. Union, FDP und Grüne beginnen mit Sondierungen für eine Jamaika-Koalition. Neben Merkel steht Peter Altmaier (CDU), Chef des Bundeskanzleramts.
    Fröhliches Winken der Koalitionssondierer - Angela Merkel, Peter Altmaier, Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir auf dem Balkon der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin (Kay Nietfeld/dpa)
    Welch reicher Himmel Stern bei Stern ... Da! Angela Merkel. Für das US-Magazin "Forbes" erneut die mächtigste Frau der Welt, zum 7. Mal in Folge. Gut, der Erfolg ist relativ, wenn man bedenkt, dass auf Platz zwei bereits Theresa May kam. Und nicht etwa: Margot Käßmann. Aber die kennen die Amis wohl nicht. Wir schon.
    Material zum Schrottwichteln
    Dank des Reformationsjubiläums, 500 Jahre Thesenanschlag durch Martin Luther, den Katalanen unter den Religionsstiftern. Ja, Luther war ein Spalter - bei allem Respekt - und: Hat es sich gelohnt? Wirklich? Fehlte nicht all den Feierlichkeiten, auch den letzten, größten jetzt am Reformationstag, das Quäntchen Protz und Prunk, das die römische Konkurrenz so gern gewährt und das nicht nur alle 500 Jahre, sondern allsonntäglich? Und der unzweifelhafte Verkaufserfolg des Playmobil-Luther-Männchens, mag er dem Protestanten als Beweis für ihm innewohnenden Frohsinn gereichen, den Katholiken dürfte er allenfalls ans nächste Schrottwichteln gemahnen. Eine andere Kultur.
    In 500 Jahren schon – wer weiß. Aber ob dann die Protestanten so souverän vom Balkon runterwinken können wie … Nein, eben nicht der Papst! Der ist auch souverän. Oh ja! Grade hat er öffentlich gebeichtet, er schlafe schon mal beim Beten ein. Bitte: Welcher evangelische Würdenträger … genug.
    Auf dass das Balkongewinke nimmer enden möge
    Nein, es winken in letzter Zeit so souverän als wie ein steinaltes Königshaus unsere Sondierungsgesprächsrundenteilnehmer. Menschen verschiedenster Parteien, die sich noch nie auch nur angeguckt haben, schließen erbitterte Freundschaften, rauchen, tanzen, singen. Ja, so sieht es justament aus, und Cleverles, die sie ja alle sind, lassen sie, auf dass das Balkongewinke nimmer enden möge, die Weltpresse wissen, dass sie überhaupt keiner Meinung sind, also keiner gemeinsamen, dass es knallhart zugehe und keiner weichen werde. Nicht mal die FDP. – Genug. Da! Sie wollen uns wieder zuwinken. Allmählich sollten wir mal zurückwinken. Man reiche mir einen Zaunpfahl.