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Is was?! - Aufreger der Woche
Moral-Tests und Ethik-Fragen

Die Queen hält eine Regierungserklärung - ohne erklärte Regierung. In Frankreich scheitern vier Minister an der Moralhürde des neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron. In Deutschland leidet ein Kanzlerkandidat dagegen unter Wahlvorstellungen.

Von Stefan Reusch | 23.06.2017
    Martin Schulz, Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat der SPD
    Leidet unter Wahlvorstellungen: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. (imago stock&people)
    Politik, was ist mit dir los? Großbritannien: Am Mittwoch war die Queen Speech - eine Regierungserklärung, erstmals ohne erklärte Regierung. Frankreich: Vier Minister erklärten ihren Rücktritt. Gescheitert an der Moralhürde des Chefs. Emmanuel Macron, der neue französische Revolutionär, will die Moral in die Politik bringen. Was die da soll?
    "Keine Sache für Leute von Charakter"
    Nein, nein, nein, Politiker einem Moraltest unterziehen - das geht nicht. Das ist noch nie gut gegangen. Schon der alte Grieche Aristophanes wusste: "Regieren ist keine Sache für Leute von Charakter und Erziehung." Isso. Der Satz gilt selbstverständlich nicht für verstorbene Regierende. Über die sagt man nix Schlechtes. Es sei denn, man gehört zur Verwandtschaft oder hat sonst einen triftigen Grund. "Helmut Kohl war eine", so Bundestagspräsident Lammert gestern fast mutig, "war eine außergewöhnlich sture Persönlichkeit".
    Wahlvorstellungen
    Hier gibt's noch so eine! Martin Schulz. Er verlautbarte via "Stern":
    "Ich sage den Satz immer noch ganz selbstbewusst: Ich will Bundeskanzler werden."
    Leidet Schulz unter Wahlvorstellungen? Sie kann da nur lächeln - Angela Merkel. Wenn ich Kanzlerin bleibe, lächelt sie, dann bleibt auch die soziale Gerechtigkeit.
    Und wo? Auf der Strecke? Nichts für ungut.
    Integre Autos
    Bleiben wir "auf der Strecke". Auf der, die unsere Autos befahren, demnächst fahrerlos. Das selbstfahrende Auto ist schon toll.
    Nun hat eine sogenannte Ethikkommission ihre Gedanken vorgelegt zu moralischen Fahrproblemen. Wen soll der Bordcomputer im Falle eines Unfalles überfahren lassen, wen nicht. Moment, sagt die Kommission: Leben gegen Leben - diese Entscheidung ist Menschensache.
    Kaum geht es um Moral, wird aus intelligenter Technik wieder doofe Maschine. Klar: Ein moralisch integres Auto kann es nicht geben, es würde niemals überhaupt losfahren.